Freitag, 22. Juni 2012

Der große Tag

Und heute war es dann soweit: morgens um fünf habe ich mich aus dem Bett gequält und mich durch strömenden Regen, Sturm und Dunkelheit (Nick, mein Kollege heute, fasste es ziemlich gut zusammen mit: "Ich bin zum ersten Mal diesen Winter um diese Zeit aufgestanden und konnte nicht glauben, wie dunkel es war!") zum Bahnhof gequält und bin nach Sunshine gefahren - was lustig war, weil es immer noch regnete wie blöd. Dort wurden wir von Justin abgeholt, dem Lehrer, der das Ganze heute mit uns veranstaltet hat, und der sich lustigerweise als früherer Bürokollege von Nick herausstellte.
Und es war ein echt guter Tag, wir haben unseren Zeitplan eingehalten, die SchülerInnen hatten Spaß und - was mich am meisten gefreut hat - mein Kollege hatte soviel Spaß, dass er darüber nachdenkt, das Programm auch anderen Schulen anzubieten und damit weiterzumachen, wenn ich weg bin. Und während wir normalerweise immer unseren Zeitplan überziehen, hatten wir heute sogar noch Zeit, um über schwarze Löcher und Spezielle Relativitätstheorie zu reden. Hier mal ein Ausschnitt aus einem der (sehr guten) Vorträge von Nick:



Etwas Lustiges ist zwischendurch passiert: plötzlich wurde über die Lautsprecher Rockmusik gespielt, und sofort sprangen alle auf, die SchülerInnen setzten sich auf die Seite des Klassenraums, den man durch die Fenster in der Tür nicht sehen konnte, Justin schloss die Tür von innen ab und klebte einen Zettel in das Fenster. Das ist hier eine spezielle Art von Alarm: für den Fall, dass jemand Fremdes in die Uni kommt mit dem Ziel, jemandem zu schaden, werden die SchülerInnen trainiert, so zu tun, als wären sie nicht da. So sieht das Ganze dann aus:

Um drei waren wir dann fertig - völlig erledigt und ziemlich müde (trotz insgesamt einem Liter Kaffee, den wir jeweils getrunken haben), aber zufrieden. Hurra - es hat geklappt :) (und obendrein noch Spaß gemacht)

Abends habe ich dann gepackt, denn: ich warne hiermit vor, ab morgen mache ich mich auf die erste meiner Mehr-von-Australien-sehen-als-nur-Melbourne-Touren und da Hotels hier entweder kein oder schlechtes oder schamlos überteuertes Internet haben, werde ich für knapp zwei Wochen vermutlich keine Blogeinträge schreiben und weder auf Mails antworten noch bei Skype online sein - macht euch keine Sorgen, mir ist nichts passiert, ich bin nur in der australischen Internetlosigkeit gestrandet :)

Donnerstag, 21. Juni 2012

Zeugs erledigen und Tee trinken

Heute wollte ich wieder zum Geschichtenerzählen gehen, von dem wieder der erste Teil ausgefallen ist (dafür habe ich Mario getroffen :), sodass ich wieder eine Stunde hätte warten müssen und da es heute extrem stürmisch kalt draußen ist, bin ich einfach wieder nach hause gegangen.
Das war auch gut so, denn zurück am Computer erwartete mich eine e-Mail von einem der Physiker, die während der ICHEP (eine große australische Teilchenphysik-Veranstaltung) eine Veranstaltung für SchülerInnen veranstalten: er hatte davon gehört, dass ich damit Erfahrung habe (wie ich jetzt herausgefunden habe, als Einzige in der Physikabteilung der Uni Melbourne) und hat mich gebeten, ihm das Programm zu erklären. Also habe ich meinen Laptop eingepackt, bin doch noch zur Uni marschiert und habe ihm ein paar Tips für seine Veranstaltung gegeben. Das war schon putzig: Martin heißt er, ist nicht viel älter als ich und dachte bisher, er würde dort mithelfen, bis ihm gestern jemand erklärte, dass er der Hauptverantwortliche für die ganze Sache ist. Daher war er für jede Hilfe dankbar, die er bekommen konnte.
Da es ansonsten so windig und kalt draußen ist, dass ich mich nicht überwinden konnte, nach draußen zu gehen, habe ich den Rest des Tages damit verbracht, Zeugs zu erledigen, das erledigt werden musste und Tee zu trinken :)

Mittwoch, 20. Juni 2012

Zuviele verschiedene Stecker auf der Welt

 Da am Donnerstag unsere Teilchenphysik-für-SchülerInnen-Veranstaltung stattfindet (und ich die Vorbereitungen dafür bisher immer auf die Zeit nach den Klausuren verschoben habe), habe ich mich heute darum gekümmert: morgens habe ich mich auf die Suche nach einem Adapter gemacht, mit dem ich meinen Mac an einen Beamer anstöpseln kann und es ist zum Aus-der Haut-fahren: es gibt zwei verschiedene Größen für den Stecker am Mac und zwei verschiedene Beamerstecker und ich habe alle drei Steckerkombinationen gefunden, die ich nicht gebrauchen kann, aber nicht die Kombination, die ich brauchte, bis sie mir dann im zweiten Laden sagen konnten, dass ich wieder zurück ans andere Ende des Stadtzentrums musste, wo sich der Mac-Laden befindet. Hngnn.
Also war ich erstmal in der Uni und habe die Zettel für die SchülerInnen am Donnerstag ausgedruckt, mich mit Nick getroffen, der mit mir zusammen in die Schule fährt, und der mir erzählt hat, dass er Donnerstagmorgen bis zwei Uhr morgens ein Meeting hat. Um acht treffen wir uns an der Schule. Das wird lustig :)
Und ich habe zwei neue Dinge im Aufzug gefunden, über die ich lachen musste, beide quantenfeldtheoretisch. Das eine "Can't take any more charakter building" muss ich erklären: in der Quantenfeldtheorie verbringt man ziemlich viel Zeit damit, Dinge, die funktionieren, in andere Dinge umzurechnen, die für andere Dinge funktionieren (zum Beispiel: Strecken mit dem Auto in Kilometern messen funktioniert gut, wenn man Strecken in der Wohnung messen will, rechnet man lieber in Metern, also muss man, obwohl man auch Strecken misst, Kilometer in Meter umrechnen). In der Quantenfeldtheorie ist das mit seitenweise Blättern voller griechischer Buchstaben verbunden und unser Prof pflegte zu sagen "das selbst auszurechnen stärkt den Charakter." Deshalb schrieb jemand aus meinem Kurs, dass sie keine Charakterstärkung mehr ertragen kann.
Dann wurde der bis dahin ziemlich unerfreuliche Tag gut: Sinem hat mich zu Kaffee und Kuchen eingeladen und als ich mich danach auf den Weg zum Mac-Laden gemacht habe, konnte ich tatsächlich den strahlend blauen Himmel und das herrliche Wetter genießen und hatte Spaß daran, durch die Stadt zu gehen. Und ich habe auch endlich meinen Adapter bekommen (allerdings musste ich einem Apple-Mitarbeiter sehr freundlich und explizit erklären, dass ich nicht einsehe, warum ich ihm all meine persönlichen Daten geben sollte, wenn ich einen Adapter kaufe).

Jetzt muss ich nur noch meine Vorträge für Donnerstag fertigmachen und einmal durchsprechen (damit ich nicht ständig stecken bleibe, weil mir das englische Wort nicht einfällt) und noch ein paar Packungen Kaffee für Nick und mich besorgen und dann bin ich fertig! Hier meine gesammelten Vorbereitungen bisher :) (die Süßigkeiten sind für die SchülerInnen, die Fragen richtig beantworten und für die ersten drei Plätze beim großen Teilchenphysik-Quiz zum Abschluss :)
Nebenbei: Hurra! Ich habe Wäsche gewaschen und die Wäsche ist einfach vollständig, sauber und unverfärbt nach Ablauf der Zeit herausgekommen. Hurra!

Dienstag, 19. Juni 2012

Die letzte Klausur!

Heute war er, der Tag meiner letzten Klausur, allerdings haben wir die Klausur heute nicht in unserem üblichen gemütlichen kleinen Seminarraum geschrieben, sondern im riesigen Royal Exhibition Building, was so abgelaufen ist:
um neun kam ich dort an und traf auf schon ungefähr 1000 Studierende, die dort herumstanden und darauf warteten, dass sie nach drinnen durften (durften wir aber nicht). Da alle anderen ihre Taschen in einen von zwei kleinen Containern gebracht haben, vermutete ich (wie sich herausstellte, zurecht), dass wir unsere Taschen dort drin abstellen mussten und nur Block und Federtasche mit nach drinnen nehmen durften. Also stellt man seine Tasche auf ein Regal, auf dem schon Hunderte andere Taschen stehen, an die jeder einfach so herankommt und darf nur seine Schreibutensilien mit nach drinnen nehmen.
In das Gebäude selbst darf man um exakt 9:15, wenn auch die Einlesezeit beginnt (das ist hier die Zeit, in der man nur lesen und nichts schreiben darf, nicht mal seinen Namen auf den Zettel). Aufgrund der tausend anderen Studierenden, die schon in das Gebäude drängten, war ich erst gegen 9:20 drinnen, nur um festzustellen, dass sich drinnen ungefähr 2000 nummerierte Plätze befanden und ich keine Ahnung hatte, welcher meiner war. Also habe ich mich wieder nach draußen gequetscht und eine Liste gefunden, auf der mein Platz stand. Hurra!
Wieder drinnen konnte ich dann endlich meine Klausur lesen, bis plötzlich ein älterer Herr neben mir stand und mir erklärte, dass ich meine Federtasche und mein Portemonnaie nicht mit nach drinnen bringen hätte dürfen, man hat sein Portemonnaie gefälligst in dem Taschencontainer zu deponieren (wo ein großes, nettes Schild der Uni hängt, das besagt, dass sie für unserer Wertsachen keine Verantwortung übernimmt)! Also hat er mir meine Federtasche weggenommen ("die können Sie sich nachher an der Eingangstür abholen") und ich musste mein Portemonnaie auf den Boden legen(!).
Die Klausur an sich ist ganz gut gelaufen, nicht problemlos, aber immerhin bin ich mir diesmal halbwegs sicher, dass ich bestanden habe; allerdings ist das Gebäude so groß und kalt, dass nach etwa zwei Stunden die Hände kalt und steif werden und das Schreiben echt schwierig wurde.
Als es dann endlich vorbei war und wir unsere Arbeiten abgegeben hatten, durften wir auch nicht einfach so aufstehen, sondern mussten warten, bis wir die Erlaubnis dazu bekommen hatten - sodass 2000 Studierende auf einmal zu den Taschencontainern (draußen) gerannt sind. Sinem und ich mussten uns dann noch hinter die Eingangs-Flügeltüren durchwühlen, wo unsere Federtaschen auf dem Boden herumlagen.
Also ehrlich, als wären Klausuren an sich nicht schlimm genug - in Melbourne (vor allem, wenn einem vorher niemand die Regeln erklärt) sorgen sie dafür, dass man sich echt unwohl fühlt.

Dafür waren Sinem und ich danach noch beim Italiener und haben uns ein Glas Wein gegönnt :)

Abends habe ich mal wieder etwas Neues ausprobiert: eine Probestunde in chinesischer Kalligraphie. Das Zeichen links ist die erste Silbe meines Vornamens und es ist ziemlich interessant: der Strich ganz oben ist der Himmel, der gebogene Strich darunter ist ein Schirm und die vier kleinen schrägen Striche sind Regen - das Ganze ist das Zeichen für Regen. Das darunter ist das Zeichen für Straße. Beides zusammen bedeutet Tau.
Also habe ich die erste Stunde damit verbracht, diese erste Silbe in groß auf das Papier zu pinseln (siehe oberer Teil des rechten Bildes) und während der zweiten Stunde durfte ich dann alle drei Silben in klein ausprobieren. Der Lehrer war sehr, sehr nett (derjenige, den ich vor ein paar Wochen dabei gefilmt habe, wie er die Zeichen malt), aber auch sehr korrekt, deshalb war es ein wenig mühselig, aber nach einer Weile auch irgendwie entspannend. Von diesen Papierrollen habe ich übrigens insgesamt sechs Stück bemalt :)

Montag, 18. Juni 2012

Warum der Schnabeligel Stacheln hat

Mein heutiger Plan, der Lernerei zu entkommen, wurde in mehrfacher Hinsicht vereiteilt:
angekündigt war ein Programm, bei dem die traditionellen Winterbeschäftigungen der Ureinwohner vorgestellt wurden: Didgeridoo spielen, Körbe flechten, tanzen, Geschichten erzählen und Musik auf Gummibaumblättern spielen. Losgehen sollte es um zwölf. Also war ich um zwölf am Lagerfeuer. Niemand sonst.
Tatsächlich los ging es dann um 13 Uhr - und Punkt 13 Uhr fing es auch an zu regnen. Allein aus Trotz wäre ich dort geblieben - aber die VeranstalterInnen nicht. Nun ja. Ich habe trotzdem eine Geschichte zu erzählen:
Warum der Schnabeligel Stacheln hat:
Während einer großen Dürre litten Menschen und Tiere großen Durst und die ersten begannen zu sterben. Der einzige, der nicht aussah, als würde er Durst leiden, war der Schnabeligel, der damals noch keine Stacheln hatte. Die anderen wurden misstrauisch, weil der Schnabeligel so vergnügt und zufrieden aussah, also fragten sie ihn, ob er wüsste, wo sie Wasser finden könnten, doch der Schnabeligel verneinte. Also baten die anderen einen kleinen, schlauen Vogel, dem Schnabeligel zu folgen und herauszufinden, ob er log, doch der kleine Vogel konnte nichts herausfinden. Also fragten sie den Frosch, denn falls sich jemand mit Wasser auskannte, dann war es der Frosch. Der Frosch folgte dem Schnabeligel und versteckte sich im hohen Gras, und er sah, wie der Schnabeligel einen Stein anhob und darunter befand sich ein Teich, mit dem Wasser darin. Der Frosch erzählte den anderen davon und alle konnten endlich trinken. Der Schnabeligel wurde als Strafe dafür, dass er gelogen hatte, in einen Kaktusstrauch geworfen und nachdem er sich mühsam daraus befreit hatte, blieben die Stacheln für immer in seinem Rücken stecken.

Auf dem Rückweg musste ich schmunzeln: die neuen Studierenden kommen allmählich an und ich bin mir nicht sicher, ob es Tradition ist, den Brunnen unter Schaum zu setzen oder ob jeder Jahrgang tatsächlich unabhängig voneinander auf diese Idee kommt, auf jeden Fall gibt es dieser Tage in Melbourne mal wieder einen Schaumbrunnen :)

Sonntag, 17. Juni 2012

Kriegstanz

Heute war ich bei einer etwas seltsamen Veranstaltung namens "den Körper lesen", bei der man schon aus der Beschreibung nicht schließen konnte, was einen erwartete (es war angekündigt als Möglichkeit, Hände, Symbole, Körper und die Erde lesen lernen).
Es hat dann aber doch Spaß gemacht, denn zum ersten Mal, seitdem ich in Australien bin, habe ich jemanden ein Didgeridoo spielen hören! Beim ersten Teil der Veranstaltung wurde nämlich erst die Geschichte erzählt, wie der australische Schwan zu seiner schwarzen Farbe kam, danach wurde die Geschichte in Form eines traditionellen Tanzes aufgeführt und dann gab es noch einen australischen Kriegstanz (der nicht weniger beeindruckend ist als der neuseeländische), alles hier zu sehen:

die Geschichte:

die Geschichte getanzt:


der Kriegstanz:

Ich vermute, das war der "den Körper und Symbole lesen"-Teil. Danach habe ich dann nämlich auch verstanden, was Hände lesen bedeutete: Gebärdensprache. Die ganze Veranstaltung heute war in Kooperation mit der hiesigen Gesellschaft für Gehörlose organisiert und entsprechend war der nächste Teil: ein Gedicht wurde in Gebärdensprache erzählt (siehe Foto), dann wurde es für uns Nichtkundige übersetzt und dann wurde es uns beigebracht, ich kann jetzt also eine Gedichtstrophe in Gebärdensprache, von der ich leider vergessen habe, was sie übersetzt bedeutet (ungefähr soviel wie: Ich träume von einer Welt, in der alle einenander verstehen, in der die Worte wie Schmetterlinge fliegen und in der die Schmetterlingsworte Liebe sind (als Gebärdensprachengedicht verständlicher, weil das australische Schmetterlings-Gebärdenzeichen dem australischen Liebe-Gebärdenzeichen ähnelt)).
(Nebenbei haben sie auch erzählt, dass das einzige Institut in Victoria, in dem die australische Gebärdensprache unterrichtet wird, wegen Kürzungen der Gelder vom Staat schließen musste, sodass es jetzt in diesem Bundesstaat tatsächlich niemanden mehr gibt, der darin unterrichtet wird.)

Dann wurde der bis dahin nieselnde Regen ein ausgewachsener Wolkenbruch, mir war kalt und nass und ich habe den Rest des Programms übersprungen und bin nach hause gegangen. Um die aufsteigende Demotivation (zuhause erwarteten mich nur mehr Vorlesungsmitschriften) zu bekämpfen, habe ich ein neues chinesisches Desserthaus ausprobiert: heute gab es Tofupudding mit Lotussamen (bevor ihr euch fragt wie ich ausgerechnet darauf gekommen bin: ich kannte die meisten anderen Dinge schon und wollte es mal ausprobieren). Die Lotussamen haben auch echt lecker geschmeckt, aber Tofupudding ist keines der Dinge, die man hier probiert haben muss.

Samstag, 16. Juni 2012

Rockstar

Heute morgen hatte ich eine lustige Begegnung im Fahrstuhl: ich fuhr nach unten, um Wäsche zu waschen und in den Fahrstuhl stieg (jemand, dessen Namen ich ständig vergesse). Ich fragte: "Hey, wie gehts?" er: "schrecklich müde." Ich: "Warum bist du denn dann schon aufgestanden?" (Semester ist ja schon vorbei) er: "weil ich schon eine Stunde zu spät für meinen Kurs dran bin ... ich hoffe, sie lassen mich noch rein."
Ließen sie übrigens nicht. Er kam dann eine Viertelstunde später zurück in den Aufenthaltsraum, wo ich noch war, weil sich die Waschmaschine eine neue Gemeinheit hat einfallen lassen: sie zeigt nach Ablauf der Waschzeit das an, was sie anzeigt, wenn sie fertig ist, also nimmt man die feuchte Wäsche raus, stopft sie in den Trockner - und dann fängt die Maschine erst an zu waschen. Leer. Sodass man die eigentlich doch nicht gewaschene Wäsche dann nochmal waschen kann. Ich freue mich irgendwie auf meine Waschmaschine daheim :)

Sehr viele Notizen und Übungsaufgaben aus Astrophysik später war ich abends beim Melbourner "Indische Filme"-Festival, wo ich den allerersten Bollywood-Film meines Lebens gesehen habe. Und zwar drei Stunden lang. Und gemessen an dem, was ich vorher über die Filme gehört habe, war er ehrlich gesagt ziemlich gut. War halt eine verworrene Liebesgeschichte und es wurde sehr viel gesungen und getanzt, aber der Film hieß Rockstar und es ging (wer hätte das gedacht) um die Entwicklung eines Rockstars - also war das schon okay. Und ich mochte ihn (naja, sagen wir die ersten zweieinhalb Stunden. Dann wurde es wirklich etwas zäh).
Nichtsdestotrotz: es hat sich gelohnt :)

Bollywoodfilme in meinem Leben gesehen: 1

Freitag, 15. Juni 2012

Karrierechancen

Da es heute auf den Tag genau noch dreißig Tage sind, bis ich aus der Unilodge ausziehen, war es heute an der Zeit, Internet und Strom zu kündigen. Mein Internetanbieter macht es einem relativ leicht (man muss nur alle seine Daten zusammensuchen und sich einloggen, dann entscheidet man, in wievielen Monaten man sich abmelden möchte und ist fertig), aber der Stromanbieter bietet einfach keine Möglichkeit, auf der Homepage zu kündigen, also habe ich angerufen und war nach nur vier Runden "Wenn Sie eine Frage zu Strom haben, drücken Sie die 1!" mit einer Mitarbeiterin verbunden, die widerstrebend meinen Account gekündigt hat (hier zahlt man tatsächlich nochmal eine Gebühr dafür, seinen Strom abzumelden. Unglaublich!).

Mitags war ich nochmal in der Uni, um mein zweites Astrophysik-Assignment abzuholen (87% - hurra!) und war zutiefst erleichtert, als ich im Aufzug sah, dass ich nicht die einzige war, die sich nach der Quantenfeldtheorie-Klausur fragte, ob ich wirklich in das Physikgebäude gehöre. Danke, unbekannter Aufzugsbeschrifter :)

Da ich abends schon mit meinem Lernpensum für heute fertig war, habe ich mir danach (nachdem ich eine Viertelstunde hiflos durch den riesigen Medizinbezirk der Uni Melbourne geirrt war, bis ich das Neurologiezentrum gefunden hatte) noch eine Podiumsdiskussion mit dem spannenden Titel "Gesetz vs Begehren" angesehen. Es ging dabei um den Treibhauseffekt und gemeint war, dass wir zwar alle wissen, wie man sich umweltschonend verhalten sollte, es aber trotzdem nicht immer tun, weil wir eben auf andere Dinge Lust haben, und wie und ob man dagegen mit Gesetzen vorgehen könnte. Eingeladen waren ein Professor für Forschung und Klimawandel von der Uni Melbourne, ein ziemlich cooler Aktivist mit einem interessanten Projekt: aus der Gewerkschaft heraus finden sich Menschen zusammen, denen es nicht mehr reicht, zu demonstrieren, weil sich dadurch nichts ändert, sondern die 100.000 AustralierInnen anwerben wollen (zur Zeit haben sie 40.000) und mit den eingenommenen Mitgliedsbeiträgen Firmen bauen, die zum Beispiel Solarzellen herstellen, die dann von den MitgliederInnen (zu günstigeren Preisen) abgekauft werden. Das Ganze ist als Konkurrenz zu dem derzeitigen Energieregime gedacht, nachdem den Leuten Änderungen aus Politik und Wirtschaft zu langsam waren.
Dazu kamen eine Professorin der Uni San Francisco, die darüber gesprochen hat, wie hohl der Begriff Nachhaltigkeit allmählich wird, da in den USA der Begriff schon für riesige Anlagen gebraucht wird, solange sie, zum Beispiel, ihren organischen Müll recyclen. Plus eine Professorin der Uni Melbourne für Internationales Recht, deren Thema war, wie schwierig es ist, ein internationales Klimaschutzabkommen zu verabschieden, auch am Beispiel der USA (da die sich je gegen das letzte gesträubt haben): die USA unterstützen so ein Abkommen nur, wenn im Senat dafür entschieden wurde, wofür eine zwei-Drittel-Mehrheit nötig ist. Aufgrund der Art, wie entschieden wird, welcher Bundesstaat wieviele SenatorInnen entsendet (was nicht mit der Bevölkerungszahl zusammenhängt), ist es deshalb möglich, dass so ein Abkommen nicht unterstützt wird aufgrund er Entscheidung von SenatorInnen, die nur 7.4% der amerikanischen Bevölkerung vertreten. War eine sehr gute Diskussionsrunde.

Donnerstag, 14. Juni 2012

sehr unspektakulär

Heute habe ich tatsächlich den ganzen Tag nur drinnen gesessen und für meine nächste Klausur (in Astrophysik) gelernt und war nur kurz draußen, um einzukaufen. Da ich dementsprechend auch nichts zu erzählen habe (außer sehr viel Astrophysik), greife ich hier auf den Tipp meines Mitbewohners zurück, der meinte, wenn ich nichts zu erzählen habe, sollten meine Einträge einfach so aussehen wie die von Rincewind in Australien. Da ich auch nichts so Spektakuläres wie Rincewind zu erzählen habe, zitiere ich daher einfach eine Woche Tagebucheinträge von ihm :)

wahrscheinlich Dienstag: heiß. Fliegen. Essen: Honigameisen. Von Honigameisen angegriffen. In ein Wasserloch gefallen.
Mittwoch, mit ein wenig Glück: heiß. Fliegen. Essen: entweder Buschrosinen oder Kanguruhkot. Von Jägern gejagt, aus unbekanntem Grund. In ein Wasserloch gefallen.
Donnerstag (vielleicht): heiß, Fliegen. Essen: Eidechse mit blauer Zunge. Von Eidechse mit blauer Zunge gebissen. Von verschiedenen Jägern gejagt. Von Klippe gefallen, an einem Baum abgeprallt, von einem kleinen grünen, inkontinenten Teddybären angepinkelt, in einem Wasserloch gelandet.
Freitag: heiß, Fliegen. Essen: Wurzeln die irgendwie noch Erbrochenem geschmeckt haben. Hat mir Zeit gespart.
Samstag: heißer als gestern. Mehr Fliegen. Sehr durstig.
Sonntag: heiß, im Delirium, mit Durst und Fliegen. So weit der Blick reicht nur Nichts mit Büschen. Beschloss, zu sterben, brach zusammen, rutsche eine Düne hinunter und fiel in ein Wasserloch.
Montag: heiß, Fliegen, Mottenlarven gegessen.

Mittwoch, 13. Juni 2012

nie wieder Quantenfeldtheorie (hoffentlich)

Heute war der Tag der grässlichen Quantenfeldtheorieklausur und es war ein bisschen lustig: vorher trafen wir uns alle selbsthilfegruppenartig im Aufenthaltsraum und verglichen den Status unserer Vorbereitungen - hier Platz 2 der NotizzettelfanatikerInnen:

Und dann war es soweit: vier Stunden lang eingeschlossen mit vier Quantenfeldtheorieaufgaben. Eine 15-Punke-Aufgabe war eines der mehrdeutig gestellten Probleme, das ich zu hundert Prozent falsch habe, eine der 15-Punkte-Aufgaben habe ich problemlos hinbekommen und jetzt bleibt nur noch zu hoffen, dass ich von den anderen zwei jeweile-25-Punkte-Aufgaben mindestens die Hälfte der Punkte bekomme (was sehr, sehr knapp klappen oder nicht klappen wird. Meine Ergebnisse waren wie früher, wenn man wusste, das Klausurergebnis war drei oder fünf und man bekam 537,4/Wurzel aus 31,2 heraus)

Danach war ich ehrlich gesagt so erledigt, dass ich mich nicht mehr aufraffen konnte, rauszugehen, also habe ich mir auf dem Heimweg eine neue Pizzeria gesucht, mir eine riesige italienische Pizza geholt und den Rest des Abends damit verbracht, abzuwaschen, meine Notizen für die nächste (letzte!) Klausur zu sortieren und aus meinen Notizen von heute die Klausur zu rekonstruieren, um sie dann in unserem Büro zu deponieren, damit der nächste Jahrgang, dem diese Aufgaben gestellt werden, sich darauf vorbereiten konnte :) (Altklausuren weiterzugeben ist im Master relativ effektiv, weil es nur eine sehr begrenzte Anzahl von Fragen gibt, die sich innerhalb von 40 Minuten beantworten lassen, deshalb passen die Betreuer auch sehr sorgfältig auf, dass niemand seinen Klausuraufgabenzettel mit nach draußen schmuggelt :)

Hier noch mein heutiger Lieblingsteil des Aufzugs: Ray ist der Quantenfeldtheorieprofessor :)



Dienstag, 12. Juni 2012

Traumzeit-Geschichten

Nachdem das Jazzfestival vorbei ist, werden jetzt im Rahmen von "Licht im Winter" mittags die Geschichten der Aborigine aus der Gegend am Lagerfeuer erzählt. Dort angekommen, fand ich allerdings einen Haufen Menschen in rot-blau-schwarz mit Dämonenhörnchen und "Melbourne Demon"-Schals - irgendeine Presseveranstaltung der Australian Football League (es lässt sich schlecht beschreiben, deshalb habe ich es gefilmt: geradezu ist das Lagerfeuer, rechts steht der Geschichtenerzähler und links sind die Australien Football Fans)


Wir hatten allerdings Glück: Der Geschichtenerzähler verstand das Spektakel ringsum als Herausforderung und erzählte trotzdem und eine der Geschichten fand ich so süß, dass ich sie erzählen möchte: (nur kurz noch zur Veranschaulichung: so schön war das Wetter heute: so strahlend blauer Himmel, dass man die Gebäudeschatten in der Luft sehen konnte, und dementsprechend Handschuhe-und-Schal-kalt)
Eines Tages wurde einem der hiesigen Aborigine-Stämme ein Kind anvertraut, das sich gerade im "Alter der Verantwortung" (circa acht Jahre) befand und bei ihnen lernen sollte, namens Cubra. Als die Jäger am nächsten Tag aufbrachen, ließen sie deshalb Cubra zurück und sagten ihm, er solle auf das Lager aufpassen. Es war ein sehr heißer und trockener Tag und Cubra bekam furchtbaren Durst, also ging er zum Wasserloch und trank und trank und trank, bis das ganze Wasserloch leer war. Als die Jäger später nach hause kamen - müde, staubig und durstig - wollten sie trinken, aber das Wasser war alle. Als sie erfuhren, dass Cubra es ausgetrunken hatte, bestraften sie Cubra: er wurde im Dunkeln in die Büsche geführt und musste dort alleine die Nacht verbringen, während die anderen um ihn herum gruselige Geräusche wilder Tiere nachahmten.
Am nächsten Tag sagten die Jäger: "Es tut uns leid, dass wir dich bestrafen mussten, aber du musst lernen, das Wasser zu teilen." Er wurde wieder zurückgelassen, um auf das Lager aufzupassen, während die Jäger auf die Jagd gingen. An diesem Tag war es noch heißer und trockener als am vorherigen Tag und Cubra bekam wieder Durst, noch mehr als gestern, aber er hatte angst vor der Bestrafung. Also füllte er das Wasser, das sich in dem Wasserloch gesammelt hatte, in eine Schüssel und kletterte auf einen Eukalyptusbaum in der Nähe.
Als die Jäger an diesem Tag ins Lager zurückkehrten - noch durstiger als gestern - fanden sie weder Cubra noch Wasser. Nach langem Suchen entdeckten sie Cubra in dem Baum und riefen: "Cubra, komm herunter!" Doch Cubra sagte: "Nein, ich komme nicht herunter. Und ich hab all euer Wasser!"
Sie konnten ihm nicht hinterher klettern und sie konnten keine Speere nach ihm werfen, weil sie damit das Wasser verschüttet hätten, also riefen sie nochmal. Und Cubra weigerte sich weiter, herunter zu kommen, also begannen sie, ihre Knüppel nach ihm zu werfen. Und sie trafen ihn überall, bis er die Schale fallen ließ, sie sie auffingen und endlich trinken konnten.
Und sie sagten "Cubra, jetzt komm herunter." Aber Cubra hatte angst vor der Strafe und kam nicht herunter. Und dann begannen Cubras Ausgen größer zu werden, seine Hände wurden zu Klauen und auf seiner Haut wuchs Fell und er wurde der erste Koalabär.
Diese Geschichte erklärt zum Einen, warum der Koalabär nicht trinkt (tatsächlich bedeutet Koala auch "trinkt nicht") und nicht von seinem Baum herunterklettert, zum Zweiten, wie man Koalas jagt (nur mit dem Knüppel, nicht mit dem Speer) und soll zum Dritten ermahnen, wie man sich in einer Dürre verhält: Wasser einteilen und vor allem teilen.
Ich mag diese Art von Geschichten.

Und weil heute der Geburstag der Queen und das in Australien ein Nationalfeiertag ist (übrigens im Gegensatz zu Ostern, Pfingsten und Himmelfahrt), wurde nachmittags (sehr zur Freude der hiesigen Vögel) "High Tea" (Nachmittagstee) serviert, also bin ich danach durch den Botanischen Garten gewandert und hatte Nachmittags-Earl-Grey-Tee mit Blick auf den See (in dem immer noch das grüne Zeug wächst, das jetzt aber langsam herbstlich braun wird).


Montag, 11. Juni 2012

Überall wird geheiratet

Heute hat am Queen Victoria's Market die portugiesische Gemeinde gefeiert (es hieß "A Taste of Portugal" und entsprechend bestand es hauptsächlich aus Ständen, an denen man portugiesisches Essen kaufen konnte, aber es war trotzdem ganz nett) - und ich habe es zum ersten Mal rechtzeitig mitbekommen und bin vorsätzlich hingegangen, statt mich wie sonst über die Zelte zu wundern und die Menschen zu ärgern, die mir beim Sonntagseinkauf in Weg herumstanden :) Und sie hatten tatsächlich richtige frisch auf dem Grill gegrillte Sardinen! Und es wurde live getanzt und gesungen:


Danach war ich noch (weil es der letzte Tag war) beim Jazzfestival und es hat sich gelohnt: heute trat eine Jazzband auf, die relativ bekannt ist: Saskwatch (ein Wortspiel: Sasquatch ist der Yeti) und ich mochte sie. Hier ein allerletztes Video vom Jazzfestival:


Ich glaube, ich hatte es schonmal erwähnt: an Wochenenden findet in Melbourne an jeder Ecke eine Hochzeit statt (beziehungsweise im Sommer unter jedem größeren Baum in jedem Park), aber selbst heute an diesem höchst ungemütlichen Wintertag habe ich auf dem Zwanzig-Minuten-Weg vom Federation Square bis nach hause drei Hochzeiten getroffen!



Sonntag, 10. Juni 2012

Moonshadow

Da die Quantenfeldtheorieklausur unbarmherzig näher rückt, war ich heute nur mittags draußen beim heutigen Mittagsjazzkonzert. Heute (am vorletzten Tag des Jazzfestivals) spielte das Melbourner Jugend-Jazzorchester, zu dem interessanterweise zum ersten Mal (von den Jazzkonzerten, die ich gesehen habe) keine Frauen gehörten, dafür spielten sie ausschließlich Kompositionen hiesiger Künstler, was ich ganz interessant fand. Hier das Stück, das mir am besten gefallen hat:


Ich bin mir nicht sicher, ob man es auf dem Video erkennen kann, aber es regnet. Nein, nicht schon wieder. Immer noch! Wenn ich bedenke, dass ich hier angekommen bin, als die Stadt unter Wasserknappheit litt - schon lustig.
Falls sich nebenbei jemand fragte, wie die Sojamilch-Geschichte ausging: ich habe heute die richtige Sojamilch gegriffen und konnte kochen! Hurra! Jetzt muss ich nur noch eine Verwendung für zwei Liter gezuckerte Sojamilch finden ;)

Abends war ich bei einem sehr schönen Musical namens Moonshadow, bei dem sie eine märchenartige (und ein wenig verworrene) Geschichte zusammengesponnen haben, in der sie möglichst viele Lieder von Cat Stevens unterbringen konnten. Beste Figur war der tatsächliche Moonshadow: ein irgendwie auf drei Meter erhöhter Mann mit großartiger Basstimme, dessen Haut komplett blau angemalt war, nur im Gesicht hatte er eine weiß leuchtende Mondsichel. Die Geschichte war wie gesagt ein wenig albern (auf einem kleinen Planeten hat sich die Sonne zum Mond verdunkelt, der jetzt auch immer dunkler wird und die Preise für Licht und Wärme werden immer höher und alle arbeiten immer mehr und müssen all ihre Besitztümer aufgeben - und dann kommt Stormy (der phantastischerweise eine Stimme hatte, die der von Cat Stevens sehr ähnelt), der der Auserwählte sein könnte und zur Unterstützung bei seinem Versuch, das Licht zurückzubringen, einen Moonshadow zur Seite gestellt bekommt, der die Fähigkeit hat, Gefahr zu erkennen. Und jedes Mal, wenn er Gefahr wittert und Stormy warnt, rennt Stormy voller Begeisterung in die nächste Dämlichkeit, rettet aber zum Schluss trotzdem alle).
Nun ja. Die Musik war herrlich :)

Samstag, 9. Juni 2012

Klangwanderung

Heute habe ich den Fehler gemacht und mir mein zweites Quantenfeldtheorie-Assignment zurückgeholt. Die gute Nachricht: habe mehr als die Hälfte der Punkte. Die schlechte Nachricht: nicht viel mehr. Und ich habe mich aufgeregt: Ich habe allen Ernstes Punkte dafür abgezogen bekommen, dass ich anders gerechnet habe als der Korrektor es wollte (nicht: anders als in der Aufgabenstellung stand, sondern nur: anders als er es wollte). Und an einer Stelle habe ich einfach gar keine Punkte bekommen - ohne Erklärung oder eine Anmerkung, was richtig gewesen wäre - was angesichts der Klausur nächste Woche vielleicht ganz hilfreich gewesen wäre. Schade, dass man nicht seinen Korrektor bewerten kann.

Darüber habe ich mich jedenfalls des Rest des Tages (während ich weiter für die Klausur nächste Woche geübt habe) geärgert, bis ich irgendwann raus musste, also war ich heute beim Soundwalk. Zunächst ganz kurz: die restlichen Lichtprojekte sind fertig aufgebaut! Siehe Bilder an den Seiten.
Und heute habe ich mal die fliegende Untertasse getestet: man schickt eine SMS dorthin und kurze Zeit später erscheint dann der Text (in gelb) auf der Untertasse. Und danach kommt eine Antwort in grün von der Untertasse! Das fand ich ja so cool, dass ich es gleich filmen musste :)


Der Soundwalk war (wieder mal) anders als erwartet. Ich dachte, man würde dabei im Rahmen des Jazzfestivals von Jazzclub zu Jazzclub gehen, aber das stimmte gar nicht: stattdessen wird man durch Plätze in der Stadt geführt, an denen man die Geräusche der Stadt wahrnehmen kann. Es gilt absolutes Redeverbot, man hört also nur, was um einen herum vorgeht.
Und es war wirklich großartig! Angefangen haben wir am Federation Square neben dem Lüftungssystem, das klang wie ein riesiges schlagendes Herz in einer mechanischen Orgel, dann waren wir im Parkhaus (wo wir als schweigende Gruppe von Menschen, die im Parkhaus herumstanden, einen Menschen, der zu seinem Auto gehen wollte, ziemlich verängstigt haben), sind unter einer Eisenbahnbrücke einen Weg am Fluss mit ganz vielen Restaurants entlanggegangen, waren an einer Bootsanlegestelle, im Hauptbahnhof, in einer Einkaufsstraße, in einem Straße mit lauter Bars, in einer Seitengasse des Regierungsviertels mit edlen Restaurants, in der linken Ecke der Stadt, im Park und im leeren Federation Square. War ungewöhnlich, aber sehr, sehr schön (und genau das Richtige, um sich zu beruhigen).

P.s. Nachdem ich gestern beim Einkauf vergessen habe, Sojamilch mitzubringen und deshalb nicht - wie geplant - gestern kochen konnte, war ich heute nochmal im Supermarkt und habe welche geholt - und dann zuhause festgestellt, dass ich daneben gegriffen habe: es war gezuckerte Sojamilch statt normaler - also wieder nichts mit Kochen. Ich brauche echt langsam Urlaub.

Freitag, 8. Juni 2012

Im Parlament

Heute war ich mal im Parlament von Victoria und habe mir eine dortige Debatte angeschaut. Hier (vor allem wenn man den Reichstag gewöhnt ist) geht das unglaublich einfach: man geht dahin, schiebt seine Tasche durch den Metalldetektor, bekommt einen Sticker aufgepappt und wird dann wird man in eine Besucherreihe im Haus of Lords geführt, wo man direkt hinter den Abgeordneten sitzt.
Ich glaube, heute war der letzte Sitzungstag, die Stimmung war jedenfalls ein bisschen wie in der Schule am letzten Schultag.
Frage der Regierung: "Herr Minister für x, erzählen Sie uns doch mal etwas über unsere tolle, erfolgreiche Kampagne y!"
Minister: "Vielen Dank für die Frage, ich möchte mich erstmal bei allen Beteiligten bedanken, ... erfolgreich ... große Beteiligung der Bevölkerung ..." (Zwischenrufe der Opposition. Zweimal lustigerweise "Das ist dieselbe Rede, die Sie gestern schonmal gehalten haben!")
Frage der Opposition: "Ich habe eine Frage an den Bildungsminister: Sie haben doch mal versprochen, dass x, jetzt haben Sie aber die Mittel für y gekürzt, wie stellen Sie sich das denn in Zukunft vor?"
Bildungsminister: "Wir haben das gekürzt, aber dafür gibt es ja immer noch z, wodurch das kompensiert wird." Zwischenrufe der Opposition, bis der Präsident des Oberhauses dazwischenging: "Oaaaadaaaaa!" (in britischem englisch ist das Wort: "Order!")
In mehreren Wiederholungen.
Und die ganze Zeit dachte ich mir: Den kenne ich doch irgendwoher! Irgendwo habe ich den doch schonmal gesehen!
Und dann fiel es mir auf: ich gehe jeden Tag an diesem Plakat mit dem Bildungsminister darauf vorbei! (Nebenbei ist auch die ganze Stadt voll mit Ständen, an denen man eine Petition gegen die ganzen Kürzungen des Bildungsministeriums unterschreiben kann.) Von daher war es schon ganz interessant.

Danach habe ich weiter für die Quantenfeldtheorieklausur gelernt, bis ich abends auch davon genug hatte, mir meine ungeschriebenen Postkarten geschnappt und eine Empfehlung von Ben ausprobiert habe: Ein chinesisches Restaurant voller leckerer chinesischer Desserts. Hier mein Abendessen: Ein Topf Birnen-Honig-Suppe und eine Schüssel geeistes Sago mit Mango und Kokosmilch. Was Sago ist, konnte mir der Kellner auch nicht erklären (deshalb dachte ich mir, ich probiere es mal) und es sind lauter kleine, tropfengroße Reismehlkugeln, sowas wie Mini-Reiskuchen. Sehr lecker.



Donnerstag, 7. Juni 2012

Einmal in 120 Jahren

Heute war ich mittags wieder beim Jazzfestival: gespielt hat die Big Band der Monash Universität und heute klang es mehr nach Jazz, aber dafür mochte ich es auch weniger als gestern. Aber urteilt selbst:


Nachmittags war ich bei meiner Astrophysik-Professorin, um mal anzufragen, ob ich vielleicht meine Masterarbeit hier schreiben könnte (keine Sorge; die Frage ist, ob ich in Berlin sein, aber meine Masterarbeit hier schreiben kann, quasi aus der Ferne). Und mit mir zusammen kam auch ein anderer Mensch dort an, der meine Professorin fragte, ob sie mal aufs Dach kommen und das Teleskop aufbauen könnte (den Grund habe ich nicht verstanden). Also hat sie die nächsten fünf Minuten damit verbracht, Leute anzurufen und auf ihren Anrufbeantwortern anzufragen, ob sie bitte mal aufs Dach gehen und das Teleskop ausrichten könnten.
Dann hat sie aufgegeben und wir sind einfach selbst aufs Dach geklettert, Rachel hat das Teleskop eingestellt (sehr mühsam und umgeben von anderen AstrophysikerInnen. AstrophysikprofessorInnen zu bitten, ein Teleskop auszurichten, ist ungefähr so, wie Raketenwissenschaftler zu bitten, eine Taschenlampe zu bauen. Im Prinzip können sie es, aber sie brauchen eine Weile, bis sie sich erinnert haben, wie es geht) und dann konnten wir die Sonne sehen.
Heute sieht man nämlich Venus vor der Sonne vorbeiziehen (das nächste Mal wird das erst wieder in 120 Jahren passieren): der winzig kleine dunkle Fleck links unten auf der Sonne ist Venus.
War ein sehr guter Tag, um mal in er Astrophysikabteilung vorbeizuschauen :)





Auf dem Rückweg bin ich zum ersten Mal seit Wochen mit dem Aufzug gefahren, von dem ich vor einer Weile mal ein Foto gezeigt habe: der innen mit Pappe ausgekleidet wurde. Heute sah ich ihn also zum ersten Mal seit Längerem wieder und musste lachen. (Tut mir leid, PhysikerInnenwitze, aber ich muss sie trotzdem zeigen).















Abends war ich mal wieder beim Kino in der Staatsbibliothek, wo sie heute einen Film gezeigt haben, den ich schon seit einem Jahr sehen wollte: Babies. Vier Babies werden von der Geburt bis zum ersten Schritt gefilmt: eins in Kalifornien, eins in Japan, eins in der Mongolei und eins in Namibia. Etwas befremdlich an einigen Stellen, aber ganz genau so putzig, wie man es sich bei einem Film voller Babies vorstellt.

Mittwoch, 6. Juni 2012

Jazz!

Heute habe ich beschlossen, mal einen Tag Pause einzulegen und habe deshalb kein bisschen Quantenfeldtheorie (die nächste Klausur) gelernt, sondern alles andere gemacht: Computer gespielt, gelesen, gekocht und Wäsche gewaschen.
(Die Waschmaschinen haben sich heute einen neuen Spaß ausgedacht: nach der halben Stunde Waschzeit stand das Wasser in der Maschine etwa zehn Zentimeter hoch und die ganze Wäsche lag klitschnass drin. Nicht so recht wissend, was ich sonst tun sollte, habe ich den ganzen Klumpen also in den Trockner gesteckt und gehofft, dass er damit zurechtkommt. Kam er nicht. Ich habe ihn viermal angeworfen, bis die Wäsche endlich trocken war.)

Mittags war ich zum ersten Mal bei einer Veranstaltung des Jazzfestivals (das zusammen mit dem "Licht im Winter" stattfindet): das Weltorchester der Monash-Universität (in Zusammenarbeit mit dem jüdischen und kubanischen Ensemble - ich musste lachen :) hat ein einstündiges kostenloses Konzert am Federation Square gegeben und es hat sehr viel Spaß gemacht.

Allerdings war es auch erbärmlich kalt (windig und hat genieselt), deshalb habe ich mich nach einer halben Stunde nach drinnen verkrochen, wo ich herausfand, dass dort dienstagmittags immer eine halbstündige Meditation stattfindet, geleitet von einem der Mönche aus dem buddhistischen Tempel. Das mussten sie heute dazusagen, denn wegen der Kälte hatte der Mönch eine Jacke über seiner Kutte und eine riesige dicke Strickwollmütze auf dem Kopf und sah eher aus wie ein Skifahrer.

Abends war ich nochmal bei "Licht im Winter", wo jetzt die Ausstellung fertig ist: auf dem großen Platz ist überall Kunst von verschiedenen KünstlerInnen mit dem Thema "Licht" (ja, wer hätte es gedacht, das Thema ist tatsächlich Licht :)
Die Untertasse ist ziemlich witzig: man kann SMS an dieses Projekt schicken, die dann entlang einer Bildschirmzeile um den Tellerrand herum angezeigt werden.



Zum Schluss habe ich noch die Wippe gefunden, die im Normalzustand nur rosa und weiß ist, aber wenn man darauf sitzt und wippt (ich hatte Glück und wurde vor der Wippe angesprochen und gefragt, ob ich Lust hätte, mit ihr zu wippen) und die Knöpfe drückt, dann wechseln die Farben und bilden Lichtmuster. So richtig was zum Spielen :)

Abends zuhause habe ich dann einen lange gehegten Verdacht bestätigt: in meinem Topf lassen sich Pfannkuchen viel, viel besser backen als in der Wok-Pfanne :)



Dienstag, 5. Juni 2012

Abschied von Ben

Und heute war es dann so weit: ich habe meine erste Klausur geschrieben, in statistischer Physik. Ich muss kurz dazusagen, dass ich (dankenswerterweise) vorher von meinen Bürokollegen gewarnt wurde: diese Klausur ist dafür berüchtigt, dass niemand sie schafft. Der (legendär) Beste überhaupt hat mal 50% in dieser Klausur erreicht. Der Prof, so sympathisch er auch ist, stellt diese Klausuren aus drei Aufgaben von dem Umfang der Hausarbeiten (über die ich mich so ausführlich beschwert habe) zusammen - sodass man eine leichte Panikattacke bekommt, wenn man sie liest, und im Endeffekt innerhalb der vier Stunden etwa anderthalb dieser Aufgaben (jeweils mit Unterpunkten a bis j) schafft.
(Und trotzdem musste ich schmunzeln, als es in Aufgabe zwei hieß: "Heute betrachten wir eine spezielle Art der Ameisen: die RestaurAnts (ants sind Ameisen auf englisch) (...) auf der einen Seite des Experiments befindet sich eine Delikatesse, sagen wir: wilde Trüffel mit Honig, und auf der anderen Seite des Experiments ein fades Gericht, sagen wir: Porridge (ohne Blaubeeren).")
Ich habe also vier Stunden lang wie wild an Ameisen und Erdbeben herumgerechnet und habe insgesamt etwa anderthalb Aufgaben lösen können.
Das Gute an dieser Art von Klausuren ist, dass niemand viele Punkte bekommt und die Ergebnisse im Nachhinein so verschoben werden, dass alle durchschnittlich 60% bekommen, wodurch die Chance, dass man bestanden hat, enorm steigt (ich kann also relativ sicher sein, bestanden zu haben).
Das Schlechte ist, dass man - abgesehen davon - überhaupt keine Ahnung davon hat, wie gut man die Klausur geschrieben hat, weil es größtenteils davon abhängt, wie gut die anderen waren (und dass man nach drei Stunden, in denen man herumrechnet, ob die Ameisen zum Trüffel oder zum Porridge laufen, wenn man die Schüsseln zwischnendurch ausrechnet, sehr hungrig ist).

Der Abend verlief relativ traurig, weil ich mich heute von Ben verabschiedet habe. Sie fliegt morgen zurück in die Heimat, also waren wir heute ein letztes Mal zusammen essen (begleitet von einer Freundin von Ben, die das vorletzte Abschiedsessen verpasst hatte). Wir sehen uns zum Glück im September wieder (und wir haben zum Glück die Zeit, die wir hatten, auch gut genutzt), aber als wir uns heute zum Abschied gegenseitig gestanden haben, wieviel schöner der Austausch dadurch war, dass wir uns getroffen haben, war es schon ziemlich traurig - und andererseits auch schön, dass wir uns - immerhin rein zufällig - überhaupt begegnet sind.

Passend dazu war heute in Melbourne heute auch Weltuntergangsstimmung (das da im Bild sind vier Regenschirme).

Montag, 4. Juni 2012

Das Licht im Winter

Heute beim Lernen schwankte ich eine Weile dazwischen, mich wegen meines Muskelkaters so wenig wie möglich zu bewegen und nicht den ganzen Tag im Haus zu sitzen - und bin dann schließlich doch rausgegangen, um der Statistischen Physik für eine Weile zu entkommen.
Zur Zeit ist nämlich in Melbourne "Das Licht im Winter" - da es so früh dunkel wird und so spät hell wird und es in Australien kein Weihnachtsspektakel gibt, das alles etwas freundlicher macht, organisiert Melbourne vier Wochen lang Ersatzveranstaltungen. Jedes Jahr gibt es ein anderes Grundthema, das aber immer mit etwas zu tun hat, wodurch der Winter schöner wird.

Dieses Jahr wird hier das Lesen und Schreiben und Geschichtenerzählen zelebriert (ich werde während der nächsten Wochen vermutlich noch öfter davon erzählen) - heute habe ich mir Teile der Ausstellung angesehen, bei der Künstler sich dem Thema Bücher gewidmet haben. Hier die Leseecke auf dem Hauptplatz und eine Wand der Ausstellung "Der Buchladen der Zukunft" - auf all diesen Zetteln sind Ideen, wie der Buchladen der Zukunft aussehen könnte, in Form von diesen Codes.


Danach war ich noch beim Kalligraphieworkshop, wo während der nächsten Wochen sonntags immer verschiedene Schriften vorgestellt werden: diese Woche hebräisch und chinesisch. Hebräisch habe ich selbst mal ausprobiert (und zum ersten Mal, soweit ich mich erinnern kann, hat mir jemand gesagt, ich hätte eine schöne Handschrift - sie haben mich gefragt, ob ich eine Künstlerin wäre :)
Dem Maler der chinesischen Schriftzeichen hätte ich noch stundenlang zusehen können - aber ich habe sogar noch etwas Interessanteres gefunden: montagabends gibt es an der Uni immer einen Kurs, bei dem man lernen kann, wie man chinesische Schriftzeichen malt - und was sie bedeuten. Das will ich unbedingt noch ausprobieren.

Dann ging es wieder zum Lernen.

Sonntag, 3. Juni 2012

Das Wandern ist der SchweizerInnen Lust ...

Für unseren letzten großen gemeinsamen Ausflug haben Ben und ich uns nochmal etwas Besonderes ausgesucht: wir sind mit der S-Bahn in den Dandenong Nationalpark gefahren und waren dort wandern, denn: im Dandenong Nationalpark gibt es Riesenfarne (Bäume mit Farnwedeln oben dran) und die wollten wir uns gerne einmal ansehen.

Also haben wir uns morgens getroffen, waren für unser Picknick einkaufen (und ich habe mal wieder festgestellt, dass Zeit relativ ist: Wenn man keine Uhr hat, kann man die Uhrzeit theoretisch bestimmen, indem man die absolute Abfahrtszeit minus die Ankunftszeit des Zugs rechnet: somit ist es in diesem Bahnhof auf Gleis 3 gleichzeitig 10:07 (rechts und in der Mitte unten), 10:08 (Mitte oben), 10:09 (links unten) und 10:05 (links oben). Trotzdem immer noch ziemlich gut im Vergleich zu der Berliner S-Bahn, wo es bei Schnee manchmal letzten Dienstag ist) und sind nach Upper Ferntree Gully gefahren und losgewandert.

Und zwar 3.3 Kilometer lang bergauf (Ben hatte irgendwann Mitleid mit mir und hat mir den Rucksack mit dem Picknick abgenommen). Nach ungefähr 2.5 Kilometern wurden wir etwas nervös, weil wir zwar überall um uns herum tollen Wald hatten, aber nirgendwo Farne:


(nebenbei: so steil war der Weg!)

Rettung kam in Form eines anderen Wanderers entgegen, der uns beruhigte, dass wir in einer Viertelstunde oben wären und dort der Weg zu den Farnbäumen beginnen würde. Also haben wir oben erstmal gepicknickt und dann festgestellt, dass wir richtig Glück hatten: der Weg unter den Farnbäumen besteht nämlich nur aus Treppenstufen (heißt auch der Weg der 1000 Treppen), sodass wir den halbwegs gemütlichen Weg nach oben genommen hatten und die Treppen nur runter klettern mussten (und allen schnaufenden WanderInnen, die uns entgegen kamen, auch Mut machen konnten: "Nur noch zehn Minuten!")

Und: es hat sich gelohnt:


 Etwas Lustiges über die Bäume: da sie so hübsch aussehen und meistens sehr gerade wachsen, haben die frühen SiedlerInnen in Tasmanien sie teilweise abgeschlagen, die Blätter abgeschnitten und zurück nach England geschickt - als Zaunpfähle. Das nasskalte britische Klima entspricht aber so ideal den hiesigen Lebensbedingungen der Bäume, dass einige davon einfach wieder Wurzeln geschlagen haben - deshalb kann man einige der Farnbäume noch heute in Südengland betrachten.


Dann haben wir uns wieder an den Abstieg gemacht und unten erwartete uns - wie bestellt - die Browniefee :) hier nochmal die komplette Route auf der Karte.