Freitag, 1. Juni 2012

Ein Tag mit Ben

Da Ben nächsten Dienstag wieder in die Schweiz fliegt, versuchen wir derzeit noch alles zu unternehmen, was wir noch zusammen vorhatten, also waren wir heute bei einer Tour durch das Parlament des Bundesstaats Victoria und danach noch im Chinesischen Museum.


Das Parlament von Victoria ist (wie alle anderen Parlamente in Australien)(und in Indien)(und in Kanada) aufgebaut wie das Parlament in England: es gibt das Oberhaus, in dem alles in rot ist (rechts), und das Unterhaus, in dem alles grün ist (links).  Es gibt eine Wache mit einem vergoldeten Stab in jedem der Häuser, der/die für die Sicherheit der Parlamentsmitglieder zuständig ist (Tradition aus Zeiten in denen Parlamentsmitglieder umgebracht wurden,
wenn sie unpopuläre Meinungen vertraten, und Schutz brauchten), es gibt Tudorrosen an den Decken und deutsche Adler an den Wänden (weil Königin Victoria einen Deutschen geheiratet hat) und es gibt das Einhorn und den Löwen als Symbole für die Rechtssprechung.
Etwas Interessantes aus der Geschichte von Victoria: ursprünglich wurde die gesamte Region mit von Sidney (heutiger Bundesstaat New South Wales) aus regiert, bis Melbourne soviele EinwohnerInnen hatte, dass sie fanden, sie sollten ein eigener Bundesstaat sein dürfen. Das englische Parlament stimmte 1851 zu, die Region wurde in Victoria umbenannt - und sechs Monate später wurde Gold gefunden. Und Sidney ärgerte sich schwarz.




 
Das chinesische Museum widmet sich der Geschichte der chinesischen EinwanderInnen in Australien, die ziemlich traurig ist. Chinesische EinwanderInnen kamen während des Goldrauschs, bis die Regierung in Victoria panisch wurde wegen all der ChinesInnen und 10 Pfund (!) Einwanderungsgebühr verlangte (EuropäerInnen zahlten nur einen Shilling). Nachdem sie also zwei Monate lang mit dem Schiff nach Australien gesegelt waren, landeten sie künftig nicht in Victoria, sondern in South Australia (einem Bundesstaat ohne Einwanderungsgebühr) und marschierten von dort aus die 800 Kilometer nach Victoria zu Fuß weiter.
Da sie sich also auf diesem Wege nicht von der Einwanderung abhalten ließen, wurde es weiterhin versucht: sie mussten später 8 Pfund pro Jahr zusätzliche Steuern zahlen, durften ihre Familien nicht mitbringen (da gemische Ehen auch nicht gern gesehen wurden und die meisten chinesischen EinwanderInnen Männer waren, wurde es ihnen auf diese Weise zusätzlich ungemütlich gemacht) und schließlich wurden sie auch einfach ausgewiesen und deportiert.

Nichtsdestotrotz gibt es heutzutage eine Million AustralierInnen mit chinesischen Vorfahren, was interessante Effekte mit sich bringt: 1956 ging der Drache, der in den chinesischen Gemeinden zum Neujahrsfest umhergetragen wird, kaputt, also wollten sie einen neuen in China kaufen. Aufgrund der Kulturrevolution gab es allerdings keine neueren Drachen in China, der letzte Drachenmacher war gestorben und sein Nachfahre wusste nicht, wie Drachenherstellung funktioniert. Also schickten sie ihm Fotos von ihrem alten Drachen, er baute einen neuen (den ersten in China seit 30 Jahren!) und jetzt gibt es zum Einen wieder neue Drachen und zum anderen wieder Menschen, die wissen, wie man sie herstellt.
Hier ist der Milleniumdrache, der weltweit längste Drache, den es zur Zeit gibt, und der in Melbourne zum Neujahrsfest herumgetragen wird.


Heute ist mir nebenbei etwas aufgefallen: es ist immer mindestens eine Person aus meiner Skype-Kontaktliste online. Die Letzten gehen gegen 3 Uhr morgens schlafen, ein paar arbeiten immer die Nacht durch und gehen morgens schlafen, womit sie sich mit denjenigen überschneiden, die morgens um fünf, sechs aufstehen :)