Dienstag, 5. Juni 2012

Abschied von Ben

Und heute war es dann so weit: ich habe meine erste Klausur geschrieben, in statistischer Physik. Ich muss kurz dazusagen, dass ich (dankenswerterweise) vorher von meinen Bürokollegen gewarnt wurde: diese Klausur ist dafür berüchtigt, dass niemand sie schafft. Der (legendär) Beste überhaupt hat mal 50% in dieser Klausur erreicht. Der Prof, so sympathisch er auch ist, stellt diese Klausuren aus drei Aufgaben von dem Umfang der Hausarbeiten (über die ich mich so ausführlich beschwert habe) zusammen - sodass man eine leichte Panikattacke bekommt, wenn man sie liest, und im Endeffekt innerhalb der vier Stunden etwa anderthalb dieser Aufgaben (jeweils mit Unterpunkten a bis j) schafft.
(Und trotzdem musste ich schmunzeln, als es in Aufgabe zwei hieß: "Heute betrachten wir eine spezielle Art der Ameisen: die RestaurAnts (ants sind Ameisen auf englisch) (...) auf der einen Seite des Experiments befindet sich eine Delikatesse, sagen wir: wilde Trüffel mit Honig, und auf der anderen Seite des Experiments ein fades Gericht, sagen wir: Porridge (ohne Blaubeeren).")
Ich habe also vier Stunden lang wie wild an Ameisen und Erdbeben herumgerechnet und habe insgesamt etwa anderthalb Aufgaben lösen können.
Das Gute an dieser Art von Klausuren ist, dass niemand viele Punkte bekommt und die Ergebnisse im Nachhinein so verschoben werden, dass alle durchschnittlich 60% bekommen, wodurch die Chance, dass man bestanden hat, enorm steigt (ich kann also relativ sicher sein, bestanden zu haben).
Das Schlechte ist, dass man - abgesehen davon - überhaupt keine Ahnung davon hat, wie gut man die Klausur geschrieben hat, weil es größtenteils davon abhängt, wie gut die anderen waren (und dass man nach drei Stunden, in denen man herumrechnet, ob die Ameisen zum Trüffel oder zum Porridge laufen, wenn man die Schüsseln zwischnendurch ausrechnet, sehr hungrig ist).

Der Abend verlief relativ traurig, weil ich mich heute von Ben verabschiedet habe. Sie fliegt morgen zurück in die Heimat, also waren wir heute ein letztes Mal zusammen essen (begleitet von einer Freundin von Ben, die das vorletzte Abschiedsessen verpasst hatte). Wir sehen uns zum Glück im September wieder (und wir haben zum Glück die Zeit, die wir hatten, auch gut genutzt), aber als wir uns heute zum Abschied gegenseitig gestanden haben, wieviel schöner der Austausch dadurch war, dass wir uns getroffen haben, war es schon ziemlich traurig - und andererseits auch schön, dass wir uns - immerhin rein zufällig - überhaupt begegnet sind.

Passend dazu war heute in Melbourne heute auch Weltuntergangsstimmung (das da im Bild sind vier Regenschirme).