Dienstag, 19. Juni 2012

Die letzte Klausur!

Heute war er, der Tag meiner letzten Klausur, allerdings haben wir die Klausur heute nicht in unserem üblichen gemütlichen kleinen Seminarraum geschrieben, sondern im riesigen Royal Exhibition Building, was so abgelaufen ist:
um neun kam ich dort an und traf auf schon ungefähr 1000 Studierende, die dort herumstanden und darauf warteten, dass sie nach drinnen durften (durften wir aber nicht). Da alle anderen ihre Taschen in einen von zwei kleinen Containern gebracht haben, vermutete ich (wie sich herausstellte, zurecht), dass wir unsere Taschen dort drin abstellen mussten und nur Block und Federtasche mit nach drinnen nehmen durften. Also stellt man seine Tasche auf ein Regal, auf dem schon Hunderte andere Taschen stehen, an die jeder einfach so herankommt und darf nur seine Schreibutensilien mit nach drinnen nehmen.
In das Gebäude selbst darf man um exakt 9:15, wenn auch die Einlesezeit beginnt (das ist hier die Zeit, in der man nur lesen und nichts schreiben darf, nicht mal seinen Namen auf den Zettel). Aufgrund der tausend anderen Studierenden, die schon in das Gebäude drängten, war ich erst gegen 9:20 drinnen, nur um festzustellen, dass sich drinnen ungefähr 2000 nummerierte Plätze befanden und ich keine Ahnung hatte, welcher meiner war. Also habe ich mich wieder nach draußen gequetscht und eine Liste gefunden, auf der mein Platz stand. Hurra!
Wieder drinnen konnte ich dann endlich meine Klausur lesen, bis plötzlich ein älterer Herr neben mir stand und mir erklärte, dass ich meine Federtasche und mein Portemonnaie nicht mit nach drinnen bringen hätte dürfen, man hat sein Portemonnaie gefälligst in dem Taschencontainer zu deponieren (wo ein großes, nettes Schild der Uni hängt, das besagt, dass sie für unserer Wertsachen keine Verantwortung übernimmt)! Also hat er mir meine Federtasche weggenommen ("die können Sie sich nachher an der Eingangstür abholen") und ich musste mein Portemonnaie auf den Boden legen(!).
Die Klausur an sich ist ganz gut gelaufen, nicht problemlos, aber immerhin bin ich mir diesmal halbwegs sicher, dass ich bestanden habe; allerdings ist das Gebäude so groß und kalt, dass nach etwa zwei Stunden die Hände kalt und steif werden und das Schreiben echt schwierig wurde.
Als es dann endlich vorbei war und wir unsere Arbeiten abgegeben hatten, durften wir auch nicht einfach so aufstehen, sondern mussten warten, bis wir die Erlaubnis dazu bekommen hatten - sodass 2000 Studierende auf einmal zu den Taschencontainern (draußen) gerannt sind. Sinem und ich mussten uns dann noch hinter die Eingangs-Flügeltüren durchwühlen, wo unsere Federtaschen auf dem Boden herumlagen.
Also ehrlich, als wären Klausuren an sich nicht schlimm genug - in Melbourne (vor allem, wenn einem vorher niemand die Regeln erklärt) sorgen sie dafür, dass man sich echt unwohl fühlt.

Dafür waren Sinem und ich danach noch beim Italiener und haben uns ein Glas Wein gegönnt :)

Abends habe ich mal wieder etwas Neues ausprobiert: eine Probestunde in chinesischer Kalligraphie. Das Zeichen links ist die erste Silbe meines Vornamens und es ist ziemlich interessant: der Strich ganz oben ist der Himmel, der gebogene Strich darunter ist ein Schirm und die vier kleinen schrägen Striche sind Regen - das Ganze ist das Zeichen für Regen. Das darunter ist das Zeichen für Straße. Beides zusammen bedeutet Tau.
Also habe ich die erste Stunde damit verbracht, diese erste Silbe in groß auf das Papier zu pinseln (siehe oberer Teil des rechten Bildes) und während der zweiten Stunde durfte ich dann alle drei Silben in klein ausprobieren. Der Lehrer war sehr, sehr nett (derjenige, den ich vor ein paar Wochen dabei gefilmt habe, wie er die Zeichen malt), aber auch sehr korrekt, deshalb war es ein wenig mühselig, aber nach einer Weile auch irgendwie entspannend. Von diesen Papierrollen habe ich übrigens insgesamt sechs Stück bemalt :)