Heute morgen dann zeigte Chur sein wahres Gesicht: das erste Mal befand die Stadt, dass alle ihre BürgerInnen aufstehen sollten, um neun Uhr morgens, als die Glocken der katholischen Kirche 165mal gongten, um die Menschen aus ihren Betten zu jagen.
Das nächste Mal etwa eine halbe Stunde später, als eineR der BewohnerInnen des Hauses herumging und an allen Türen klingelte, um sich zu beschweren, dass irgendwer hier das Flusensieb des Trockners nicht richtig sauber macht.
Das dritte Mal gegen neun Uhr fünfundvierzig, als der Gottesdienst vorüber war und die Glocken so oft läuteten, dass ich nicht mehr mitzählen wollte und es auch nicht mehr ignorieren konnte.
Nun gut. Chur fand, wir sollten aufstehen, also sind wir aufgestanden.

Heute war nämlich Bergtag: wir sind zum Bahnhof gegangen, haben uns noch kurz die Ausstellung über 100 Jahre räthische Bahn angesehen und sind dann mit der räthischen Bahn nach Arosa gefahren (gleichzeitig der Endstation der Linie). Dort sind wir eine Runde um den sehr hübschen See gewandert, haben eine sehr hübsche Entenspezies gefunden und versucht, ein Stück Bündner Nusstorte zu essen (was daran scheiterte, dass sie offenbar so gut ist, dass irgendwer sie schon aufgegessen hatte) und haben uns den Ort angesehen (der unglaublich touristisch ist und zum größten Teil aus Hotels und Restaurants besteht, zu Hochzeiten kommen dort auf etwa tausend EinwohnerInnen etwa neuntausend TouristInnen).

Da heute Bergtag war, sind wir danach nicht einfach zurückgefahren, sondern haben beschlossen, zu Fuß zur nächsten Haltestelle zu wandern und von dort aus zurück zu fahren. Das ging eine Weile ganz gut, wir haben einen Stausee und eine Liegeschaukel im Wald gefunden.
Und dann war der Weg einfach zuende.

Wir standen dort, etwa eine Stunde Fußweg von Arosa entfernt, keine Ahnung wie weit entfernt von dem nächsten Ort (mit dem sehr putzigen, aber absolut nicht zu merkenden Namen Litzirüti), und unser Wanderweg endete einfach an einer Landstraße mit etwa zehn Zentimetern Platz zwischen Fahrbahnmarkierung und Leitplanke. Für die organisierte Schweiz geradezu skandalös. Wir hatten jedenfalls keine Lust, den Berg wieder hinauf zu wandern und sind stattdessen sehr schnell und vorsichtig nach Litzirüti (rechts der Bahnhof von Litzirüti) gewandert und schnell zurück nach Chur gefahren.
Dort habe ich eine weitere lokale Spezialität ausprobiert: das Birabrot (so etwas Ähnliches wie ein Birnenstrudel).