Sonntag, 9. September 2012

Wo die Schildkröten wohnen Tag 14

Heute waren wir mal wieder die Glückspilze der Gruppe: am Anfang der Reise wurde uns gesagt, dass wir auf dem Weg von La Fortuna nach San Jose mit dem öffentlichen Bus fahren müssen, es sei denn, wir gehen Wildwasser-raften, dann wird man nämlich (ist in dem Paket inbegriffen) von dort aus zurück nach San Jose gebracht.
Also haben sich alle anderen zum Raften angemeldet; wir hatten keine Lust und dachten uns, fahren wir halt Bus (vier Stunden ab zwölf Uhr Mittags aus La Fortuna). Hier nebenbei der Blick aus unserem Fenster.

Dadurch waren wir aber so wenige, dass wir in einen kleinen Privattransport, der sowieso nach San Jose fahren musste, um zwei Leute abzuholen, gepasst haben (das letzte Stück vom Flughafen zum Hotel hat uns dann unser Tourguide in seinem eigenen Auto gefahren), sodass wir im Endeffekt viel schneller und früher in San Jose waren und ab zwölf Uhr Zeit hatten, uns doch noch die Stadt anzusehen.
Also sind wir zuerst durch die riesige Fußgängerzone geschlendert auf der Suche nach etwas zu essen - und man glaubt es nicht: es gab nichts. Nur amerikanische Fastfodketten, kein einziges costaricanisches Restaurant. Sehr merkwürdig. Also sind wir einfach immer weiter gegangen, bis wir am zentralen Markt waren, einem riesigen Haus voller unglaublich schmaler Gänge (zwei leute passen knapp aneinander vorbei) und winziger Stände, an denen alles verkauft wird, was man in einen Stand zwängen kann.
Ein Viertel der Halle wird eingenommen von putzigen kleinen typisch costaricanischen Restaurants, die nur einen Fehler haben: niemand dort spricht englisch. Und keine Karte ist auf englisch. Aber es stellte sich heraus, dass wir in den letzten zwei Wochen genug spanisch aufgeschnappt hatten, um auf spanisch vegetarisch bestellen zu können. Hurra!
Von dort aus haben wir uns auf den Weg zum zentralen Platz gemacht (von dem aus in Costa Rica angeblich alle Entfernungen gemessen werden), auf dem sich seltsamerweise und warum auch immer die nicaraguanischen EinwanderInnen versammeln. Dort haben wir auch eine Kirche gefunden, die laut Stadtplan eigentlich einen Block weiter sein sollte, aber darüber kann man sich eigentlich nicht beschweren.

Das Goldmuseum selbst war großartig: es ging los mit dem Alltagsleben der UreinwohnerInnen Lateinamerikas, das man kennen musste, um zu verstehen, was für eine phantastische Leistung die Goldschmiedearbeit damals war: TöpferInnen mussten gut genug sein, um Öfen zu bauen, die selbst Gold schmelzen konnten, Bienenwachs musste in Form geknetet werden (quasi als Gussform), Holzkohle musste hergestellt und natürlich das Gold im Fluss gesammelt werden und nebenbei musste noch irgendwer im Dorf genug Essen beschaffen, damit der Rest sich mit dem Luxus der Goldbearbeitung beschäftigen konnte.
Das ganze Museum ist voll mit wunderschönen kleinen Anhängern und Figuren, bei denen einfach unfassbar ist, wie Menschen ohne unsere technischen Möglichkeiten sie herstellen konnten.


Und dann kamen wir nach draußen und es hat geschüttet wie aus Eimern. Der berüchtigte Mittagsregen in der Regenzeit. Es regnete und regnete. Nach einer Viertelstunde hatte wir keine Lust mehr, zu warten und sind auf der Suche nach einem Kaffee durch die Gegend geirrt, bis wir glücklicherweise dem Tip unseres Tourguides gefolgt und in das Nationaltheater geflüchtet sind, wo es hervorragenden Kafee (mit Ingwer, Honig und Zimt) gab und wir warten konnten, bis der Regen nachgelassen hatte.
Unser Versuch, uns die Kirche, die laut Stadtplan direkt neben dem Theater liegt, anzusehen, scheiterte daran, dass es dort keine Kirche gab, also haben wir uns einfach auf den Rückweg gemacht.
Natürlich wurde nach fünf Minuten aus dem Nieseln wieder ein ausgewachsener Platzregen, also haben wir nochmal zehn Minuten unter verschiedenen Mansarden gewartet, bis wir die Nase voll hatten und uns ein Taxi herangewunken haben. Diesem Taxi haben wir sowohl den Namen unseres Hotels gesagt als auch auf der Karte gezeigt, wohin wir müssen und trotzdem ist der Mensch erst zwei Runden mit uns im Kreis und, als wir ihn dann auf die richtige Straße gelotst hatten, in die falsche Richtung abgebogen und noch knapp einen Kilometer weit in die falsche Richtung gefahren, bevor er verstanden hat, dass wir ihn aufgefordert hatten, stehe zu bleiben und uns nach draußen zu lassen.
Immerhin hat er uns angesehen, dass wir so sauer waren, dass wir nicht bezahlen mussten, aber näher am Hotel waren wir nach der Taxifahrt auch nicht, nur wütend genug, um doch durch den Regen zu gehen.

Ab morgen kommen für ein paar Tage (knapp eine Woche) nochmal keine Blogeinträge; macht euch keine Sorgen, das hat nichts mit Haien, Erdbeben oder Vulkanausbrüchen zu tun und mir geht es gut und ich schreibe auch weiter Blogeinträge, es wird nur eine Weile dauern, bis ich sie veröffentlichen kann.