Dienstag, 18. September 2012

In der schönen Schweiz Tag 3 - Kleinstadttag















Heute hatten wir uns vorgenommen, eine echte Schweizer Kleinstadt anzuschauen, also sind wir nach Bad Ragaz gefahren, wo es im drei-Jahres-Rhythmus eine Skulpturenausstellung gibt. Und die war tatsächlich ziemlich interessant: Künstler und Künstlerinnen aus allen möglichen europäischen Ländern nehmen teil, man kann die meisten der Skulpturen auch kaufen und es sind tatsächlich über hundert Skulpturen, die überall verteilt sind.
Los ging es auf dem Weg vom Bahnhof zur Innenstadt, von dort ging es weiter in eine Parkanlage, wo die Kunstwerke tatsächlich so dicht aneinander standen, dass man manchmal nicht genau wusste, welches Schild zu welchem Werk gehört (wie das rechte heißt, habe ich vergessen, aber das linke ist von einem dänischen Künstler: der Kuss).
Dann ging es weiter, am Golfplatz vorbei, in den großen Park am See zu den wirklich großen Installationen.














Darunter auch merkwürdige Dinge wie ein großes Ei aus geflochtenen Ästen, neben dem stand "Huhn oder Ei?". Hier mein Favorit: ein großes Raumschiff, um das herum zahllose kleine bunte Aliens standen und Unfug gemacht haben.
Nach einer Runde um den sehr malerischen See (auf dem ebenfalls mehrere Kunstwerke schwammen) ging es am Fluss entlang zurück in die Innenstadt.
 
Bad Ragaz selbst ist übrigens eine ganz normale, idyllisch mitten zwischen den Bergen gelegene Kleinstadt, in der außer den Skulpturen hauptsächlich auffällt, dass überall alle möglichen Gegenstände in Bezüge eingehäkelt sind: Geländer, Fensterläden, Zäune und Wasserhähne.
Danach in der Stadt waren wir eine weitere bündnerische Spezialität essen (Bündner Nusstorte) und dann noch auf der Suche nach dem Grab des Nationalhelden, Järg Jennasch, der eine ziemlich lustige Geschichte hat: ursprünglich Anhänger von Zwingli, hat er sich im Laufe der Bündner Wirren (so heißt hier die Zeit des Dreißigjährigen Krieges) erst mit den Franzosen verbündet, um die Spanier aus dem Land zu werfen, ist dann zum Katholizismus konvertiert und hat sich mit den Spaniern verbündet, um die Franzosen aus dem Land zu vertreiben (vielleicht auch in umgekehrter Reihenfolge). Dann wurde er erschlagen - und zwar von einem Angreifer mit einem Knüppel im Bärenkostüm. Darüber war seine Schwester Lucretia so aufgebracht (es gibt hier einen Brunnen namens "Die Tränen der Lucretia"), dass sie dreißig Jahre später selbst ein Bärenkostüm anzog und den Attentäter umbrachte, ebenfalls mit einem Knüppel. So geht die Geschichte. Hier das Lustige daran: soweit man historisch weiß, gab es niemals eine Schwester von Jörg Jennasch.
Nichtsdestotrotz gibt es hier neben dem Grab von Jörg Jennasch in der Kraypta der Kathedrale auch einen Brunnen namens "Die Tränen der Lucretia".
 















Nach einem Abendessen mit dem Montagabendkonzert der Alphornbläser vor dem Fenster sind wir noch eine Runde durch die Berge spaziert, um die Sterne zu sehen, was nicht funktioniert, weil in der Schweiz offenbar jeder einzelne Weg so gut beleuchtet ist, dassman die Sterne nicht viel besser sehen kann als vom Fenster aus.