Montag, 30. April 2012

Veganer und Street Artists

Heute haben Ben und ich uns getroffen, um zusammen zum veganen Festival in St. Kilda (dem hippen Strandvorort von Melbourne) zu gehen. Nachdem wir herausgefunden hatten, dass wir in den Botanischen Garten mussten und drei Runden durch den Park geirrt waren (der übrigens sehr schön ist), fanden wir eine Sammlung von Ständen, Gärten und Menschen und eine Liste mit Programmpunkten, von denen der erste erst wesentlich später losging, also waren wir zuerst Mittag essen (und zwar in einem extrem coolen Restaurant: man geht dorthin, bestellt und isst und zahlt dann soviel, wie es einem wert war. Das ganze Projekt wird vollständig über Spenden (=freiwillige Bezahlungen des Essens) finanziert. Und es funktioniert!

Dann kamen wir zur zweiten Hälfte eines Vortrags von einem Veganer, der über Vorurteile von NichtveganerInnen sprach und das war ein echt schräger Vortrag. Er hielt sich daran auf, dass Tiere intelligent sind (Sprache, Kommunikation, etc) und dass Tiere ein breites Spektrum von Emotionen haben (Muttertiere, die ihre Kinder beschützen und so weiter) und dass man auch bei Menschen ja nicht sagen kann, wir wären ALLE intelligent und so weiter ...
wo wir uns fragten: Was spielt das alles für eine Rolle? Wird man VeganerIn, weil Tiere Emotionen haben? Darf man dumme Tiere essen? Darf man dann auch dumme Menschen essen? Sehr seltsam.
 
Dann kamen wir zum interessanteren Teil des Festivals: dem Nachtisch. Es gab Kakao-Nuss-getrocknete-Früchte-Bällchen, die unappetitlich aussehen, aber so lecker waren, dass wir uns das Rezept mitgenommen haben:

Danach gab es eine Kochshow, bei der uns gezeigt wurde, wie man ein richtiges indisches Curry (also, ohne Currypuler) kocht und da ich schon lange (abgesehen vom Anfang dieses Beitrags) nichts mehr über Essen geschrieben habe, hier die Zusammenfassung:
Dabei haben wir drei ziemlich lustige Leute (natürlich alle VeganerInnen) getroffen: eine Argentinierin, einen Mathematikstudenten (der Mathe studiert, weil ihm Physik zu kompliziert war!?) und einen in Bayern aufgewachsenen Polen mit Dreadlocks, der deutsch sprach, vor zwölf Jahren für ein Jahr nach Melbourne kam und einfach dageblieben ist und der zugab, dass die meisten VeganerInnen irgendwie Hippies sind - und erzählte uns dann den Rest der Zeit von den Pflanzen (Bananen, Kiwis, Avocados, ...), die er in seinem Hinterhof züchtet und gab mir Tips, wie ich mein Avocadopflänzchen irgendwann auswildern kann.

Abends waren wir noch bei dem Street Art Wochenende am Federation Square, wo sie eine lange Betonwand aufgestellt hatten, an der ein paar ausgewählte Graffitikünstler für zwei Stunden öffentlich gemalt haben - und es war echt interessant, ihnen zuzusehen:

 
Und so sah es aus, als es fertig war (Ben hat herausgefunden, was da rechts steht - ich nicht)

 
Auf dem Rückweg habe ich es übrigens geschafft, das letzte Quinoa-Flachssamen-Brot zu ergattern, das jemand heimtrückischerweise hinter einem Sojabrot versteckt hatte.

Sonntag, 29. April 2012

Hopak in the Park

Heute ist der Tag, den sich die ukrainischstämmigen AustralierInnen ausgesucht haben, um ihre Kultur zu feiern: überall in Australien gibt es Vereine und Gesellschaften entsprechend der Herkunft (den deutschen Club (da essen sie hauptsächlich Kuchen - kein Witz!), den afrikanischen Club, ...) und Teil des ukrainisch-australischen Programms ist es, die ukrainischen Tänze zu bewahren. Und einmal im Jahr schlüpfen dann alle TänzerInnen in ihre roten Stiefel und ihre Pluderhosen/Röcke und Unterröcke und Unter-Unterröcke und treffen sich zu einer großen Tanzshow - weltweit am gleichen Tag (begründet wurde das Ganze übrigens von den ukrainischstämmigen KanadierInnen) und in der Sidney Myer Music Bowl in Melbourne sieht das Ganze so aus:





Tja, die wissen, wie man feiert, die UkrainerInnen :)

Auf dem Rückweg habe ich etwas ziemlich Cooles am Federation Square gesehen: heute Nachmittag kann dort auf dem großen Bildschirm das Lego-StarWars-Spiel gespielt werden. Ich mag Melbourne :)
Den Rest des Tages habe ich damit verbracht, meinen Vortragsteil über Neutrinomassen fertigzustellen (und zu skypen. Unfassbar wieviele von euch alle heute auf die Idee gekommen sind, sich mal wieder zu melden!)

Samstag, 28. April 2012

Ein Orangen-Uhrwerk

Heute mal wieder eine coole Geschichte aus der Statistischen Physik: in der neuen Disziplin der Oekonophysik versuchen PhysikerInnen herauszufinden, wie Oekonomie funktioniert (das heisst, Gesetze zu finden, wie den Geldfluss beschreiben und damit gute Vorhersagen fuer die Zukunft zu treffen). Eine der Fragen dabei war folgende:
wird unser Verhalten im Umgang mit Geld (Investitionen, risikoreich, risikoarm etc) von unseren Genen bestimmt oder von unserer Erziehung?
Also haben zwei Forscher sich die riesige schwedische Datenbank (in der einfach alles, jede finanzielle Transaktion aller SchwedInnen) vorgenommen und 1500 Paare von Zwillingen betrachtet und das Verhalten der eineiigen Zwillinge mit dem der zweieiigen Zwillinge verglichen.
Dabei stellte sich heraus: die eineiigen Zwillinge treffen viel haeufiger dieselben Entscheidungen, was (nach sehr viel Auswertung) ergab: die Gene bestimmen zu etwa 50% unseren Umgang mit Geld.

Nachmittags war ich mal wieder auf dem Victoria Markt, habe dann meine Einkäufe umgehend zu einer neuen Ladung Ratatouille verarbeitet und bin dann auf der Suche nach einer Stelle, wo ich Karten für zwei Konzerte kaufen kann, durch die halbe Stadt geirrt (das dritte Verkaufsbüro teilte mir dann mit, dass das eine Konzert ausverkauft ist und dass das andere Karten nur über sein eigenes Kartenvorverkaufssystem verkauft. Die spinnen).
Und dann war es auch schon Zeit loszugehen (zu einer Aufführung der Uni-Theatergruppe) und da es jetzt schon gegen sechs dunkel wird, fiel mir zum ersten Mal auf, wie dunkel und menschenleer der Weg zum und der Campus selbst um diese Zeit sind.





















Ich habe mir heute nämlich die Musik-Theaterfassung von "A Clockwork Orange" angesehen (interessante Geschichte: nachdem der Autor die Verfilmung seines Buchs gesehen hatte und total schlecht fand, setzte er sich hin und schrieb eine Theaterfassung - so wie sie seiner Meinung nach sein sollte: mit viel Musik). Großartiges Stück (es geht darum, dass es besser ist, Menschen die Wahl zwischen gut und falsch zu lassen und zu riskieren, dass sie sich falsch entscheiden, als sie zu zwingen, das Richtige zu tun) und sehr gute Inszenierung, 
aber bis ich die Karten hatte!
Ich hatte nicht reserviert; das Stück sollte 19:30 losgehen, ich war kurz vor sieben da (niemand sonst). Ich konnte keine Karte kaufen, aber ich wurde an Stelle 16 auf die Warteliste gesetzt.
Ab 19:15 kamen überhaupt erst Leute (nichts mit "Wer nicht eine halbe Stunde vorher da ist, bekommt keine Karte!"), bis 19:40 wurden Karten verkauft und dann durften wir Übrigen erst unsere Karten holen (meistens ist mir die Gelassenheit der AustralierInnen ja sehr sympathisch, aber heute hat mich diese Unpünktlichkeit echt aufgeregt).
Aber egal - ich hatte Glück und konnte es mir ansehen :)

Freitag, 27. April 2012

eine 3-Kilo-Stachelkugel

Was ich noch erzählen wollte: an dem Abend, als ich mir das Schulkonzert angesehen habe, hat es hier aus Eimern geschüttet und als ich an der Ampel zum Federation Square kam, war ich schon ziemlich durchnässt. Ich stand da also und wartete und neben mir stand eine Frau unter einem Regenschirm, wir schauten uns an und lächelten uns kurz zu - und dann stellte sie sich plötzlich neben mich und nahm mich unter ihren Schirm, damit ich nicht noch nasser werde. Das fand ich ja niedlich.

Heute war der große Tag: ich habe mein Jazz-Bar-Statistische-Physik-Assignment fertiggemacht (hurra!) Jetzt nur noch ein Vortrag und ein Assignment in jedem Fach und dann kommen nur noch die Klausuren (wenn man es so aufzählt, klingt es irgendwie ziemlich viel).

Nach der Uni war ich einkaufen und habe etwas gefunden, dem ich einfach nicht widerstehen konnte:


Ein thailändisches 3-Kilo-Obst, dessen Namen ich vergessen habe und das so doll stachelt, dass es die Plastiktüten durchlöchert hat. Ehrlich gesagt schmeckt es auch nicht besonders. Vorausgesetzt, das ich den richtigen Teil gegessen habe :) Aber es sieht schon toll aus.

Abends war ich mit Ben bei einem Vortrag in der State Library, bei der ein Dozent der Universität von Melbourne einen Vortrag über Liebe, Hingabe und Synchronizitäten (damit sind Dinge gemeint wie: der Held sucht jemanden, der etwas kann und rein zufällig läuft ihm in genau dem Moment jemand über den Weg, der genau das kann (LiteraturwissenschaftlerInnen mögen mir diese Erklärung verzeihen)) in dem "Märchen eines Sklaven" in Don Quijote von Cervantes angehört. Und dieser Vortrag war so schlecht (der Vortragende hatte einen extrem starken spanischen Akzent und hat die ganze Zeit nur von seinem Blatt vorgelesen. Er hatte auch eine Power Point-Präsentation, auf der genau das stand, was er wiederum auch vorgelesen hat), dass ich nicht einmal den Inhalt des Märchens wiedergeben könnte, aber da Ben und ich einen Zettel und einen Stift hatten, mit dem wir kommunizieren konnten, ohne zu stören, hatten wir trotzdem extrem viel Spaß.

Donnerstag, 26. April 2012

ANZAC-Day

Heute war in Australien Feiertag, das heißt, nichts hatte offen. Nicht die Uni - hurra! - aber auch nicht die Supermärkte, die Post, die Buchläden, die meisten Restaurants und auch sonst alle Einrichtungen von Interesse, weshalb ich nur mehrere erfolglose Versuche, einzukaufen, zu vermelden habe.
(Unterwegs: was ist das?


Das ist die Hauptstraße zum Sportarenen-Distrikt von Melbourne an einem Tag, an dem ein Spiel der Australian Football League im großen Football-Stadion stattfindet. (fotografiert hier; rechts vom Fluss in dem als Park markierten Bereich sind die Tennishalle, das Cricket/Football-Stadion, das Soccer/Rugby-Stadium und so weiter))

Da ich mich ansonsten nur abends kurz in eine Bar verkrochen habe, um nicht den ganzen Tag an meinem Assignment zu sitzen (nur noch drei von elf Teilaufgaben, hurra!), hier noch eine Erklärung zum ANZAC-Day:

ANZAC steht für Australia and New Zealand Army Corps und ist ein Tag zum Gedenken der Gefallenen Soldaten im 1. Weltkrieg.
Nicht vom 2. Weltkrieg, wo Australien in den Krieg verwickelt wurde, als die Japaner (unprovoziert) Darwin (eine Stadt in Nordaustralien) angegriffen haben (ähnlich wie Pearl Harbour).
Nein, vom 1. Weltkrieg. Was hatte denn Australien mit dem 1. Weltkrieg zu schaffen?
Ende 1914, Anfang 1915 hatten die Deutschen die Türken überredet/bestochen, die Passage nach Russland zu schließen, sodass die Briten und Franzosen von ihren Verbündeten abgeschnitten waren, also beschlossen die Briten und Franzosen, die türkische Halbinsel Gallipoli zu erobern und die Passage wieder zu öffnen.
Australien und Neuseeland - Verbündete von Mutter England - eilten zuhilfe. Nicht, weil England auf Bündnispflichten gepocht hätte, sondern freiwillig. Australien und Neuseeland waren gerade neu gegründet und fühlten sich nicht so richtig akzeptiert, deshalb wollten sie sich durch ihren Einsatz beweisen und haben Zehntausende (und damit es richtig Eindruck macht, nur die größten und bestaussehenden) Soldaten dorthin geschickt.
Was die Sache noch schlimmer macht, ist, dass ein ziemlich unfähiger britischer Kommandant die ganze Schlacht von einer taktisch unklugen Position aus geführt hat und trotzdem nicht zurückweichen wollte, sodass zum Schluss 14.000 von 20.000 Soldaten getötet oder verwundet waren, bevor die Sache aufgegeben und die Soldaten evakuiert wurden.
Australien und Neuseeland wurden im Folgenden als vollwertige militärische Verbündete angesehen und damit auch als Länder ernstgenommen.
Mittlerweile ändert sich zum Glück die Bedeutung des ANZAC-Days zum Tag für die Gefallenen australischen und neuseeländischen SoldatInnen ALLER Kriege.

Mittwoch, 25. April 2012

vier Hände und acht Xylophonschläger

Ich habe eben in der Vorlesung etwas so Phantastisches gehoert, dass ich es kurz schreiben muss: wenn man sich Bilder von Galaxien ansieht (zum Beispiel das hier) sieht das doch aus, als wuerden sich in den Armen hundertmal mehr Sterne befinden als in den dunklen Stellen dazwischen, das stimmt aber gar nicht, der Unterschied in der Dichte von Sternen in beiden Gebieten betraegt nur ungefaehr 5%! Der Unterschied in der Helligkeit kommt daher, dass eine Art Welle aus Energie in der Galaxis herumlaeuft, die dort, wo sie gerade ist, ganz viele Sterne bildet und anzuendet, die dann jung sind und sehr hell leuchten, sodass dieser Teil viel heller ist. Ich bin zutiefst begeistert.

Etwas Lustiges aus Australien: die amerikanische Regierung hat Australien gerüffelt, weil Australien ihre Daten lieber in australischen Systemen speichern als in amerikanischen, was nach außen die sehr unfreundliche Botschaft kommunizieren würde, dass Australien den USA nicht vertraue (nur weil die USA nach dem "Patriot Act" das Recht hätten, alle in ihren Systemen gespeicherten Daten jederzeit einzusehen). Lustigerweise ist das eigentliche Problem aber eher, dass das australische Internet so berüchtigt schlecht ist (ich berichtete davon), dass es einfach lästig wäre, auch noch Daten zwischen dem amerikanischen und australischen System hin- und herschieben zu müssen. Hier der Artikel, falls es jemanden interessiert :)

Abends war ich bei einem ziemlich coolen Konzert am Federation Square (in der BMW Ecke (rechts), dort finden auch politische Diskussionen, Pressekonferenzen und dergleichen statt), bei dem Gruppen aus Gesamtschulen und Gymnasien aus Ost-Melbourne aufgetreten sind: ein Blasorchester, zwei Rockgruppen, zwei Chöre und ein Duo, teilweise aus normalen Schulen, teilweise aus so stark auf Musik spezialisierten Schulen, dass die meisten AbsolventInnen später tatsächlich in die Musik gehen.

Hier zwei Ausschnitte von den beiden Gruppen, die ich am besten fand:




Dienstag, 24. April 2012

Rettet die australischen Bäume!

Etwas Nettes ueber meinen Quantenfeldtheoriekurs: am Mittwoch ist hier Feiertag (wie und warum und so weiter wird ein Extraeintrag am Mittwoch), deshalb faellt auch eine Stunde Quantenfeldtheorie aus, also suchten wir einen Ersatztermin, entweder am Dienstag um 2 (nach einer anderen Quantenfeldtheoriestunde um 1) oder am Freitag um 2 (wo alle nur bis um 12 Uni haben). Natuerlich stimmten alle fuer Dienstag, ausser mir, denn ich habe da eine Astrophysikvorlesung. Als ich das aber sagte waren alle sofort bereit, doch am Freitag drei Stunden laenger zu bleiben (wir haben uns jetzt stattdessen auf einen Tag geeinigt, der allen passt, aber trotzdem) das fand ich nett.

Auf dem Weg zur Uni ist mir etwas aufgefallen: Melbourne ist ja unter anderem deshalb so schön, weil die Stadt so grün ist - wegen der vielen Parks und der vielen Bäume entlang der Straßen, die hier aber nicht nur in den Bürgersteigen gepflanzt sind, sondern auch in den Parkplatz-Spuren entlang der Straßen. Das funktioniert meistens ziemlich gut, aber manchmal bekommt man doch Mitleid:






 Mittags war ich bei einem Vortrag, der von meiner Yogagruppe aus organisiert wurde: ein Anhänger der Yogi-Lehre (aus New York, studierte an der Yale-Universität), der darüber sprach, wie man den Illusionen, denen die großen Volksmassen anhängen, entkommen kann. Im Prinzip ging es darum, dass wir nicht wissen, wer wir sind, dass uns eingeredet wird, wir könnten diese Frage damit beantworten, was wir haben und kaufen und dem kann man entkommen, wenn man den Yogi folgt und akzeptiert, das wir einer größeren Quelle entstammen und und und, also nicht wirklich etwas Neues, aber interessant aus dem Blickwinkel der Yogi (die das Leben als einen Übergang von Tag-Träumen und Nacht-Träumen sehen und nicht von Schlafen und Aufwachen).
Aber dieser Typ!

(Den Rest des Tages habe ich mit meinem Assignment verbracht, also wer nicht lesen möchte, wie schlimm dieser Vortrag war, kann hier aufhören zu lesen.)

Er begann mit "Es bedarf eines offenen Geistes, um diese Art von Diskussion zu führen", was bei mir ja schonmal alle Alarmglocken läuten lässt, weil solche Leute im Folgenden jede Kritik ersticken können mit Verweis auf den nicht ausreichend geöffneten Geist.
Aber gut. Was er uns beibrachte war, auf dem Weg zur Erkenntnis, wer man wirklich ist, muss man zuerst herausfinden: sind wir Materie oder sind wir mehr als Materie? Und er sagte wortwörtlich (übersetzt): "Wenn Sie in physikalischen Wissenschaften eingeschrieben sind, behaupten Sie wahrscheinlich, alles wäre nur Materie." (Würde das irgendwer von uns behaupten?) Und dann sagte er wirklich: "Das ist ein Glaube, dafür gibt es keinen Beweis."
Okay, da niemand wirklich behauptet hat, alles wäre Materie, lassen wir das so stehen.
"In allen Yogalehren gibt es BEWEISE dafür, dass wir mehr sind als Materie, aber sie erfordern andere Techniken."
Liegt das an mir oder findet ihr das auch eine sehr fragwürdige Argumentation?
Dann kamen noch ein paar Entlehnungen aus Sozialpsychologie und Psychologie (oder was er so bezeichnet hat) und schließlich endete er mit Worten, die so auch jeder Sektenführer der Welt verwenden könnte:
"Das Wichtige ist, andere Menschen auch davon zu überzeugen, sodass sie sich von allem befreien. Und da es Ihnen danach viel besser gehen wird, ist es auch in ihrem eigenen Interesse."
Offenbar habe ich keinen offenen Geist.

Montag, 23. April 2012

Prosperos Rache

Wer sich noch erinnert: vor anderthalb Jahren wurden alle Menschen weltweit aufgefordert, Filme von sich, ihrem Leben, ihrem Alltag aufzunehmen und einzusenden und daraus wurde dann ein Film zusammengeschnitten, der "Ein Tag auf der Erde) oder so ähnlich heißt. Heute wurde der fertige Film überall auf der Welt zeitgleich gezeigt - auch am Federation Square. Also bin ich dorthin gegangen und was soll ich sagen: dem Melbourner Wetter gefiel der Film nicht. Noch bevor es los ging, fing es an in Strömen zu regnen (siehe rechts), also habe ich mir stattdessen eine Pizzeria gesucht und weiter Postkarten geschrieben.
 Da heute der letzte Tag des Melbourner Comedyfestivals war, habe ich mir heute Abend Shakespeare's Fightclub angesehen (nebenbei: die Show von dem Mitbewohner von Lawrence Leung, demjenigen, der von der Fanfiction über sich erzählt hat). Es entpuppte sich als Turnier, in dem die Gegner gegeneinander antreten, indem sie die Kampfszenen aus Shakespeare-Stücken nachspielen und versuchen, sich darin zu besiegen. Da heute der letzte Abend des Comedy-Festivals war, haben die Schauspieler allerdings den ganzen Abend über all die Witze gemacht, die sie sich die gesamte Spielzeit über verbeißen mussten, deswegen war es ziemlich chaotisch, aber extrem witzig.
Am Schluss stellte sich heraus, dass derjenige, der das Turnier eingefädelt hatte, Prospero (ein mächtiger Zauberer aus "Der Sturm") war, um allen zu beweisen, dass er der beste Shakespeare-Darsteller überhaupt ist, was lustig ist, wenn man bedenkt, dass "Der Sturm" Shakespeares letztes Stück war, an dessen Ende sich Prospero zur Ruhe setzt, was man so interpretieren kann, dass Shakespeare quasi selbst durch Prospero spricht und ankündigt, dass er - der Meister - sich jetzt zur Ruhe setzt.
Jedenfalls, am Ende des Stückes - nicht direkt überraschend - waren alle tot. Einer zum zweiten Mal. Allerdings war er beim ersten Mal ein Geist geworden und wurde durch den zweiten Tod zu einem Doppelgeist. Oder so.

Sonntag, 22. April 2012

zwei von fünf

Heute war ich mal wieder in den Botanischen Gärten, die im Rahmen ihres Herbstprogramms einen Herbstentdeckungsspaziergang anbieten, denn: einige der Bäume hier werden zwar langsam braun und verlieren ihre Blätter, aber der Rest sieht aus wie immer, draußen sind es 26 Grad - um Herbst zu finden, muss man also sehr sorgfältig suchen - oder kann ihn sich von MitarbeiterInnen des Botanischen Gartens zeigen lassen (übrigens: meine Reisegruppe bestand aus fünf Menschen, zwei davon Deutsche. Hrmpf).


Hier etwas Lustiges: die botanischen Gärten in Melbourne sind dafür bekannt, dass sie einen wunderschönen großen natürlichen See enthalten, um den herum alles angelegt ist, sodass man von vielen Orten einen herrlichen Ausblick aus den See hat.
So wie in dem Foto hier.
Seht ihr den See?
Das ist das Grüne in der Mitte ;)
Nachdem die Leute die Wasserversorgung der Gärten von normalem Brauchwasser auf Regenwasser (das kommt hier in ein gesondertes Kanalisationssystem) umgestellt haben, enthält das Wasser soviel Dünger, dass in dem See eine dicke Schicht Minifarne wächst und er jetzt aussieht wie ein riesiger, ordentlicher, englischer Rasen.




Und so klingt es, wenn man durch ihn hundurch geht (die Vögel, die klingen, als würden sie Morsecode mit Fahrradklingeln fabrizieren, heißen auch Bell birds - Glockenvögel)

 

Abends war ich nochmal bei "The Squinge", der Show, bei der wir ganz am Anfang mal waren (die sich um Degrassi, die kanadische Highschool-Soap dreht) und es waren nur ziemlich wenig Leute da - aber die Veranstalter haben sich gefreut, dass sich jemand (ich) gemeldet hat, als sie fragten, ob jemand schon einmal da war. Folgendes Gespräch fand statt:
"Woher kommst du?"
"Deutschland."
"Deutschland! Ich wusste gar nicht, dass Degrassi da überhaupt ausgestrahlt wurde!"
"Äh, wurde es - glaube ich - auch nicht."
"Ist es nicht seltsam, zu einer Show zu gehen, in der es um eine Serie geht, die man nicht kennt?"
"Ja, aber du hast uns Freikarten gegeben, da dachten wir, wir probieren es mal."
"Ähhhhh ... und du mochtest es! Und bist wieder hier! Hurra!"

Samstag, 21. April 2012

der Arm in der Pringlesdose

Pere erzählte heute, er musste vorgestern (oder gestern, je nachdem) um zwei Uhr morgens einen Vortrag am CERN (via Internet) halten ... das ist eine ganz neue Dimension ätzender Arbeitszeiten hier!


Nach der Uni bin ich heute mal wieder auf den Victoriamarkt geflitzt (das Bild links vermittelt nicht so richtig einen Eindruck davon, wie riesig dieser Markt ist: von diesem Gang gibt es etwa vier parallel plus eine genauso große Halle für Souvenirs und Kleidung plus eine kleinere Halle für Bio-Lebensmittel und dann noch die richtigen (aus Stein gebauten) Hallen für Fisch und Fleisch und die Delikatessenhalle. Links dann meine Einkäufe (für unter 20 Dollar, was für australische Verhältnisse geradezu unglaublich günstig ist).
Den Haufen Gemüse dort zu Ratatouille zu verarbeiten und einen neuen 10-Liter-Wasserkanister nach hause zu schleppen hat den Rest des Nachmittags in Ansprich genommen.

Abends war ich (nur noch zwei Tage Comedyfestival!) bei einem Comedian, der darüber berichtet hat, wie er eines Tages Fanfiction über sich selbst (also im Internet veröffentlichte fiktive Geschichten, in denen er vorkommt) gefunden hat.
Das kam so:
Eines Tages rief sein Mitbewohner Adam "Lawrence! Komm sofort her!"
Also lief Lawrence (der Comedian, bei dem ich war) alles stehen und liegen und rannte rüber für den Fall, dass Adam mit dem Arm in einer Pringlesdose feststeckte. Schon wieder. Letztes Mal hatte er sich nämlich nicht selbst befreien können, weil sein anderer Arm - auch in einer Pringlesdose steckte.
Es war aber nichts dergleichen, sondern eine Fanfiction, in der Lawrence eine Beziehung mit einem Charakter aus einer Soap (nicht dem Schauspieler, sondern dem Serienmenschen) hat, sich daraufhin in eine Frau verwandelt und schwanger von ihm wird.
Da Adam - der Mitbewohner - auch ein Comedian ist, hatte er daran einen Heidenspaß, sodass Lawrence in den nächsten Wochen, egal was er öffnete - Kühlschrank, Tasche, Besteckfach, Regal - überall einen Schwangerschaftstest fand.
Kurze Zeit später rief Adam Lawrence (der gerade am Flughafen war) an und sagte "Es gibt einen zweiten Teil!" Lawrence wollte davon nichts wissen, also schrieb Adam stattdessen - während er den zweiten Teil las - SMS mit den pikantesten Stellen, die Lawrence dann las und beantwortete mit "Adam, bitte, hör endlich auf." Was er dann nach der zehnten (oder so) SMS auch tat.
Lawrence hielt eine Viertelstunde durch.
Dann rief er an und fragte: "Und was ist danach passiert?"
Ziemlich coole Idee für ein Comedyprogramm :)

Freitag, 20. April 2012

Bürotag

Da ich heute ziemlich viel Zeit im Büro zugebracht habe, hier mal ein Foto von unserem Büro und der zugehörigen Tür:
links ist mein Arbeitsplatz, geradezu sitzt normalerweise Pere und rechts sitzt Nick, Lukas sitzt quasi vor dem Bildschirm (das Zeug in den Bücherborden sind zahllose Aktenordner voll Aufzeichnungen über Forschungsarbeiten, Vorlesungen, Assignments, Mitschriften und so weiter - im Prinzip befindet sich dort alles, was man braucht, die Frage ist nur, ob es schneller geht, es selbst auszurechnen oder in diesem Haufen zu suchen.)






Nachmittags haben wir uns mit unserer Vortragsgruppe getroffen und unsere Einzelvorträge besprochen, nur um festzustellen, dass unser Vortragsthema gar nicht Neutrinooszillationen sind, sondern Neutrinomassen (das gehört schon irgendwie zusammen, aber da in den Bewertungskriterien extra die Anforderung steht, das gestellte Thema exakt zu beantworten ... gnaaaahhh).

Nachmittags fiel mir beim Assignmentrechnen die Decke auf den Kopf, also wollte ich die legendär guten Fish&Chips in einer Bar um die Ecke ausprobieren - nur um festzustellen, dass heute die Küche geschlossen ist. Stattdessen lassen sie aus einem anderen Restaurant liefern und schenken selbst nur aus, aber (Besonderheit Australiens) man kann sich (gegen Gebühr von 5 Dollar) auch seine eigenen Getränke mitbringen und dort trinken.
Man kann also dorthin gehen, sein eigenes Getränk mitbringen, sein Essen von woanders liefern lassen und dann wieder nach hause gehen. Manchmal wundere ich mich schon, ob das hier sonst niemand seltsam findet.

Übrigens: eine Meldung aus der australischen Zeitung (da hier nie irgendwas pünktlich losgeht, liest man automatisch viel mehr Zeitung): obwohl fast alle Haushalte in Victoria (dem Bundesstaat, in dem ich derzeit wohne) im letzten Jahr Gehaltserhöhungen verzeichnet haben, haben sie (durch gestiegene Lebensmittel- und Lebenshaltungskosten) so deutlich weniger Geld als im letzten Jahr, dass viele sich in der letzten Zeit Nebenjobs suchen mussten. Dabei denkt man immer, die australische Wirtschaft wäre insgesamt relativ gesund.

Donnerstag, 19. April 2012

tausche Computer gegen Kaffeemaschine ...

Voellig ueberraschend haben wir heute das Assignment, das wir erst gestern abgegeben haben, wieder zurueckbekommen (10/10 - hurra!).
Die Kehrseite der Medaille: gleichzeitig haben wir auch das naechste Assignment bekommen (gnaaaaaks), es geht um Singles, die in eine Bar gehen und dann eventuell als Paerchen die Bar wieder verlassen und den daraus resultierenden Mittelwert fuer die Anzahl von Singles in der Bar und ich muss kurz aus der Einleitung zitieren:
(damit das richtig wirkt, muesst ihr euch vorstellen, dass das von diesem Prof geschrieben wurde, der sich normalerweise mit Galaxieclustern und Pulsaren beschaeftigt)
"Nachts werden die geschaeftigen Seitenstrassen der grossen Metropolen [...] zu Laboren der menschlichen Psyche, einer schummrig beleuchteten Zwischenwelt wo stochastische soziale Experimente (einige Markov'sch, einige Pavlov'sch) immer wieder durchgefuehrt werden als gaebe es kein morgen - und fern der Bereiche ethischer Unbedenklichkeit (Anmerkung des Autos: Habe ich das gerade wirklich geschrieben?)"
[...]
Aufgaben
"a) Lege Miles ein.
b) ..."
Ich mag ihn :)

Hier die schockierende Entdeckung des Tages: als ich mir (zum ersten Mal hier) einen Kaffee holen wollte, erwarteten mich zwei Ueberraschungen:
1.: man zahlt hier fuer den Kaffee. Pro Kaffee ein Dollar in die Kaffeegelddose. Wie seltsam in einem Physikinstitut.
2.: die Kaffeemaschine funktionierte nicht. Zuerst. Sie hat nur drei Knoepfe, deshalb war es relativ einfach herauszufinden: sie war ausgeschaltet! Mittags um 13 Uhr hatte sich noch niemand an diesem Tag einen Kaffee gekocht!

Hier das Corpus Delicti:
















Rechts das Sofakissen in unserem Aufenthaltsraum (das einzige, nebenbei).


Abends war ich bei einem Vortrag mit dem Titel: "Hatte Gott eine Frau?", in dem ein Archäologieprofessor aus Arizona seine Funde aus Israel gezeigt und erklärt hat, wie sehr sie von dem Bild abweichen, wie es in der Bibel gezeichnet wird. Zum Beispiel: in der Bibel heißt es, es hätte nur einen einzigen Tempel gegeben, in dem Tiere geopfert und Zeremonien durchgeführt wurden, gefunden haben sie allerdings mehrere andere Tempel, die ebenfalls Altare und Schaufeln zum Wegschaufeln der Tierasche hatten.
Und überall Frauenfiguren und Inschriften die um Schutz oder Segen baten von Jahwe und (seiner) Ashrat und zwar in der Form von Graffiti-artigen Kritzeleien, denn offiziell durfte irgendwann nur noch Jahwe und nur in Jerusalem geopfert werden.
Löwen-Frauen-mit-Palmen-Graffiti im alten Israel :)

Mittwoch, 18. April 2012

gesund (größtenteils)

Gute Nachricht: nachdem ich letzte Nacht gut zehn Stunden am Stück durchgeschlafen habe, bin ich heute fast wieder gesund. Hurra!
Die schlechte Nachricht: nachdem ich gestern quasi nichts auf die Reihe bekommen habe, ging der Tag heute größtenteils dafür drauf, Dinge zu erledigen: Handykarte aufladen, Briefmarken kaufen, Supermarkt, Obst- und Gemüsemarkt, abwaschen, Stromrechnung bezahlen, Mitschriften wegheften ...

Deshalb mal wieder zwei Bilder aus dem Vorrat:

so sehen Wombats aus, wenn man sie findet: sie schlafen. Und sie sehen auf den ersten Blick aus, als würden sie echt unbequem daliegen und auf den zweiten sehen sie aus, als ginge es ihnen beneidenswert gut.









Hier haben wir einen Schmetterling aus dem Schmetterlingshaus, der Spaß daran hat, Menschen zu verirren. Man schaut darauf, denkt sich: so gelb sieht der gar nicht aus, und dann bewegt er sich und man denkt sich "Hey, ich will aber den gemeinen Grasgelbling sehen" und dann kichert der Schmetterling hämisch (er wackelt zumindest grinsend mit den Flügeln)






Abends (und ich entwarne hiermit: in fünf Tagen ist das Comedyfestival vorbei und dann werde ich eine Weile erstmal nichts mehr von Comedians erzählen, aber eine Unmenge Shows ist so dicht bei mir an der Unilodge und ich kann nicht widerstehen :)
Heute Abend bin ich zu einer Show gegangen, für die wir in den letzten Wochen ungefähr fünfmal Flyer bekommen haben, deshalb dachte ich mir, wenn sie sich schon die ganze Arbeit machen ...
und es war jemand, der sich über die ganzen Mentalisten, Gedankenleser und dergleichen lustig macht, indem er eine Show aufzieht, in der man am Anfang seinen Namen und den Namen einer berühmten, toten Person aufschreibt und er errät die dann.
Dabei ist die ganze Zeit klar, dass er sich darüber lustig macht, aber es wirkt trotzdem beeindruckend, weil einem vor Augen geführt wird, wie gleich sich große Menschenmengen immer sind: so musste er immer nur bestimmte Menschen nennen und dann gab es jemanden, der ihn aufgeschrieben hatte (weil es immer jemanden gibt, der/die Marilyn Monroe, Kurt Cobain, Bob Marley etc aufgeschrieben hat. Ich hatte übrigens Maria Stuart und die hat er nicht erraten :)

Dienstag, 17. April 2012

Aber was, wenn die Fuechse Karotten fressen?

Nachdem ich heute siebzehn (!!!) Seiten Assignment abgegeben habe, muss ich kurz mal berichten, worum es eigentlich ging.
Womit wir uns zur Zeit in statistischer Physik beschaeftigen, ist, dass man ausrechnen kann, wie sich ein System mit der Zeit entwickelt, wenn man weiss, wie sehr es driftet und wie sehr es schwankt.
Zum Beispiel: (der Klassiker:) ein Betrunkener unter einem Laternenpfahl, der so betrunken ist, dass er - obwohl er eigentlich nach hause will - immer von links nach rechts schwankt. Ein Schritt zur linken Seite, ein Schritt zur rechten Seite, und immer so weiter - er bewegt sich also nicht vom Fleck, das heisst, er schwankt nur, aber er bewegt sich langfristig gesehen nicht (das heisst: er driftet nicht).
Wenn er aber nach hause will, landet er vielleicht alle fuenf Schritte einen Glueckstreffer und geht einmal mehr in die richtige Richtung, sodass - obwohl es fuer jemanden, der danebensteht, aussieht, als wuerde er sich gar nicht bewegen - er sehr langsam Richtung zuhause driftet.
Wenn man also weiss, dass er alle fuenf Schritte einmal oefter in die richtige Richtung geht als in die falsche, kann man ausrechnen, wann er - statistisch - zuhause ankommt. Hurra!

Das laesst sich jetzt auf Systeme uebertragen wie zum Beispiel zwei Tierarten. Sagen wir, in einem Gebiet gibt es Fuechse, Hasen und Karotten. Das beschreiben PhysikerInnen folgendermassen:
1 Fuchs + 1 Hase (mit Wahrscheinlichkeit a)-> 2 Fuchs (Fuechse, die gefressen haben, vermehren sich)
1 Hase + 1 Karotte (mit Wahrscheinlichkeit b) -> 2 Hase (gleiches Prinzip)
1 Fuchs (mit Wahrscheinlichkeit c) -> 0 Fuchs (Fueche sterben, wenn sie aelter werden)
Und hier ein Beispiel dafuer, wie PhysikerInnen denken: wir ignorieren ja hier ziemlich viel: dass Hasen von anderen  Tieren gefressen werden, dass Fuechse auch andere Tiere fressen, dass Hasen auch andere Pflanzen fressen, dass es nicht unbegrenzt viele Karotten gibt, dass man immer mindestens zwei Hasen oder Fuechse braucht um einen neuen zu produzieren, dass nicht nur ein neues Tier geboren wird, dass Hasen auch sterben ...
euch fallen bestimmt noch mehr Punkte auf.
Aber was wurde in meiner Vorlesung gefragt?
"Koennen die Fuechse nicht auch Karotten fressen?"
Nebenbei - bemerkenswert genug - mit dieser Art von Systemen kann man schon ziemlich gut Dinge wie die Bevoelkerung von Walen, Menschen, zwei-Tierarten-Systeme und dergleichen berechnen und vorhersagen.

In unserem Assignment ging es nun um folgendes: Bob ist ein Farmer in einem US-Staat, in dem Gluecksspiel erlaubt ist. Jeden Abend nach der Arbeit geht er ins Casino (wusstet ihr, dass es im amerikanischen Roulette zwei Nullen auf dem Rad gibt und im europaeischen nur eine? fand ich interessant) und hat 1000 Dollar dabei. Damit spielt er wie folgt:
er setzt immer 5% des Geldes, das er noch in der Tasche hat, auf rot (Chance zu gewinnen 9:19, wenn man bei Farbwetten gewinnt, bekommt man soviel, wie man gesetzt hat, das heisst, pro Runde gewinnt er entweder 5% oder verliert 5%)
wenn er 2000 Dollar gewonnen oder nur noch 10 Dollar in der Tasche hat, geht er.
Im Prinzip ist das wie bei dem Betrunkenen: 9:19 zu gewinnen, das sind fast 50%, das heisst, wenn man ihm kurz zusieht, sieht es aus, als wuerde er in der Haelfte der Faelle gewinnen und in der Haelfte der Faelle verlieren, aber immer ungefaehr bei 1000 Dollar bleiben, aber jedes neunzehnte Mal - statistisch gesehen - verliert er dann eben einmal oefter als er gewinnt, langfristig gesehen wird sein Geld also immer weniger.
Berechnet werden sollten die Funktion, die das beschreibt, Grenzwerte und Durchschnitte und dergleichen bewiesen werden und was ich hier so lapidar erklaert habe, dauert dann 17 Seiten.
Aber hier das spannende Ergebnis: durchschnittlich (manchmal sitzt er - theoretisch - bis zu 75 Stunden an diesem Tisch, bevor er gehen muss ...) sitzt er jedesmal 17 Stunden an diesem Tisch, wenn er einmal pro Minute spielt.
Bleibt natuerlich die Frage, wo er dann am naechsten Tag die 1000 Dollar herbekommt :)

Rest des Tages mit Büchern und Tee im Bett verbracht.

P.s. 9.5/10 Punkten fuer das Ameisenkrieg-Assignment. Und ein "Excellent work". Und einen Smilie mit drei Haaren. Hurra!

Montag, 16. April 2012

krank

Heute morgen hatte sich mein "nur-Halsschmerzen" in die übliche nervige Schnupfen-und-Husten-Kombination entwickelt, also habe ich beschlossen, es heute mal ruhig angehen zu lassen, mich in eine Decke zu wickeln und endlich mein Buch weiter zu lesen (neuer grässlicher Fakt: in der ganzen furchtbaren Geschichte, in der Siedler wahllos UreinwohnerInnen umgebracht, vergiftet, erschossen und verstümmelt haben, gab es eine sogenannte native Polizei: Ureinwohner wurden eingesetzt, um UreinwohnerInnen anderer Stämme (mit denen sie verfeindet waren oder die ihnen einfach egal waren) aufzuspüren, sodass diejenigen, die den weißen Siedlern entkommen konnten, weil sie das Gelände besser kannten, dann von diesen Spezialeinheiten aufgespürt werden konnten).

Das habe ich ungefähr eine Stunde durchgehalten, bevor ich genug hatte, rausgegangen bin, mich in ein Cafe gesetzt habe und bei Kaffee und Kuchen die ersten paar Postkarten geschrieben habe. Und abei fiel mir auf: jetzt wird es langsam Herbst in Melbourne, was man daran erkennen kann, dass die Palmen ihre Blätter hängen lassen.

 

Abends (ihr habt es euch vielleicht schon gedacht) war ich bei einer Veranstaltung vom Comedyfestival, aber mal wieder bei etwas Speziellem: Mark Thomas ist die gesamten 723 Kilometer der Mauer zwischen Israel und der Westbank abgelaufen und hat zwei Stunden lang von den Erlebnissen erzählt und abgesehen davon, dass mich seine politische Meinung aufgeregt hat, war es echt interessant und überraschend witzig, deshalb wollte ich mal eine Geschichte hier erzählen:
Es gibt ein Stück Land, das die Israeli ursprünglich komplett mit Mauer umgeben haben, dagegen haben die PalästinenserInnen geklagt und das israelische Gericht hat entschieden, dass das tatsächlich nicht rechtens war, deshalb wurde ein Teil des Gebiets an die PalästinenserInnen zurückgegeben.
Beide Seiten waren dagegen (die Israeli, weil sie Land abgeben mussten, die PalästinenserInnen, weil sie nicht alles zurückbekommen haben), deshalb (und das ist kein Witz) gibt es dort einen Ort, an dem jeden Freitag (seit fünf Jahren) folgendes passiert:
die Israeli warten vor der Moschee auf die PalästinenserInnen, mit denen sie dann gemeinsam vor die Mauer ziehen und demonstrieren, dann kommt die israelische Armee und wirft Tränengaskanister, woraufhin die DemonstrantInnen weglaufen - und nachher treffen sie sich wieder und trinken zusammen Tee.
(Mark Thomas hat einmal mitdemonstriert und wurde gefragt: "Hast du denn deine Zwiebel dabei?" "Welche Zwiebel?" "Tjaaa, wenn das Tränengas wirkt, verkrampfen deine Lungen und du denkst, du könntest nicht mehr atmen, wenn du dann eine aufgeschnittene Zwiebel dabei hast, kannst du daran riechen, das Gehirn weiß, dass du noch Luft bekommst und danach bekommst du wieder Luft." Und er schaute sich um und tatsächlich: jeder außer ihm hatte eine Zwiebel dabei. Später - nach dem Tränengas - bekam er dann eine halbe Zwiebel geliehen, von einem Pantomimen, der mit bei der Demo war. Auf eine absurde Art sind diese Geschichten ziemlich lustig)

Sonntag, 15. April 2012

das verschwundene Festival

Zur Einstimmung: dieses Lied läuft derzeit überall in Australien und ich muss immer mitwippen, wenn ich es höre - jetzt gerade beim Schreiben auch - also heute mit musikalischer Untermalung, zu finden hier

Um heute nicht nur mein Assignment zu schreiben, machte ich mich auf den Weg zum Bengalischen Kulturfestival am Federation Square (etwas beschämt muss ich zugeben, dass ich erstmal nachschlagen musste, wer diese Bengalen eigentlich sind. Für diejenigen unter euch, denen das genauso geht: ein Volk aus Nordindien), bin dabei mal wieder am wöchentlichen Buchmarkt vorbeigekommen (völlig unabhängig davon: jedesmal wenn ich an diesem Buchmarkt vorbeikomme, schleicht sich irgendjemand in mein Zimmer und - entgegen meines festen Vorsatzes, mir keine Bücher zuzulegen - stellt mir Bücher in mein Bücherregal) und war schließlich dort, wo das Festival sein sollte.
Wo allerdings keines war. Nur eine große, halbkugelförmige Sperrholzkonstruktion, in die man hineingehen konnte, die aber eher wie eine Umkleidekabine aussah.
Sehr seltsam, das Ganze.

Deshalb hier mal wieder eines meiner Reservebilder: gefunden in einem der Melbourner Vororte. Kann mir jemand erklären, was diese Konstruktion aussagt?


Abends war es dann soweit: für den heutigen Abend hatte ich von meiner Berliner Arbeitsgruppe zwei Tickets für die Late Night Improvisation in der Town Hall bekommen. Und es war toll: sie waren zu fünft und spielten "stuck in the middle", das heißt, einer (der Star des Abends: Geoff Paine, aus einer australischen Soap) bleibt die ganze Zeit in der Mitte und alle anderen (fünf) improvisieren neue Szenen um ihn herum - und es war irre lustig. Zwischendurch haben sie Lieder und Tänze improvisiert und natürlich haben sie auch wieder Deutsche gespielt und zwar:
(wollte jemand raten?)
verrückte Wissenschaftler, die eine Zeitmaschine bauen. Hnnngnnnn
Nichtsdestotrotz: danke, liebe Arbeitsgruppe, das war eine der besten Veranstaltungen, die ich bisher beim Comedyfestival gesehen habe :)

Samstag, 14. April 2012

die Papphausstadt

Heute Mittag war ich mal wieder mit Ben bei einem der öffentlichen Vorträge, und zwar über die amerikanische Wasserknappheit (von einem Professor aus Arizona), weil sich die AustralierInnen ja auch mit diesem Problem beschäftigen müssen und weil dieser Mensch so unglaublich gut gesprochen hat und ich diesen Vortrag so gut fand, am Ende dieses Eintrags ein paar seiner Punkte.

Den Rest des Tages habe ich nur damit verbracht, mich um meine Fotos zu kümmern und mein neues Assignment aufzuschreiben und so wie es aussieht, werde ich wohl morgen darüber schreiben müssen, was ich bei diesem Assignment mache, weil ich nicht viel anderes unternehmen werde.

Deshalb hier eines der großartigen Melbourner Projekte: Melbourne (ganz Australien) ist extrem kinderfreundlich und in den Museen gibt es immer Extra-Kinderabteilungen. Im Immigrationmuseum konnten die Kinder Flugzeuge basteln und aufhängen oder mitnehmen und im Melbourne Museum konnten sie Häuser bauen und daraus eine ganze Stadt basteln - und alle zusammen sahen die Häuser toll aus:


Wen es interessiert: hier die Zusammenfassung des Vortrags:
- die Wasseranlagen der Casinos in Las Vegas (die Fontänen vom Bellagio, die Kanäle im Venetian etc) verbrauchen nur etwa 3% des Wassers dort (weil die Wiederaufbereitung dort sehr gut funktioniert) - viel weniger als die Farmer der Gegend
- vor einer Weile hat Georgia (extrem von Wasserknappheit bedroht), die 1818 festgelegte Nordgrenze eine Meile nach Norden zu verschieben - damit sie ein Stück vom Colorado River bekommen und ihn anzapfen können (Problem ist die Überbevölkerung, wegen der die 15(!!!)-spurige Autobahn während der Rush Hour ständig verstopft ist, sodass sie jetzt zur 23(!!!!!)-spurigen Autobahn ausgebaut wird)
- die Regierung eines der Südstaaten hat irgendwann beschlossen, etwas dagegen zu unternehmen, also haben sie sich irgendwann getroffen - und öffentlich vor dem Rathaus gebetet (nachdem ihnen vorher der Wetterbericht mit 99.9% Wahrscheinlichkeit Regen für diesen Tag vorausgesagt hatte)
- in einigen Gegenden in Amerika kann man den ganzen Tag die ganze Woche das ganze Jahr den Wasserhahn voll aufgedreht lassen und bezahlt trotzdem nicht einen Cent - Wasser ist dort einfach kostenlos
Fazit: wir machen uns Sorgen um Öl? Wir haben viel größere Probleme! (oh noch so ein Fakt: der Mais, der angebaut wird, um daraus Ethanol zu machen: 1 Kilo Mais braucht 250 Liter Wasser und um dann einen Liter Ethanol herzustellen, benötigt man auch nochmal vier Liter Wasser. Da es im Englischen nicht Million-Milliarde-Billion-Billiarde-..., sondern Million-Billion-Trillion gezählt wird, wusste er leider nicht, wie die Zahl heißt), auf die man damit insgesamt kommt.

Freitag, 13. April 2012

Suchspiel

Da heute mein Besuch zurück nach Deutschland geflogen ist (und wir hatten - wie ihr ja gelesen habt - eine prächtige Zeit, insbesondere wenn man bedenkt, dass alles anfing mit: "Hast du Lust, mich in Australien besuchen zu kommen?" "Warum nicht?"), ging der heutige Tag größtenteils damit drauf, zu packen, online einzuchecken, einen Copyshop zu finden in dem man das online eingecheckte Ticket auch ausdrucken konnte, zu essen und genug Brote zu schmieren, damit mein Besuch einen Flug, in dem die Umbuchung auf ein vegetarisches Essen nicht funktioniert hat, überstehen konnte.

Dann waren wir zum Abschluss noch afrikanisch essen - und dabei fiel uns etwas auf, was ich hier noch kurz erwähnen muss: wir haben einen der Comedians, die wir uns angesehen haben, auf der Straße getroffen. SCHON WIEDER. Ich habe das bisher nicht erwähnt, aber wir haben bisher fast jeden Tag auf der Straße irgendwen getroffen, den wir schon auf der Bühne gesehen haben. Wenn man jetzt bedenkt, wieviele Shows es derzeit gibt und wie wenige davon wir gesehen haben, bleibt nur eine (erschreckende) Schlussfolgerung: derzeit ist Melbourne praktisch ausschließlich mit Comedians bevölkert!

Abends habe ich ein kleines Rätsel gelöst: wir haben uns immer gefragt, warum der Fahrstuhl nie im vierten Stock hält. (Das lässt sich hier nicht so leicht aufklären, weil man nur in sein eigenes Stockwerk fahren kann - also ich ins achte - aus Sicherheitsgründen) Vorhin kam ich auf die Idee, die Briefkästen abzugehen und jetzt habe ich festgestellt: es gibt gar keinen vierten Stock! Und das macht auch Sinn, denn: in Japan ist vier eine Unglückszahl, weil vier nämlich das gleiche Wort ist wie tot. Wenn man bedenkt, wieviele asienstämmige Menschen hier wohnen, macht es total Sinn, den vierten Stock wegzulassen. Rätsel gelöst.

Weil ich ansonsten nur aufgeräumt, abgewaschen, gewaschen und geputzt habe, hier noch ein kleines Suchspiel: im Geschichtsmuseum von Melbourne gibt es eine Kollektion von Stacheldrahten, die sich die australischen Siedler ausgesehen haben. Darunter ist auch das Modell, das sich durchgesetzt hat. Findet es jemand?


Geld in Waschmaschinen und Trockner gesteckt: 18 Dollar
Stacheldrahtsorten fotografiert: 28
Deutsche getroffen: zahllose (der gesamte Flughafen ist voll mit Deutschen)

Donnerstag, 12. April 2012

Ein Tag der sich von morgens bis abends konstant verbesserte

Heute morgen war es endlich soweit: Zeit, mein Assignment abzugeben. Und zwar mit der Auflage, spätestens um 12 dort zu sein. Da ich vor derartigen Deadlines immer Panikattacken bekomme, ging ich auf Nummer sicher, stand um neun auf und war um zehn in der Uni (ohne Kaffee und Frühstück). Der Gang, in dem das Büro des Profs liegt, war verwaist, niemand war irgendwo anzutreffen. Also schlich ich durch die Gegend, kopierte meine Aufzeichnungen, schrieb Mails in meinem Büro (einige von euch verstehen gerade, warum die Mails von vorhin so klingen, wie sie klingen), schlich wieder zurück, traf gegen halb elf einen anderen Professoren- und Hiflesuchenden - und plötzlich ging neben uns die Tür auf und unser Prof trat in den Gang. Wir nutzten die Gelegenheit und drückten ihm die Assignments in die Hand und verschwanden schnell - und wie ich so zurück ging, sah ich ihn dann noch vor mir mit einem Kollegen ins Cafe gehen und Kaffee trinken. BOAH.
Stellt euch das vor: Der Mensch gibt uns die Aufgaben genau so auf, dass wir sie in den Ferien abgeben müssen (eine Woche vorher oder später hätten wir nicht extra in den Ferien in die Uni gondeln müssen), setzt die Deadline auf zwölf Uhr mittags (was in den Ferien und für Melbourne und für die Leute, die von weither anderthalb Stunden Bahn fahren müssen, wirklich früh ist) und dann ist er nicht nur nicht da, sondern geht auch, als er merkt, dass wir doch schon da sind, erstmal Kaffee trinken. Ich war echt wütend.

Der Rest des Tages verlief erfreulicher: wir waren in einem Spieleladen mit zahllosen Karten-, Brett-, Geschicklichkeits- und allen möglichen sonstigen Spielen (alle Battlestar-Galactica Spiele und sieben Munchkin-Erweiterungen), aus dem wir schnell flüchten mussten (Gepäcklimit, Gepäcklimit) und danach waren wir am Federation Square in einer eigenen Galerie für Street Artists.
Videos, Bilder, Drucke, Fotos zum Thema australische Identität (Immigration, Geschichte, Politik) - es war seltsam und wirkte etwas unstrukturiert, aber interessant. Höhepunkt war eine auf alt getrimmte Videokonsole, bei der man australische Stereotypen (einen Kricketspieler, einen Hooligan, einen Baseballspieler) gegeneinander antreten lassen konnte.

Danach haben wir in einem Curryladen einheimische Tiere getroffen (sehr höfliche: sie haben immer brav gewartet, wenn ein Mensch vorbeikam, um zu sehen, ob sie fressen dürfen, und sind erst danach wieder zum Teller geflogen).

Abends waren wir dann bei einer weiteren Veranstaltung vom Comedyfestival und zwar: einer Zauberershow. Drei Leute, die alles vorgeführt haben von Kartentricks bis Suggestionskunststücken und natürlich (natürlich!) wurden wir auf die Bühne gerufen (wir haben erst noch versucht, es auf die Kinder hinter uns abzuwälzen, aber wir wurden doch nochmal aufgefordert). Allerdings waren sie nett - viel netter als die Comedyleute, die sich immer nur über das Publikum lustig machen - und ziemlich genial.

Noch kurz eine Anmerkung zum Essen: wir haben ein Mikrowellen-Schokofondue gefunden, das man nur dreißig Sekunden lang in die Mikrowelle stellen muss und dann kann man alles darin ertränken, was nicht schnell genug wegläuft. Entsprechend sah das Abendessen aus: (mmmhhhhhmmmmmmmmmmmm)


Jetzt entschuldigt mich, wir müssen weiter diskutieren, wie sie diesen verfluchten Trick mit der Box, die von der Decke hing, gemacht haben.

Mittwoch, 11. April 2012

Ratet wo wir waren ...

Heute morgen haben wir uns mit Ben getroffen, um zwei weitere Dinge zu tun, die man in Melbourne tun soll: Pfannkuchen im "Pfannkuchenhafen" (ist eine Restaurantkette) essen (haben wir gemacht, war sehr gut und kann ich weiterempfehlen) und danach waren wir im Dunkeln Minigolf spielen. Tatsächlich: es gibt hier eine mittelgroße Halle, die größtenteils nur mit Schwarzlicht beleuchtet wird und in der man 18 Bahnen Minigolf spielt. Überraschenderweise hat Ben sich als Ass im Minigolf herausgestellt, weniger überraschenderweise habe ich verloren (aber nur knapp!). Hier die Unterwasser- und die Dschungelhalle:


Eigentlich würde ich gerne raten lassen, was wir abends unternommen haben, aber ich glaube nicht, dass irgendwer darauf kommt, deswegen:
wir waren im hiesigen IMAX und haben uns die 195-Minuten(!!!)-Fassung von Titanic in 3D angesehen. Ich muss das kurz rechtfertigen: als der Film in die Kinos kam, war ich in der Grundschule, ich war damals nicht im Kino und es ist mittlerweile sowas wie ein Klassiker, den man mal im Kino gesehen haben sollte, wenn man die Chance dazu hat (fanden wir).
Also haben wir uns die drei-und-eine-Viertel-Stunden-Fassung angesehen und abgesehen davon, dass es ziemlich schwierig ist, die ganzen Titanic-Comedy-Referenzen auszublenden, wenn man den Film sieht (ich sage nur "Gentlemen, es war mir eine Ehre, heute Abend mit Ihnen spielen zu dürfen"), ist er doch echt empfehlenswert - die 3D-Effekte sind ziemlich gut.
(Entschuldigung, ich weiß, ihr wolltet nicht mehr so viel über Filme hören, aber dieser Film hat mich doppelt überrascht: erstens damit, dass wir ihn uns angesehen haben und zweitens damit, wie gut er war, deshalb musste ich das hier schreiben).

Abschließend kann ich triumhierend berichten: Ich habe das grüne Glücksbonbon in der neuen Packung gefunden :)

Dienstag, 10. April 2012

Rettet das Internet

Heute morgen machte uns das Wetter bei unserem "Wenn es schön wird, Strand, wenn es wolkig ist, Nationalpark"-Plan einen Strich durch die Rechnung, indem es aus Eimern schüttete. Also waren wir stattdessen im Melbourne Museum und haben uns den Wanderpfad der hiesigen Aborigine-Gemeinde angesehen, bei dem man die Pflanzen findet, die die Aborigines hier benutzen, samt  kurzer Erklärung dazu und hier haben wir den Übeltäter, der das Wasser eindickt und Fische erstickt: dieses dürre unschuldige Bäumchen. Daneben eine der Pflanzen, wegen derer Australien so rührend ist: da gibt es mal eine Pflanze mit appetitlich aussehenden, gut schmeckenden und gesunden Beeren - und dann sind sie trotzdem hochgiftig, wenn sie nicht reif genug sind.



Danach waren wir noch in einer Ausstellung über die Stadtgeschichte von Melbourne (die sind schon putzig. Vor einiger Zeit wude hier im Zentrum ein Straßenblock umgegraben und sie haben ganze Teams von Archäologen zusammengetrommelt, um die ganzen historisch wertvollen Ausgrabungsstücke (etwa 200 Jahre alt) angemessen auswerten zu können.) und abends wieder beim Comedy-Festival, aber diesmal nicht bei einer normalen Show, sondern bei einem Radio-Lesestück, bei dem sechs Leute über fünfzehn Charaktere in einer Superhelden-Geschichte gespielt haben. Von Leuten, die es sich zum Ziel gesetzt haben, das Hörspiel wiederzubeleben - und sie haben es ziemlich gut gemacht (am besten war die Spiegelwelt, in die sich der Held kurz verirrte. Dort war das Gegenteil von links Dienstag, das Sonnenlicht schmeckt nach Hühnchen und der Bösewicht hatte letzte Woche Poker gegen ein Stück Seil gespielt). Hier ein Bild von den Lesern (alles echte Schauspieler) und ein ganz kurzer Ausschnitt vom Anfang:



Einziges Manko: schon wieder trat eine verrückte Wissenschaftlerin auf und SCHON WIEDER war sie deutsch. Was für ein Bild haben andere Länder eigentlich von uns?

Abschließend: für Anhänger des Datenschutzes: http://www.avaaz.org/de/stop_cispa/?tta

Montag, 9. April 2012

Frohe Ostern!

Hier ein kleines (zwar gestelltes, aber auf einer wahren Begebenheit beruhendes) Bild von heute morgen, um zu illustrieren, wie k.o. wir nach dem gestrigen Tag waren: vorne ist die volle Kaffeetasse, dahinter die leere Müslischüssel und oben die Müslipackung beim Versuch, den richtigen Behälter zu treffen:
Wie man sehen kann, mit mäßigem Erfolg.

Hier die gute Nachricht: das Quantenfeldtheorie-Assignment ist fertig! Es ist endlich geschafft (ob richtig, ist eine andere Frage, aber gerade auch ehrlich gesagt die unwichtigere). Und weil ich so stolz darauf bin, hier mal drei Seiten aus der gesamten Hausarbeit (für die PhysikerInnen, die das hier eventuell lesen: falls ihr einen Fehler findet, bitte sagt es mir nicht):

 

Da das alleine schon ziemlich viel Zeit gekostet hat und wir danach noch den Kühlschrank wieder auffüllen mussten (den wir gestern ausgekühlt und ausgehungert geplündert haben), haben wir danach nur noch eine der lokalen Arkaden ausprobiert und unser Wechselgeld dezimiert, eingekauft und waren abends bei einer weiteren Comedy-Festival-Veranstaltung. Dazu muss ich kurz erklären: wir gingen vorgestern so durch die Stadt und an einer einsamen Stelle hing da ein Plakat, das so gut war, dass man es sich ins Zimmer hängen könnte. Und niemand sonst war da und auch sonst hat es niemand beachtet und äh ... jetzt wird es demnächst im Zimmer meines Besuchs aufgehangen. Danach fühlten wir uns allerdings ein wenig verpflichtet, auch tatsächlich zu der Show zu gehen und obwohl wir keine Ahnung hatten, worum es ging, sind wir hingegangen, in einen ziemlich linken Laden in einem Raum, in den nur zwanzig Leute passten (damit er danach von der Bühne verschwinden konnte und es nicht seltsam war, herauszugehen, während er noch vorne stand, musste er durch die einzige Tür verschwinden, die dort war - in die Abstellkammer) - und es war echt gut!
Heute mal keine Witze über Crystal Meth, aber wieder über Rassismus und darüber, dass Leute ihren Kopf aus dem Auto stecken und unschuldige Passanten beschimpfen. Was interessant ist, weil das der letzte Comedian auch erzählt hat und weil es meinem Besuch letzte Woche auch passiert ist. Eine der kleinen kulturellen Eigenheiten des Landes ... vermute ich.

Abschließend wünsche ich dem heutigen Geburtstagskind nochmals viel Spaß und allen anderen: frohe Ostern :)

Sonntag, 8. April 2012

Seepferdchen

Heute morgen machten wir uns gegen zehn auf zur Melbourne Central Railway Station, fuhren dann eine gute Stunde bis nach Frankston und von dort aus gute zwei Stunden (etwa 130 Stops - uargh) mit dem Bus nach Portsea (hier die Route mal im Überblick).

Und wozu das Ganze? Damit wir uns danach in
- Taucheranzug
- Taucherjacke
- Taucherhaube
- Brille und Schnorchel
- Flossen
und einen viereinhalb-Kilo-Bleigürtel wickeln konnten:


Wir waren nämlich heute Seepferdchen erschnorcheln! Natürlich exakt an dem Tag, an dem es sich ziemlich abgekühlt hatte und das Meer so wellig war, dass wir nicht dorthin gehen konnten, wo wir eigentlich hingehen wollten, aber egal: es war herrlich.

Und: wir haben eines der Seepferdchen gesehen, die es nur hier in Südaustralien gibt: da wir leider selbst kein Bild machen konnten, hier eins aus dem Museum

Den Rest des Tages haben wir dann damit verbracht, wieder zurückzugurken :)

Samstag, 7. April 2012

Strand und Sonne


Da für den Rest des Osterwochenendes in Melbourne Regen und Kälte prophezeit ist (was total super ist, weil alles geschlossen ist und man eigentlich nur rausgehen kann), haben wir uns heute spontan aufgemacht, haben unsere Vorräte aufgestockt (hierzu kurz eine Anmerkung: kennt ihr Beef Jerky? Das ist ganz zähes Trockenfleisch aus Amerika, auf dem man ewig herumkauen kann und das ziemlich gut schmeckt. Hier gibt es vegetarisches Beef Jerky, aus getrockneten, eingelegten Pilzen. Die haben wir gekauft - dachten wir. Was wir stattdessen gekauft hatten, war die Packung daneben: Pilzkekse. Getrocknete Pilze mit Zucker drauf, die tatsächlich schmecken wie Kekse mit Pilzgeschmack. Manchmal fühlt man sich hier ein wenig wie Alice im Wunderland)
und sind an den wunderschönen Strand in St. Kilda gefahren und haben uns in die Sonne gelegt und das Leben genossen.

 
Nein, offen gestanden nicht. Ehrlich gesagt war es so verdammt windig, dass wir innerhalb von Minuten die oberste Hautschicht von Sand und Wind abgetragen hatten und nur kurz im Wasser waren, bevor wir dann nach hause gefahren sind und hauptsächlich geduscht haben, bis sich genug Sand auf dem Boden der Dusche gesammelt hatte, um eine Sandburg zu bauen.

Danach waren wir mit Ben bei einer Freiluft-Comedyveranstaltung am Federation Square, wo es ein zweistündiges Comedyprogramm gab, das allerdings hauptsächlich aus Varietenummern bestand. Ganz zum Schluss als Höhepunkt traten allerdings zwei Japaner auf, die gerade beim Comedyfestival in Christchurch (Neuseeland) den People's Choice Award gewonnen hatten und echt gut waren (hier ein kurzer Ausschnitt:) 


Ein kurzer Ausschnitt aus dem Sprechprogramm, den wir lustig fanden:
Der Australier meinte: "Ich mag AmerikanerInnen, ich liebe diesen Dialekt. Wenn wir sagen Oregaaaaano, korrigieren sie uns und sagen: 'Oreeeeegano'. Wir sagen Aluminium, ihr sagt Aluminum. Wir nennen es 'nothing', ihr sagt 'Weapons of Mass Destruction'."

Danach waren wir noch bei einem Film (ebenfalls im Rahmen des Comdeyfestivals) dunkelschwärzesten Humors: eine Castingshow für Australien, bei der der/die beste TerroristIn gesucht wird, der/die dann eine Milliarde Dollar bekommt um seine/ihre eigene Terrorzelle zu gründen (damit Australien auch endlich mal mitreden kann, wenn es um dieses Thema geht).
Falls es jemanden interessiert: 10 Terrorists heißt er.