Dienstag, 24. April 2012

Rettet die australischen Bäume!

Etwas Nettes ueber meinen Quantenfeldtheoriekurs: am Mittwoch ist hier Feiertag (wie und warum und so weiter wird ein Extraeintrag am Mittwoch), deshalb faellt auch eine Stunde Quantenfeldtheorie aus, also suchten wir einen Ersatztermin, entweder am Dienstag um 2 (nach einer anderen Quantenfeldtheoriestunde um 1) oder am Freitag um 2 (wo alle nur bis um 12 Uni haben). Natuerlich stimmten alle fuer Dienstag, ausser mir, denn ich habe da eine Astrophysikvorlesung. Als ich das aber sagte waren alle sofort bereit, doch am Freitag drei Stunden laenger zu bleiben (wir haben uns jetzt stattdessen auf einen Tag geeinigt, der allen passt, aber trotzdem) das fand ich nett.

Auf dem Weg zur Uni ist mir etwas aufgefallen: Melbourne ist ja unter anderem deshalb so schön, weil die Stadt so grün ist - wegen der vielen Parks und der vielen Bäume entlang der Straßen, die hier aber nicht nur in den Bürgersteigen gepflanzt sind, sondern auch in den Parkplatz-Spuren entlang der Straßen. Das funktioniert meistens ziemlich gut, aber manchmal bekommt man doch Mitleid:






 Mittags war ich bei einem Vortrag, der von meiner Yogagruppe aus organisiert wurde: ein Anhänger der Yogi-Lehre (aus New York, studierte an der Yale-Universität), der darüber sprach, wie man den Illusionen, denen die großen Volksmassen anhängen, entkommen kann. Im Prinzip ging es darum, dass wir nicht wissen, wer wir sind, dass uns eingeredet wird, wir könnten diese Frage damit beantworten, was wir haben und kaufen und dem kann man entkommen, wenn man den Yogi folgt und akzeptiert, das wir einer größeren Quelle entstammen und und und, also nicht wirklich etwas Neues, aber interessant aus dem Blickwinkel der Yogi (die das Leben als einen Übergang von Tag-Träumen und Nacht-Träumen sehen und nicht von Schlafen und Aufwachen).
Aber dieser Typ!

(Den Rest des Tages habe ich mit meinem Assignment verbracht, also wer nicht lesen möchte, wie schlimm dieser Vortrag war, kann hier aufhören zu lesen.)

Er begann mit "Es bedarf eines offenen Geistes, um diese Art von Diskussion zu führen", was bei mir ja schonmal alle Alarmglocken läuten lässt, weil solche Leute im Folgenden jede Kritik ersticken können mit Verweis auf den nicht ausreichend geöffneten Geist.
Aber gut. Was er uns beibrachte war, auf dem Weg zur Erkenntnis, wer man wirklich ist, muss man zuerst herausfinden: sind wir Materie oder sind wir mehr als Materie? Und er sagte wortwörtlich (übersetzt): "Wenn Sie in physikalischen Wissenschaften eingeschrieben sind, behaupten Sie wahrscheinlich, alles wäre nur Materie." (Würde das irgendwer von uns behaupten?) Und dann sagte er wirklich: "Das ist ein Glaube, dafür gibt es keinen Beweis."
Okay, da niemand wirklich behauptet hat, alles wäre Materie, lassen wir das so stehen.
"In allen Yogalehren gibt es BEWEISE dafür, dass wir mehr sind als Materie, aber sie erfordern andere Techniken."
Liegt das an mir oder findet ihr das auch eine sehr fragwürdige Argumentation?
Dann kamen noch ein paar Entlehnungen aus Sozialpsychologie und Psychologie (oder was er so bezeichnet hat) und schließlich endete er mit Worten, die so auch jeder Sektenführer der Welt verwenden könnte:
"Das Wichtige ist, andere Menschen auch davon zu überzeugen, sodass sie sich von allem befreien. Und da es Ihnen danach viel besser gehen wird, ist es auch in ihrem eigenen Interesse."
Offenbar habe ich keinen offenen Geist.