Montag, 16. April 2012

krank

Heute morgen hatte sich mein "nur-Halsschmerzen" in die übliche nervige Schnupfen-und-Husten-Kombination entwickelt, also habe ich beschlossen, es heute mal ruhig angehen zu lassen, mich in eine Decke zu wickeln und endlich mein Buch weiter zu lesen (neuer grässlicher Fakt: in der ganzen furchtbaren Geschichte, in der Siedler wahllos UreinwohnerInnen umgebracht, vergiftet, erschossen und verstümmelt haben, gab es eine sogenannte native Polizei: Ureinwohner wurden eingesetzt, um UreinwohnerInnen anderer Stämme (mit denen sie verfeindet waren oder die ihnen einfach egal waren) aufzuspüren, sodass diejenigen, die den weißen Siedlern entkommen konnten, weil sie das Gelände besser kannten, dann von diesen Spezialeinheiten aufgespürt werden konnten).

Das habe ich ungefähr eine Stunde durchgehalten, bevor ich genug hatte, rausgegangen bin, mich in ein Cafe gesetzt habe und bei Kaffee und Kuchen die ersten paar Postkarten geschrieben habe. Und abei fiel mir auf: jetzt wird es langsam Herbst in Melbourne, was man daran erkennen kann, dass die Palmen ihre Blätter hängen lassen.

 

Abends (ihr habt es euch vielleicht schon gedacht) war ich bei einer Veranstaltung vom Comedyfestival, aber mal wieder bei etwas Speziellem: Mark Thomas ist die gesamten 723 Kilometer der Mauer zwischen Israel und der Westbank abgelaufen und hat zwei Stunden lang von den Erlebnissen erzählt und abgesehen davon, dass mich seine politische Meinung aufgeregt hat, war es echt interessant und überraschend witzig, deshalb wollte ich mal eine Geschichte hier erzählen:
Es gibt ein Stück Land, das die Israeli ursprünglich komplett mit Mauer umgeben haben, dagegen haben die PalästinenserInnen geklagt und das israelische Gericht hat entschieden, dass das tatsächlich nicht rechtens war, deshalb wurde ein Teil des Gebiets an die PalästinenserInnen zurückgegeben.
Beide Seiten waren dagegen (die Israeli, weil sie Land abgeben mussten, die PalästinenserInnen, weil sie nicht alles zurückbekommen haben), deshalb (und das ist kein Witz) gibt es dort einen Ort, an dem jeden Freitag (seit fünf Jahren) folgendes passiert:
die Israeli warten vor der Moschee auf die PalästinenserInnen, mit denen sie dann gemeinsam vor die Mauer ziehen und demonstrieren, dann kommt die israelische Armee und wirft Tränengaskanister, woraufhin die DemonstrantInnen weglaufen - und nachher treffen sie sich wieder und trinken zusammen Tee.
(Mark Thomas hat einmal mitdemonstriert und wurde gefragt: "Hast du denn deine Zwiebel dabei?" "Welche Zwiebel?" "Tjaaa, wenn das Tränengas wirkt, verkrampfen deine Lungen und du denkst, du könntest nicht mehr atmen, wenn du dann eine aufgeschnittene Zwiebel dabei hast, kannst du daran riechen, das Gehirn weiß, dass du noch Luft bekommst und danach bekommst du wieder Luft." Und er schaute sich um und tatsächlich: jeder außer ihm hatte eine Zwiebel dabei. Später - nach dem Tränengas - bekam er dann eine halbe Zwiebel geliehen, von einem Pantomimen, der mit bei der Demo war. Auf eine absurde Art sind diese Geschichten ziemlich lustig)