Im wilden Südwesten Tag 15: Wo sich die Ozeane treffen
Wie wir heute Morgen zum Frühstück kamen (Picknick erfolgreich vermieden), saß am Nachbartisch versammelt die gesamte freiwillige Feuerwehr von Pemberton, was dazu geführt hat, dass es eine halbe Stunde gedauert hat, bis sie meinen einen Pfannkuchen gebacken hatten.
Dafür sind wir ihnen dann aufs Dach gestiegen - und zwar wirklich. Bei Pemberton steht einer der sogenannten Feuerwehrbäume. Großartige Idee: In der Gegend sind Waldbrände ein extremes Problem, weil sich das Feuer in den Baumkronen rasend schnell ausbreitet (durch den hohen Eukalyptusöl-Anteil explodieren die Blätter regelrecht) und von dort dann wiederum Feuer auf den Boden regnen lässt. Deshalb ist es wichtig, Brandherde so schnell wie möglich zu identifizieren, was hier wiederum sehr schwierig ist, weil das Land nur ein paar kleine Hügelchen hat, die die hohen Bäume nicht überragen.
Also hat man die Feuerausgucksplattformen direkt in die höchsten Bäume gebaut: Metallnägel in Spiralen um den Baumstamm gehämmert, auf denen man bis ganz nach oben klettern und dort in einem Baumhaus Ausschau halten kann. Knapp zwanzig von diesen Ausgucken wurden in der Gegend eingerichtet und drei davon kann man erklettern. Wir waren beim Gloucester Tree: 61 Meter hoch und 150 Sprossen aus gutem alten Gusseisen, die in etwa dreißig Zentimeter Abstand zueinander teilweise fast senkrecht untereinander angebracht sind. Ich bin ganz nach oben gestiegen (nur um dort noch fünfzehn Stufen und eine wackelige Aluminiumleiter vorzufinden, die noch weiter nach oben führte) und der Ausblick ist sagenhaft.
Wieder unten zitterten mir so sehr die Knie, dass wir nach einem kleinen Rundgang durch den Nationalpark erst mal zu einer Winzerei in der Gegend gefahren sind (mit dem hübschen Namen Lost Lake Winery) und uns eine Flasche Wein für den Abend geholt haben.
Dort konnten wir auch endlich mal ein paar Fragen stellen. Wen es interessiert: sie können auf acht Hektar Fläche etwa 35 bis 45 Tonnen Trauben erwirtschaften, aus denen sie dann wiederum durchschnittlich etwa 4500 12-Flaschen-Boxen bekommen. Und das ist noch eine der kleinsten Winzereien der Gegend.
Danach waren wir bei einem weiteren Wasserfall: den Beedelup Falls im Beedelup Nationalpark, wo unser Plan, nicht zu picknicken, heimtückisch zunichte gemacht wurde von einer Dose getrocknetem Tomaten-Dip, die ihre gesamte Flüssigkeit in eine große, orange, nach Knoblauch riechende Lache in unsere Vorratstüte ergossen hat, sodass wir den Rest von Brot, Schokolade, Äpfeln und Käse, der noch zu verwenden war, schnellstmöglich essen mussten. Offenbar wollte das Schicksal, dass wir picknicken. Und dass unser Mietwagen nach Tomate und Knoblauch riecht.
Nebenbei hat es auch noch angefangen zu regnen, sodass wir einfach weiter zu unserem Tagesziel gefahren sind: Augusta, ganz am südwestlichsten Zipfel von Australien, dort, wo der indische Ozean und der südliche Ozean zusammenfließen. Dort sind wir eine Weile in der Gegend herumgeklettert, haben uns erfolgreich bemüht, weder ins Wasser zu fallen noch eine Schlange wütend zu machen.
Und haben uns weniger erfolgreich bemüht, einen Wal zu sehen (irgendwo hinten am Horizont waren wohl welche, aber nachdem wir sie so großartig dicht im Cape Arid Nationalpark gesehen hatten, war es hier irgendwie weniger spektakulür).
Den Rest des Abends haben wir damit verbracht, das grauenhafte, klumpige, ständig abreißende, langsame Internet zu verfluchen und zu versuchen, diese Bilder hochzuladen.