Heute hatten wir ein echt australisches
Erlebnis: wir wurden morgens um zehn von einer
Alkoholkontrollpolizeieinheit (wundert sich noch jemand über die
Uhrzeit?) nach draußen gewunken. Nachdem ich sie erst fast einfach
übersehen hätte und dann die mit orangen Kegeln abgesperrte
Einfahrt verpasst habe (und somit einen hervorragenden ersten
nicht-alkoholischen Eindruck hinterlassen habe), war aber alles in
Ordnung: mein Führerschein kam durch, ich wurde gefragt, ob ich
heute (!!!) getrunken hätte (die kurze Antwort war nein, die lange
wäre gewesen: „Nein. Sehen Sie den jungen Mann da im Auto? Der
fährt erstens nicht und trinkt zweitens nicht, sodass ich erstens
nicht trinken kann und es zweitens auch keinen Spaß macht“) und
musste vor einem gelbschwarzen Kasten bis zehn zählen, dann durften
wir weiterfahren.

Dann fuhren wir ein paar Minuten lang
weiter und kamen in den Bundesstaat New South Wales, was uns
wunderte, denn New South Wales liegt nördlich von Victoria, während
Melbourne, unser Endziel, südlich von uns lag.
„Ich frage mich gerade, ob es mehrere
Swan Hills in Australien gibt.“
„Oha.“
Und ja, durchaus, es gab eines in
tausend Kilometern Entfernung bei Sidney (zu dem uns der Routenplaner
führte) und eins im Süden in Victoria, zu dem wir eigentlich
wollten. Immerhin rechtzeitig bemerkt.

Also konnten wir zum Glück New South
Wales bald wieder verlassen, denn hier mal zum Vergleich ein Bild
davon, wie es in New South Wales aussieht (oben) und wie es in Victoria
aussieht (unten): wie man sieht, ist die australische Landschaft in Victoria
viel australischer, die Leere viel leerer, das Nichts viel nichtsiger
und überhaupt alles viel besser.
Außerdem gibt es bei uns lustige
„Känguruhs auf den nächsten
55 km“- und „Information in 65
km“-Schilder und die Polizei überholt einen einfach. Nicht umsonst
steht auf den Nummernschildern in Victoria: „The Place to be.“

Nach einem kurzen Zwischenstopp in Swan Hill (das übrigens nicht wirklich sehenswert war), in dem es schon wieder besseren Kaffee gab als in Adelaide, haben wir die letzten hundertachtzig Kilometer für heute in Angriff genommen (und da es der letzte richtige Fahrtag war: hier mal ein paar der Orte, durch die wir so gefahren sind: Buronga, Gol Gol, Tol Tol, Piangi, Wood Wood, Serpentine) und sind nach Bendigo gekommen.

Und hier wurden wir tatsächlich nochmal überrascht: Bendigo. Hat irgendjemand schon einmal von Bendigo gehört? Wir auch nicht. Bendigo ist eine mittelgroße Stadt nördlich von Melbourne - und sie ist wirklich hübsch. Im Zentrum gibt es ein BesucherInnenzentrum, in dem sie einem helfen, ein Motel (mit Internet und Parkplatz, im Zentrum und günstig!) zu finden und es für einen buchen; das Zentrum besteht aus hübschen alten Gebäuden und einem Park und es gibt eine sehr lebendige Innenstadt und einen eigenen kleinen KünstlerInnenbezirk.
Also sind wir für den Rest des Abends durch die Innenstadt gewandert und waren von dieser Stadt begeistert.
Hier ein Gedicht, das heute von meinem Besuch verfasst wurde und die Stimmung während einer 150-Kilometer-Fahrt durch Victoria ganz gut zusammenfasst.
Australien, Juli 2012
hinter der kurve kommt auch keine stadt
nur nichts
und bäume, knorrig
und links grün und rechts braun, schafe
nach kurven und kurven ein grünes schild,
ein settlement vielleicht,
orangenfarmen,
und links weite und rechts ein river
schläfrige driver sterben. powernap now!
und straßen und straßen,
nach vorne eine,
die gleiche nach hinten
und links der sonnenuntergang, später, rechts weite
Victoria, 31.07.2012
Sockenpaarbilanz: -2 (noch ein Paar weggeworfen)