Donnerstag, 9. August 2012

Im wilden Südwesten Tag 4: Stadtwanderung

Der heutige Tag begann mit einem Boykott des australischen Frühstücks (nieder mit Toast und Packungsmarmelade und Müsli!): wir holten uns Brot und Käse und Obst und Gemüse und im Supermarkt und dazu ordentlichen Kaffee und fuhren zu einem sehr hübschen Aussichtspunkt über der Stadt, setzten uns auf die Treppenstufen und picknickten.
Gesellschaft bekamen wir von einem Bus voller SchülerInnen, die gerade für irgendeinen Wettbewerb eine Dokumentation über ihre Heimatstadt drehten, sodass wir jetzt auf mindestens fünf Videos mit unserem Picknick auf den Treppenstufen sitzen, auf denen sich mysteriöserweise ein Kaffeefleck neben meinem leeren Kaffeebecher über die nächsten drei Stufen ergießt.

 













Dann haben wir einen neuen Kaffee geholt und sind zum Ausgleich für die letzten zwei größtenteils im Auto verbrachten Tage losgewandert: aus Kalgoorlie, der Stadt, wo wir wohnen, in die nächste (mit Kalgoorlie zusammengewachsene) Stadt Boulder, die eine weniger touristische Version von Kalgoorlie ist und einen putzigen alten Süßigkeitenladen, in dem wir typisch australische Jaffas (Orangenschokoladenbällchen mit Zuckerkruste) und Schokokugeln mit Himbeergummikern probieren durften.

Durch sehr viel Einfamilienhaussiedlung sind wir dann zu unserem eigentlichen Ziel gekommen: dem Super Pit Lookout: einem Aussichtspunkt, von dem aus man in einen riesigen Gold-Tagebau hinabblicken kann: 3,2 km Breite, 1,3 km Länge und 330 m Tiefe. Der Aussichtspunkt selbst ist umgeben von Hinweisschildern der Minenbaugesellschaft, auf denen sie erklären, wie großartig sie sind: wie modern ihre Methoden sind, wie sehr sie auf die Umwelt achten, wieviele Bäume sie seit 1990 gepflanzt haben (über 200.000) und wie sehr sie sich bemühen, die Menschen nicht zu stören, indem sie nur sprengen, wenn der Staub danach von Regen aus der Luft gewaschen wird, den Lärm minimieren und so weiter, bis man das Gefühl bekommt, dass diese Leute irgendwas zu verbergen haben. Nichtsdestotrotz; sehr eindrucksvoll.

Danach sind wir durch sehr viel Vorort zurück gewandert, haben noch einen kurzen Stopp bei der Statue von Paddy Hannan gemacht (die bekannteste Figur im Ort, was lustig ist, weil er eigentlich nur ein weiterer Goldsucher war: auf seinem Weg von einem Goldfeld zum nächsten war sein Pferd irgendwann erschöpft, sie rasteten, das Pferd scharrte im Boden und sie fanden ein Goldnugget; also blieben sie in Kalgoorlie (das war damals schon als Goldgräberstadt etabliert), dann zogen sie weiter; Paddy Hannan suchte noch bis ins Alter von 69 nach Gold) und dann den Tag für beendet erklärt.