Mittwoch, 8. August 2012

Im wilden Südwesten Tag 3: On the road (mit Schafen)

Heute morgen begann dann der abenteuerlichere Teil der Reise, als wir von Hyden aus Richtung Nordosten fahren sollten, auf einer Schotterpiste ohne Schilder und Richtungsangaben (was nicht ganz stimmt. Die einzelnen Straßen waren höchst hilfreich beschriftet mit Namen wie „Lovering Road“, allerdings nicht mit Orten, die in dieser Richtung lagen), auf der unser Navi uns beständig aufforderte, so schnell wie möglich umzudrehen und einen 150 Kilometer Umweg auf asphaltierten Straßen zu fahren. (wer sich die Karte ansieht: wir sind von Hyden quasi quer durch nach Marvel Loch gefahren, auf Straßen, die in Google Maps gar nicht vorhanden sind, deshalb zeigt es auch nur den Umweg an, über den uns auch das Navi führen wollte)

Nach ungefähr fünf Minuten trafen wir auf ein „Achtung, Viehtrieb“-Schild am Straßenrand und kurz dahinter auf eine Frau, die Brotscheiben auf die Straße warf, woraufhin eine Kuh-Stier-Kälber-Herde auf die Straße gerannt kam und vor unserem Auto und den Viehtrieb-Autos und dem Motorrad auf der Straße nach Norden trottete. Da fuhren wir dann also hinter einer Viehherde, schauten zu, wie ein sehr vorwitziges Exemplar Brot von dem Lastwagen herunter klaute und fuhren im Schritttempo hinter ihnen her, bis eine Frau zu uns kam und sagte, wir könnten auch überholen, wenn wir vorsichtig wären. Also versuchten wir vorsichtig eine Kuhherde zu überholen, was dadurch erschwert wurde, dass die Kühe plötzlich anfingen, loszurennen, schließlich haben wir sie nach einem wilden Rennen allerdings doch überholt.


Danach gönnten wir uns einen kurzen Moment der Erleichterung - und trafen auf eine Schafherde. Die zwar sofort anfing, loszurennen, allerdings die ganze Zeit auf der Straße, sodass sie sich einfach nicht überholen ließen. Wenn wir anhielten, rannten sie an die Seite und blieben stehen, wenn wir weiterfuhren, rannten sie zurück auf die Straße. Als wir versuchten, sie zu Fuß an den Rand zu treiben, rannten sie einfach auf der Straße weiter - und zwar schneller als wir. Schlussendlich haben sie sich dann durch ein Gatter auf eine Weide geflüchtet und wir konnten vorbei.
Danach fuhren wir 120 Kilometer lang auf langen geraden Abschnitten roter Schotterpiste, die zwischendurch an Straßenkreuzungen wie dieser hier endeten, bei denen wir zunehmend unterschiedlicherer Meinung waren, welche davon Richtung Nordosten (die Richtung, in die wir wollten) führte.
Irgendwann war es dann geschafft; wir kamen auf eine richtige asphaltierte Straße und fuhren darauf in den nächstgrößeren Ort: Marvel Loch. Marvel Loch ist ein unvorstellbar kleiner Ort, in dem wir versuchten, einen Kaffee zu bekommen, dafür allerdings nur mitleidig angesehen wurden; der Ladenbesitzer bot uns an, er könnte einen Kaffee für uns kochen, wenn wir Becher dabei hätten, in denen er ihn uns mitgeben könnte.


Also fuhren wir weiter in den nächsten Ort auf der Karte, Coolgardie. Nur schlappe zweihundert Kilometer entfernt waren wir dort erst auf dem Friedhof (der als sehenswert im Reiseführer steht und tatsächlich sehr anders ist als wir das so kennen) und dann endlich unseren wohlverdienten Kaffee trinken, bevor wir uns auf den Weg in das Tagesziel gemacht haben: Kalgoorlie.
Kalgoorlie ist ein 30.000-EinwohnerInnen-Goldgräberstädtchen, in dem es gefühlte fünfzig Hotels gibt. Hotel finden sollte also kein Problem sein, dachten wir uns.

Weit gefehlt. In Kalgoorlie ist derzeit der internationale MinenarbeiterInnen-Kongress (kennt man ja), deshalb ist alles ausgebucht.
Also haben wir nur noch mehrere Hotels abgeklappert, bis wir (ein paar Kilometer außerhalb des Zentrums gesucht) eins gefunden haben und dann nur noch einen Stadtrundgang machen konnten, bevor es dunkel wurde.