Donnerstag, 31. Mai 2012

Seufz

Heute gab es schlechte Nachrichten zum Frühstück:
Obwohl die Unilodge mir zugesichert hat, dass es kein Problem wäre, drei Wochen länger hier zu bleiben, habe ich heute morgen eine Absage bekommen, was heißt, dass ich nicht bis zum Schluss hier wohnen kann, sondern Mitte Juli (passenderweise auch noch genau zu der Zeit, wenn ich zum zweiten Mal Besuch hier habe) ausziehen muss. Dann muss ich mir für eine Woche ein Hostel suchen, bis ich nochmal Besuch bekomme, mit dem ich eine Tour durch das Hinterland mache, dann muss ich mir nochmal für vier Tage eine Unterkunft suchen und dann reise ich richtig ab.

Dann ging es weiter: meine Südamerikapläne wurden auch umgeworfen, sodass ich jetzt eine Woche früher als geplant zurückkommen würde, allerdings besuche ich auf dem Weg zurück noch einen guten Freund in der Schweiz, der eine Woche vorher keine Zeit hat. ARGH!

Aber dann fand sich beim Mittagessen (heute gab es kostenloses vegetarisches Mittagessen von unserem Uni-Yoga-Club - und zum Nachtisch zwei Stücken Schokoladenkuchen, danach sah die Welt wieder besser aus) die Lösung: ich werde einfach vorher noch Ben besuchen fahren!
Und: ich hab jemanden gefunden (nicht im Yogaclub, sondern später im Büro), der im Juni mit mir zu dem "Teilchenphysik für SchülerInnen"-Projekt fährt. Hurra!
Und: Sinem hat mir angeboten, dass ich für die vier Tage zwischendurch bei ihr wohnen kann! Hurra! Hurra!

Abends war ich dafür zum Ausgleich mit Antonio, dem griechischen Astrophysiker, Pizza essen und danach in einem 3D-Film im IMAX, der einfach großartig waren. Ich muss es kurz erzählen: es ging um das Hubble Space Telescope, das großartigste Teleskop, das es bisher gab, das zehn Jahre lang im Orbit schwebte und Bilder von unfassbar guter Qualität produziert hat. In dem Film gab es haufensweise eindrucksvolle Bilder von Galaxien und Sternenhaufen, aber eigentlich ging es darum, dass mehrmals AstronautInnen daran unglaublich komplizierte technische Veränderungen vornehmen mussten - im Weltall, das heißt ohne Schwerkraft und in diesen klobigen Anzügen! Aber, sie haben es geschafft und Hubble hat großartige Bilder produziert.
Hier das schönste: Bei so einem großen Projekt darf der Leiter der ganzen Sache für einen gewissen Zeitraum das Teleskop auf etwas richten, das ihn interessiert. Ein spezieller Planet, eine interessante Galaxie, ein schwarzes Loch, das einen Nebel frisst, was immer halt sein spezielles Interesse ist.
Der Leiter von Hubble hat seine gesamte Zeit genutzt, um ein winziges Stück Weltall, das bisher einfach vollkommen leer und schwarz erschien, untersuchen zu lassen und herausgekommen ist dieses unwahrscheinlich schöne Bild, an dem man schon erahnen kann, was für sagenhaft schöne Bilder Hubble produziert. (Die bunten Flecken im Bild sind Galaxien)
Dieser Film war echt unglaublich. Und hat mir den Tag gerettet :)

Mittwoch, 30. Mai 2012

Wie man Monster macht

Ich bin mittlerweile in der Lernphase angekommen, das heißt, ich habe eigentlich den ganzen Tag nur mit meinen Notizen und dem Skript zu Statistischer Physik verbracht und versucht, mich nebenbei nicht allzu sehr ablenken zu lassen.
Abends war ich dafür mit Ben im Theater. Ich muss dazusagen, was wir uns ansahen war "On the Production of Monsters" mit einem Titelbild mit einem haarigen, fingernagelbewehrten Arm, der ein kleines, ängstliches Kind an der Hand hält. Und da es im Melbourner Theater sehr schwer ist, Inhaltsangaben von Theaterstücken zu finden (man geht mehr oder weniger in Stücke, deren Titel interessant klingt), dachte ich, es ginge um die Produktion von Monstern (Kostüme, Makeup, Spezialeffekte und so weiter).
Eigentlich ging es aber darum, dass ein vergleichsweise harmloser Vorfall in einem Büro von den Medien ausgeschlachtet wurde, bis der (unschuldige) Mann als absolutes Monster dastand.
Das Phantastische an diesem Stück war, dass es von nur zwei SchauspielerInnen gespielt wurde, die beide die ganze Zeit verschiedene Konstellationen von Personen dargestellt haben: ein Pärchen, eine Vorsitzende und ihren Mitarbeiter, eine Anwältin und ihren Assistenten, eine Frau und einen Reporter und so weiter - und sie haben die ganze Zeit nur durch ihr Spiel kommuniziert, wer sie in dieser Szene waren -  ich war (wieder mal, das Theater hier ist echt gut) begeistert.

Auf dem Rückweg habe ich übrigens die Bar wiedergefunden, die von außen niemand als Bar vermuten würde. Auf dem Foto unten die erste Tür links. Die, die aussieht wie eine Aufzugstür.

Dienstag, 29. Mai 2012

Musik im Büro

Heute war ich im Büro, um mein Assignment abzugeben, noch ein paar Sachen auszudrucken und zu tackern und zu lochen (zuhause kann ich das alles nicht mangels Tacker, Locher und Drucker) und als ich ins Buero kam, sprach gerade Lukas ein paar Zahlen ins Telefon, wartete, wartete, wartete, schaute mich an, fragte, ob es mich stören wuerde, wenn er den Lautsprecher einschaltete. Ich sagte nein, also schaltete er den Lautsprecher ein, setzte sich an den PC - und für die nächste halbe Stunde hatten wir klassische Musik im Buero (die man im ganzen Flur hören konnte, sodass gelegentlich amüsiert-verwirrte Menschen ihren Kopf zur Tür herein steckten).
Was war passiert?
Lukas wollte eine Veränderung an seinem Einkommenssteuer-irgendwas vornehmen. Dafür muss man hier nicht aufs Amt gehen, eine Nummer ziehen und dann fünf Stunden warten, sondern man ruft an, legt den Hörer neben das Telefon und wartet eine halbe Stunde, bis sich einE SachbearbeiterIn meldet. Ich bin mir nicht sicher, ob das datenschutztechnisch vertretbar ist, aber lustig war es trotzdem.
Nebenbei: so viel Papierkram ist dieses Jahr zusammenkommen: alle Mitschriften, Skripte, Assignments und Übungsaufgaben mit Lösungen.

Abends wollte ich nach dem Wochenende etwas unternehmen, was Spaß macht, also war ich mal wieder im Theater (links), bei einem Stück namens "The Heretic" (die Ketzerin). Ein sehr aktuelles (ein kleiner Tiefpunkt in meinen persönlichen Theatererfahrungen: habe zum ersten Mal auf der Bühne das Wort "Facebook" gehört) und sehr spannendes Stück aus Großbritannien. Es geht um eine Doktorin der Geowissenschaften, die auf die Messung der Meeresspiegelhöhe spezialisiert ist und seit zwanzig Jahren keinen Höhenunterschied zwischen Inseln und Meer feststellen kann. Diese Frau ist allerdings umgeben von Greenpeacelern (ihrer Tochter und deren Freund) und WissenschaftlerInnen, die sich nicht öffentlich gegen Anzeichen des Treibhauseffektes aussprechen können, weil ihnen dann die Mittel für die Forschung gekürzt würden.
Es ging dabei nicht primär darum, ob es den Treibhauseffekt gibt oder nicht, sondern wie Wissenschaft funktioniert, dass auch in der Wissenschaft Meinungen gekauft werden können und wie Menschen ausgegrenzt werden, die alternative Meinungen vertreten. Ich war begeistert.
Unten: so sieht die Straße, die zu dem Theater führt, zur Zeit aus. Wenn die Bäume schon keine Blätter mehr haben, kann man sie immerhin grün anstrahlen :)

Montag, 28. Mai 2012

Hurra! Geschafft!

Heute habe ich tatsächlich den ganzen Tag ausschließlich damit zugebracht, die restlichen Aufgaben zu rechnen. Die letzte ist jetzt mit ziemlicher Sicherheit auch falsch, aber ehrlich - es ist mir auch egal.  (Nebenbei: das Wetter läd immer noch nicht wirklich dazu ein, rauszugehen. Und wenn man rausgeht, ist es unvorstellbar, dass Melbourne unter Wasserknappheit leidet. Hier mal ein kurzer Eindruck davon:)



Das Gute daran war, dass ich eine Riesenschüssel Klebreis mit Kokosmilch hatte, aus der ich immer naschen konnte, wenn ich mal wieder feststeckte - und weil das so gut schmeckt, dachte ich mir, ich lade heute mangels interessanter Neuigkeiten mal das Rezept dafür hoch (das ich in einem buddhistischen Kochbuch gefunden habe):

Kokosklebreis mit Mango:
man braucht: - zwei Tassen (glutenhaltigen) Klebreis, der für eine Stunde in kaltem Wasser gelegen hat und dann abgegossen wurde
- eine Dose (300 ml) Kokosmilch
- 2 Esslöffel Zucker
- 2 große reife Mangos
- 2 Esslöffel Kokosmilch und ein paar Minzblätter zum Dekorieren
und so gehts:
- Reis, Kokosmilch und Zucker mit 300 ml Wasser in einer (nicht abgedeckten) Pfanne unter ständigem Rühren bei mittlerer Hitze zum Kochen bringen
- auf niedrige Hitze herunterdrehen und unter ständigem Rühren für 8 bis 10 Minuten oder bis die Flüssigkeit absorbiert ist simmern lassen
- vom Herd nehmen, abdecken und für 5 Minuten stehen lassen
- Reis in einen Dampftockopf (oder Ähnliches) füllen und für weitere 15 bis 20 Minuten dämpfen
- Mango schälen und in Stücke schneiden
- Reis mit Mango, Kokosmilch und Minzblättern servieren. Fertig

Bin gespannt, ob irgendjemand es wirklich ausprobiert :)

So sieht das Ganze übrigens aus, wenn man es im Restaurant bestellt:


Sonntag, 27. Mai 2012

PhysikerInnen und die Schöpfungsgeschichte


Auch heute habe ich den Großteil des Tages mit meinem Quantenfeldtheorie-Zettel verbracht
(für die anwesenden TeilchenphysikerInnen: ich habe bis bis etwa 17 Uhr Feynman-Amplituden für einen Zerfall und einen Streuprozess ausgerechnet - und dann schaute ich mir die Reaktion nochmal an und dachte mir: hm, da gibt es doch nicht nur ein Diagramm, sondern zwei! NEEEIIIIN! Alles nochmal rechnen! Aber später stellte sich heraus, wegen der speziellen Reaktion gab es doch nur ein Feynman-Diagramm. Glück gehabt),
aber abends hatte Ada - eine Kommilitonin von mir - einen Auftritt mit ihrem Chor: in St. Paul's Cathedral wurde Haydns "Die Schöpfung" gesungen und gespielt. Und weil sowohl ich als auch ihr Freund sonst alleine dorthin gegangen wären, hat sie mich gefragt, ob ich nicht Lust hätte, mit ihm zusammen dorthin zu gehen. Und damit wir uns nicht beim Konzert treffen und dann zwei Stunden schweigend nebeneinander sitzen, waren wir vorher alle zusammen Abendessen und hatten sehr viel Spaß.


Das Konzert selbst war erwartungsgemäß ganz großartig; hier ist ein kurzer Ausschnitt davon, in meinem Youtubeaccount (hier) gibt es noch drei weitere Ausschnitte - hochgeladen unter anderem für Ada, die erzählt hat, dass es etwa ein halbes Jahr dauert, bis die Videos, die der Chor selbst während der Auftritte filmt, verarbeitet, gebrannt und verteilt sind.


Nur noch drei von acht Teilaufgaben auf dem Quantenfeldtheoriezettel!

Samstag, 26. Mai 2012

geglückte Experimente

Heute hatte ich meine allerletzte Vorlesung in Australien überhaupt und meine letzte Vorlesung in Statistischer Physik (ersteres ist begrüßenswert, letzteres ein wenig traurig) und aus diesem Anlass haben wir heute noch einmal versucht, Goldilocks Eintopf zu brauen - und es hat funktioniert!
Im ersten Video ist das Gebräu selbst leider nicht zu sehen (der Stuhl war der Kamera im Weg), dafür ist der Prof mal zu sehen, im zweiten Video sieht man dann die chemische Uhr in voller Schönheit :) Rechts sieht man, was passiert, wenn man nur ein kleines bisschen in eine Schale füllt und dann nicht mehr umrührt.




Danach habe ich heute mal wieder meinen Wocheneinkauf erledigt - allerdings in strömendem Regen. Und wenn es in Melbourne regnet, dann regnet es nicht für eine Stunde und hört dann wieder auf, nein, es regnet für eine Stunde und hört dann einfach nicht auf. Die Regeln auf den Gehwegen werden automatisch auf Schlechtwettermodus gestellt (normalerweise geht man hier links auf dem Gehweg, Menschen ohne Regenschirm wie ich dürfen aber ausnahmsweise rechts an der Häuserwand gehen, weil der Regen dort weniger stark ist, und Menschen mit Regenschirm machen einem Platz) und überall stechen einem die Ecken von Regenschirmen in den Kopf, weil die Fußwege - normalerweise breit genug für zwei Personen nebeneinander - nur etwa anderthalb Menschen aneinander vorbeilassen, sobald mindestens einer davon einen Regenschirm in der Hand hat.

Ich wollte allerdings unbedingt Rezepte ausprobieren, die ich beim Buddha-Festival gesehen habe, also war ich trotzdem einkaufen. Und: mein Experiment ist geglückt.
(PilzfeindInnen müssen an dieser Stelle sehr stark sein :)


Jetzt habe ich eine Riesenschüssel voll vier-asiatische-Pilze-Nudel-Sauce und eine mit Thai-Kokos-Klebreis mit Tarowurzel und Maracuja. (Nebenbei: das Bild rechts zeigt, wie hübsch die etwas unattraktive braune Tarowurzel unten rechts aussieht, wenn man sie aufschneidet).

Danach fühlte ich mich dann ausreichend gewappnet, um weiter an meinem Assignment herumzurechnen.

Freitag, 25. Mai 2012

Quanten und Felder

Den heutigen Tag habe ich praktisch ausschließlich mit meinem Quantenfeldtheorieassignment verbracht. Zwischendurch war ich kurz in der Uni, um mir mein letztes Assignment in Statistischer Physik abzuholen und mir Hilfe für Quantenfeldtheorie zu holen. Dann bin ich wieder nach hause gegangen und habe weitergerechnet.

Die einzige Abwechslung kam abends, als Ben und ich bei einem Vortrag namens "Weltliteratur - was es bedeutet, Mensch zu sein" waren.
Sehr interessanter Titel und die Professorin konnte auch echt gut reden, aber worum genau es ging, war sehr unklar. Das Entscheidende ist, dass sie in einem Kommitee mit WissenschaftlerInnen, SoziologInnen, IngenieurInnen und so weiter sitzt und mit ihrer Kenntnis von anderen Kulturen (anhand deren Literatur) ... irgendetwas beiträgt. Was genau für ein Kommitee das ist und was genau sie dort tun, hat sich mir nicht so ganz erschlossen.
Das Nette an dem Vortrag war, dass sie danach mehrere Bücher vorgestellt hat (und uns anhand dessen den Zusammenhang Mensch-Natur-Technik erklärt hat. Ziemlich fragwürdig. Ein Beispiel: in "Hundert Jahre Einsamkeit" regnet es zehn Jahre lang. Deshalb hat sie den Bezug hergestellt zu Technik: amerikanischen Firmen, die zu der Zeit mit "Cloud Seeding" (dem Hervorrufen von Regen indem man Salz in die Atmosphäre sprüht) experimentiert haben. Bei Cloud Seeding konnte bisher nicht nachgewiesen werden, dass es überhaupt einen Effekt auf das Wetter hat - abgesehen davon, dass das ganze Buch voll ist mit Magie und Übernatürlichem). Aber die Bücher, von denen sie erzählt hat, klangen interessant.
Danach hat sie mich übrigens ganz verschreckt, indem sie auf die Frage nach Spiegelneuronen - statt einfach zuzugeben, dass sie keine Ahnung hat - einfach Unsinn erzählt hat.
Nichtsdestotrotz - besser als Quantenfeldtheorie.

Mangels anderer vorzeigbarer Bilder von heute, hier ein Video von Melbourne bei Nacht:


Donnerstag, 24. Mai 2012

Talk like a pirate year

Rachel (unsere Professorin in Astrophysik) hat uns heute erklärt, wie das in der Wissenschaftswelt mit dem Zitieren funktioniert und wie wichtig es ist, von anderen Leuten zitiert zu werden, denn:
Die Uni Melbourne liegt in ständigem Konkurrenzkampf mit einer anderen Uni, deren Namen ich nicht ganz verstanden habe, und womit Melbourne (zumindest im Wissenschaftsbereich) ganz knapp vorne liegt, ist der H-Faktor (dass ist der Faktor, der einem sagt, dass jemand H Publikationen hat, die von H Leuten zitiert wurden) und einer geringfügig größeren Anzahl von Publikationen in "Nature", die wiederum ein klein bisschen prestigeträchtiger ist als die nächste Zeitschrift in der Liste. Das alles ist so knapp, dass eine Publikation mehr oder weniger den Unterschied machen kann zwischen Platz 1 und 2.
Und jetzt haben sie für die nächsten zehn Jahre oder so verloren, weil ein Prof an der anderen Uni einen Nobelpreis bekommen hat.

Was mir dabei aufgefallen ist: wie AustralierInnen sprechen. Insbesondere wenn man mit dem Buchstaben R (in der Astrophysik verwendet für Skalenfaktoren) rechnet, klingen AustralierInnen wie PiratInnen, weil "r" bei ihnen klingt wie "aaarrrrrrrrrrr". Ich habe danach Pere gefragt, ob sie eigentlich jedes Jahr den "Talk like a pirate day" genießen (jedes Jahr am 19. September und dieses Jahr zum 10. Mal (hurra!) darf man einen Tag lang an jeden beliebigen Satz Dinge anhängen wie "und ne Buddel Rum", "ich lass dich gleich kielholen du Landratte" und "haarrrr", worin die AustralierInnen ungeschlagen sein dürften). Daraufhin klärte mich Pere auf, dass in Australien das ganze Jahr "Talk like a pirate day" ist.
(Nebenbei: dabei stiegen wir in den Fahrstuhl, der mich etwas überraschte, weil er zur Zeit so aussieht: Das Weiße ist Pappe.)

Abends war ich bei einem "Freies Mittwochskino"-Abend in der Staatsbibliothek, bei dem sie heute einen Film namens "The Tents" gezeigt haben, in dem es um die New York Fashion Week (die bisher tatsächlich in "den Zelten" abgehalten wurde) ging. Nach einer etwas ermüdenden halben Stunde, in der die OrganisatorInnen der Fashion Week sich und die amerikanische Modeszene beweihräuchtern, haben sie tatsächlich gut und interessant erzeigt und erklärt, wie die ganze Veranstaltung funktioniert (zum Beispiel: Die DesignerInnen organisieren ihre Shows kaum selbst, sondern sie berauftragen wiederum Agenturen, die dann ihre Modelagenturen beauftragen ... und so weiter) und dann war es ziemlich interessant.

Übrigens habe ich heute gesehen: die Regierung (ich weiß allerdings nicht, ob die des Bundesstaates oder die von ganz Australien) hat angekündigt, den Bildungsetat zu kürzen - und zwar um so viel, dass ein Drittel der gesamten Förderung für die Unis wegfällt, was (keine Ahnung, ob die Zahl stimmt, ich habe es auf einem Flugblatt gelesen) zu doppelt so hohen Studiengebüren führen würde, neben den üblichen Kürzungsmaßnahmen wie größeren Kursen, Streichung von Orchideenfächern und so weiter.
Fast wie daheim.

Mittwoch, 23. Mai 2012

Zahnarzt zum Zweiten

Ich mag das australische Gesundheitssystem immer noch :) Fuenf Minuten Wartezeit, zwanzig Minuten Behandlung und man bekommt eine Sonnenbrille, damit einen die Zahnarztlampe nicht so sehr blendet (was fuer eine Idee!). Und ich wurde gefragt, ob ich eine Spritze fuer die Behandlung haben moechte - das fand ich ja putzig nach den deutschen ZahnaerztInnen, die bis an den Nerv bohren, ohne Betaeubung anzubieten :)
Da ich immer vergesse, dass bei euch Frühling ist, dachte ich mir, ich erinnere auch mal wieder daran, dass bei mir Herbst ist - mit diesem hübschen Teil meines Uniwegs.

Puenktlich heute nach dem Zahnarzt hat mir dann mittags in der Uni Thor (er heißt wirklich so) nicht nur die Tuer aufgeschlossen (mal wieder - ich habe natuerlich immer noch keinen Schluessel, aber das ist okay, so lerne ich die Menschen in der Arbeitsgruppe kennen :), sondern mir auch einen Schokokeks dazugeben, was mich gefreut hat - endlich zeigt mal jemand ausser mir ein ernsthaftes Interesse an Backwaren.

Nachdem heute wieder Tim der Yogalehrer war und ich eh genug zu tun hatte, war ich heute nicht beim Yoga (da es das letzte Mal Yoga in der Uni war - hier ein Bild davon, wie das normalerweise aussieht), sondern habe mich zum Assignments rechnen in ein Café gesetzt und bin - für den Rest des Abends - immer zwischen Waschmaschinen, Trockner und Assignment hin und her gependelt. Und ich kann hiermit mitteilen, dass Quantenfeldtheorie und Wäsche keine gute Kombination sind. Siehe das Bild (ich würde gerne behaupten können, dass jemand anders etwas Rotes in der Trommel vergessen hat, aber mir ist selbst etwas dazwischengerutscht). Eine weitere Wäsche mit einer Ladung Bleiche hat die meiste Farbe wieder entfernt. 


Nebenbei: falls ihr gerne nützliche Projekte unterstützt, aber nicht wisst, wie und wo und welche: hier muss man nur einmal auf fünf Sterne drücken und unterstützt damit ein Freizeitprojekt für Jugendliche

Dienstag, 22. Mai 2012

Zahnarzt zum Ersten

Nachdem sich vor ein paar Wochen leider meine geliebte elektrische Zahnbürste zur Ruhe gesetzt hat (jedenfalls meistens. Vor allem, wenn man versuchte, sie einzuschalten. Manchmal fing sie danach noch völlig überraschend an zu brummen (was ich erst nach etwa einer Woche realisiert habe. Vorher habe ich mich gefragt wer um alles in der Welt nachts um drei ein Loch in die Wand zu meinem Bad bohrt)), habe ich heute Morgen ärgerlicherweise ein Loch im Zahn gefunden.
Also habe ich mir einen Termin beim Zahnarzt geholt. Ich muss an dieser Stelle kurz ausholen und über das australische Krankenversicherungssystem sprechen:
In Australien gibt es eine Art staatliche Krankenversicherung, das heißt, jedeR AustralierIn zahlt einen konstanten Steuersatz in das staatliche System und wird dafür - ohne zusätzliche Kosten - in jedem australischen Krankenhaus behandelt. (falls sich jemand fragt, wieviel man zahlt: ungefähr zwei Prozent. Denkt noch jemand, dass das vielleicht ein sinnvolles Modell ist?)
Als StudentIn ist man verpflichtet, diese Krankenversicherung ebenfalls abzuschließen (für die Dauer des Aufenthalts). Sobald man eine australische Adresse hat, kann man sich dann online diese Krankenversicherungskarte bestellen und muss die dann nur noch vorzeigen, um kostenlos behandelt zu werden. Das habe ich hier ungefähr zehnmal (die letzten Male eher aus Neugier) gemacht und nie eine bekommen (habe mir stattdessen ein vorläufiges Zertifikat ausgedruckt).
Ich dachte, das könnte vielleicht ein Problem werden; war es aber gar nicht, da Zahnmedizin von dem staatlichen System gar nicht abgedeckt ist. Hrmpf.
Nichtsdestotrotz war ich vorhin beim Zahnarzt und habe mir einen Termin geholt - und was soll ich sagen, ich fragte: "So bald wie möglich - vielleicht morgen schon?" "Kein Problem, wann denn?" "Vielleicht so gegen zehn, elf Uhr morgens?" "Ja, elf Uhr passt."
Bisher mag ich das australische Gesundheitssystem :)

Abends war ich mit Antonio, einem ziemlich witzigen griechischen Astronomen, in einer Sakebar (hurra! Ich war endlich mal in einer Sakebar!), wo wir uns eine Flasche warmen Sake (Reiswein) und dazu eine Schüssel Eis mit Schwammwaffel (ich finde diesen Namen so herrlich) geteilt und uns darüber unterhalten haben, was wir daheim vermissen, was uns in Australien in den Wahnsinn treibt (lustigerweise ist das bei Antonio das öffentliche Verkehrssystem) und wieviel schlechter einige unserer Profs in der Heimat waren als hier in Melbourne.
Dieses Foto ist übrigens entstanden, als Antonio (nach eigenen Angaben) darüber nachdachte, ob in dem Dessert eigentlich genug Lamm für seine Ansprüche wäre.

Montag, 21. Mai 2012

Mehr Buddha!

Heute waren wir beim zweiten Tag des Buddha-Festivals, wo wir zuerst bei noch einer "Vegilicious"-Kochshow waren (heute vegan), bei der sie diesmal tatsächlich gekocht haben: Gemüse-Misosuppe, drei-Pilz-Spaghetti, Mandarinen-Gelee und dazu in Sake eingelegte frittierte Feige (und weil ich das letzte so eine zum Nachahmen gute Idee fand: falls jemanden interessiert, wie man Sake-Feigen-Tempura produziert, hier das zugehörige Video:)


Auf dem Weg zu unserem nächsten Programmpunkt haben wir dann auf der Haupttribüne einem Tanzkurs für die Art von indischem Tanz zugesehen, wie er in den Bollywoodfilmen vorkommt (ziemlich kitschigen indischen Filmen mit vielen aufwändigen Tanzszenen und meistens ziemlich vorhersehbaren Liebesgeschichten).

Danach waren wir bei einem sehr interessanten Vortrag einer buddhistischen Nonne (heißt das so? Wir haben einen nicht unbeträchtlichen Teil unserer Zeit damit zu fragen, wie man BuddhistInnen korrekt bezeichnet), die die Grundlagen und Regeln des Buddhismus' (nicht stehlen, nicht lügen, nicht töten, keine Drogen und kein Alkohol, das fünfte fällt mir gerade nicht ein) erklärt und von ihrem Tagesablauf erzählt hat. Und sie hat (grinsend) erzählt, dass ihre Freunde sie gelegentlich erstaunt fragen: "Du benutzt das Internet? Du darfst fernsehen? Du darfst Schokolade essen?" und sie ihnen dann immer erklärt, dass sie machen kann, was sie will, solange sie sich an die Regeln hält und es nicht übertreibt.
Zwischendrin bin ich schnell nach draußen gehuscht und habe mir die Zeremonie angesehen, mit der die BuddhistInnen Licht in die Welt bringen: im übertragenden Sinne gemeint (weil sie alle nach Erleuchtung streben), zünden sie bei dieser Zeremone tatsächlich Dutzende Kerzen an und stellen sie auf den Altar. Ich fand es sehr schön und so sieht es aus:)







Dann wollten wir nur noch kurz über den Basar schlendern und gefunden haben wir ein Zelt voller Stände, an denen man sich seinen Namen in chinesischen Zeichen schreiben lassen, Lotusblüten falten, Knotenbändern knoten und: kleine putzige Pandabärenbilder kleben konnte. Da konnten wir dann natürlich auch nicht einfach vorbeigehen :)
(die Pandas links sind von Ben, die Pandas rechts (die so aussehen, als würden sie über die Pandas links lästern) sind von mir.

Und dann war es auch schon um fünf, das Festival war vorbei und die Quantenfeldtheorie rief.

Sonntag, 20. Mai 2012

Buddha!

Heute war das große Buddhafestival - anlässlich des 2600. Geburtstags von Buddha - am Federation Square, also haben Ben und ich uns mittags getroffen und waren zuerst bei einer Demonstration der Teezeremonie (in der chinesischen Variante).
Und wir hatten Glück: da wir ganz vorne saßen, gehörten wir zu den 30 Leuten aus dem Publikum, die an der Teezeremonie direkt teilnehmen durften (das wollte ich ja schon immer mal mitmachen). Und es war echt gut - erst gab es eine kurze Meditation und dann den echt guten Tee - und wir haben Erklärungen für jede Handlung und ihre Verbindung zum Buddhismus bekommen. (Eines der Dinge, die wir gelernt haben: am Ende der Teezeremonie gibt es immer eine Tasse warmes Wassser, die - nachdem man die ganze Zeit den etwas bitteren Tee trinkt - plötzlich süß schmeckt.)

Danach ging es direkt weiter mit einer Demonstration in chinesischer Kalligraphie, wo sie gezeigt haben, wie sich Zeichen im Laufe der Zeit ändern. Und zwar am Beispiel des Drachen (weil wir gerade das Jahr des Drachen haben).
Das erste Bild (links oben) stammt aus der Bronzezeit (oben ist der Kopf, unten links sind die Zähne und unten rechts der Schwanz), das zweite (Mitte links) stammt aus der Zeit ein paar Jahrhunderte vor Christus (oben links ist der Kopf, unten links sind die Zähne und die rechte Hälfte symbolisiert den Schwanz). Das dritte Bild (links unten) zeigt das heutige Zeichen - und man kann sehen, dass sich das Zeichen in den über 2000 Jahren dazwischen kaum geändert hat.
Oben rechts ist das vereinfachte heutige Zeichen und unten rechts ist ein Bild (auch live gemalt) von einem zeitgenössischen chinesischen Künstler, anhand dessen man erkennen sollte, dass, wenn man die Geschichte der chinesischen Zeichen kennt, man auch diese Bilder "lesen" kann.

Danach waren wir ein bisschen auf dem Festival unterwegs und ich habe den Buddha gewaschen (man kniet davor nieder und gießt dreimal Wasser über seine Schulter: beim ersten Mal wünscht man sich, sich von allen schlechten Gedanken zu befreien, beim zweiten Mal wünscht man sich, Gutes zu tun, und beim dritten Mal, anderen Menschen zu helfen) und so sieht das Ganze aus:


An einem Ende des Festivals haben sie auch gezeigt, wie man sich im Sinne der buddhistischen Lebensweise ernährt (vegetarisch, und man muss verzichten auf Zwiebeln, Lauch, Knoblauch, Koriander ... und noch irgendetwas) und es gab eine kleine Kochshow, bei der das Gericht, was gekocht wurde, nur aus geschnittenem Tofu bestand, aber das Gute war, dass sie einen Korb voll asiatischer Gemüsesorten gezeigt und erklärt haben, wie es schmeckt und was man damit tun kann (genau die Gemüsesorten, vor denen ich immer am Victoriamarkt stehe und mir wünsche, ich wüsste, was es ist und was man damit tut).

Danach waren wir wirklich hungrig und waren erstmal (indisch) Mittagessen, sind dann aber nochmal zurückgekommen zu einer Lektion in Tai Chi und Meditation bei einem Mönch, der als erster von allen, die ich bisher gehört habe, wirklich gut und lustig gesprochen hat und sowohl das Tai Chi als auch die Meditation waren echt angenehm. Und so sah es bei der Meditation aus:

Zuhause habe ich mich dann - sehr ausgeglichen :) - an mein Quantenfeldtheorie-Assignment gesetzt.

Samstag, 19. Mai 2012

zehn von zehn!

Heute morgen haben wir unser drittes Assignment in statistischer Physik zurueckbekommen - das mit der Jazzbar (falls ihr euch erinnert: Singles gehen mit einer gewissen Rate in die Bar, ein gewisser Anteil Singles in der Bar verlaesst die Bar und parallel schrumpft die Anzahl Singles in der Bar dadurch, dass sich Singles zu Paerchen zusammentun (und dann zwar noch anwesend, aber keine Singles mehr sind) - und wir sollten ausrechnen, wie sich die Anzahl der Singles in der Bar mit der Zeit entwickelt).
Wir bekamen das heute mit den Worten zurueck: "Ich habe dazu nichts Allgemeines zu sagen - ihr habt das alle sehr gut erledigt - bis auf eins: mit diesem Assignment habe ich einen sehr guten Ueberblick ueber die allgemeine romantische Einstellung dieses Kurses bekommen - und ihr seid viel zu zynisch fuer Menschen in eurem Alter."
(in meiner Arbeit (wo wir erklaeren mussten, warum die Formel so aussieht, wie sie aussieht), steht an einer Stelle "da es eine annaehernd unendliche Menge Singles ausserhalb der Bar gibt, aendert sie sich nicht sehr, wenn ein Single von draussen die Bar betritt, deshalb kann man die Rate, mit der Singles die Bar betreten, als konstant annehmen."
Anmerkung des Korrektors: "Die Welt braucht einfach mehr von diesen Bars :)")











Danach habe ich wie üblich den Wocheneinkauf erledigt, gekocht und gerechnet und abends habe ich mich mit Sinem zum Essen in der besten Pizzeria getroffen, die ich bisher gefunden habe - und wir hatten soviel Spaß, dass wir fast drei Stunden da gesessen haben.

Und wie wir gerade auf dem Heimweg waren, zog noch diese Prozession an uns vorbei:

Freitag, 18. Mai 2012

Umständlich gesprochen

Heute habe ich eine kleine, etwas umständliche Geschichte, aber ich gebe mir Mühe, mich kurz zu fassen. Da wir unseren Stoff in Statistischer Physik fast geschafft haben, hatten wir ja gestern den Vortrag von der Künstlerin (den ich sehr interessant fand, aber der viele der Physiker im Raum einfach nicht interessiert hat, sodass sie stattdessen ihre Aufgaben gerechnet haben. Ich habe dafür heute morgen der Künstlerin eine Mail geschrieben und sie gefragt, ob sie Reverse Graffiti kennt - das passt ziemlich gut zu ihrer Arbeit).
Heute hatte unser Prof für die letzte Vorlesung (was etwas unglücklich kam, weil er einen Familienvorfall hatte und dringend nach Sidney musste) ein paar Spielereien vorbereitet - beginnend mit einem NASA-Vortrag über die Entstehung von Leben, gefolgt von einer putzigen Magnet-Luftkissen-Staubsauger-Vorrichtung, die Brown'sche Atombewegung simuliert hat und dann kam der Knüller. Ihr erinnert euch noch an die Chemikaliensuppe (Goldilocks Eintopf), die immer wieder die Farbe wechselt, wenn man die richtigen Mengen zusammenschüttet? Das haben wir heute probiert.
Es waren drei Chemikalien, die zusammengeschüttet werden mussten, dann wird es rot und wenn es nicht funktioniert, verfärbt es sich nur orange, und wenn es funktioniert, fängt es dann an, von orange gelb und grün und blau und so weiter zu werden.
Unseres wurde heute nicht mal orange. Und das hat den Prof wirklich deprimiert, weil er uns für unsere letzte Vorlesung noch etwas Spektakuläres präsentieren wollte.
Das hat mir dann - angesichts der Umstände, dass ich ihn heute zum vorletzten Mal gesehen habe (nächste Woche haben wir noch eine Konsultation für Klausurfragen, dann ist er für sieben Wochen unterwegs und dann bin ich weg), so leid getan, dass ich später nochmal bei seinem Büro war und an seine Tür klopfte.
Er - ziemlich gestresst, weil er nachher noch seinen Flug nach Sidney erwischen musste - schaute auf und meinte: "Ich habe gerade nur sehr, sehr wenig Zeit, aber ich habe ein bisschen Zeit. Was gibts denn?"
Ich: "Ich - äh - wollte nur sagen, wie gut mir der Vortrag gestern gefallen hat. Ich hatte mit etwas völligem anderem gerechnet und ich fand das Thema sehr interessant und die Bilder toll und - äh - wollte mich dafür bedanken."
Und da strahlte er und freute sich und meinte, das würde ihn erleichtern "und falls du mit ihr Kontakt aufnehmen möchtest, habe ich hier auch irgendwo ..." sah sich suchend nach der Kontaktadresse von der Künstlerin von gestern um.
Ich: "Ich habe ihr heute morgen schon eine Mail geschrieben."
Da freute er sich so sehr, dass ich mich auch gefreut habe, dass ich ihn noch besucht habe.

Nachmittags war ich auf der Suche nach einem Baklava-Laden, den ich im Internet gefunden hatte, in der Hoffnung, er hätte vielleicht Schokobaklava. Den Laden habe ich gefunden, er hatte allerdings zu, dafür habe ich unterwegs eine neue Graffiti-Wand gefunden:

 Abends war ich mit Ben noch bei einem Vortrag, bei dem ein Ex-Politiker (Parlamentsvorsitzender, Minister für Energie und Ressourcen, Minister für Transport und noch irgendein Ministertitel, ich wiß allerdings nicht mehr ob im Bundesstaat oder für ganz Australien) über seine zehnjährige Tätigkeit als Chef einer internationalen NGO (Nicht-Regierungs-Organisation) gesprochen hat.
Das besondere bei denen ist, dass sie sich nicht (wie Ärzte ohne Grenzen, das Rote Kreuz etc) um die Probleme kümmern, die durch Kriege und Konflikte entstehen, sondern dass sie helfen, diese zu verhindern. Was den Effekt hat, dass - da Medien ja eher über Kriege berichten als über verhinderte Kriege - sie quasi nie mit ihrer Arbeit im Rampenlicht stehen. Was sie tun ist eher, Konflikte zu analysieren, Strategien zu entwickeln, wie man daraus entkommen kann, und die dann weiterzugeben oder auch selbst umzusetzen.
Ein Beispiel: Dem Völkermord an den Tutsi durch die Hutu ging eine Hass-und Verfolgungs-Kampagne in den Radios in Ruanda voraus, die ein ziemlich deutliches Anzeichen für einen Konflikt ist. Als sie diese Anzeichen das nächste Mal in einem anderen Staat bemerkt haben, haben sie sie gesammelt und sind mit diesem Beweispaket vor den Staatschef getreten und haben gesagt: "Wir sehen, was hier vor sich geht. Und wenn Sie Ihre Kampagne weiterverfolgen, werden Sie sich irgendwann vor dem internationalen Gerichtshof für Verbrechen gegen die Menschlichkeit verantworten müssen."
Und es funktionierte - ein paar Tage später war von der Hetzkampagne nichts mehr zu hören.
Sehr spannendes Thema, aber der Mensch hat gesprochen wie ein echter Politiker: so kompliziert und unkonkret wie nur irgend möglich.

Donnerstag, 17. Mai 2012

5 Kilometer Klebestreifen

Heute hatte unser Statistische-Physik-Professor eine Überraschung für uns: Er arbeitet mit einer Künstlerin zusammen, die sich in ihren Arbeiten auch mit Mustern und Entwicklung von Mustern beschäftigt, und hatte sie heute für einen Vortrag eingeladen, in dem sie uns gezeigt hat, wie ihre Arbeiten aussehen. Und die waren wirklich interessant: früher hat sie Bilder aus (Kilometern von) Tape (sowas wie Isolierband) geklebt (rechts), irgendwann hat sie dann festgestellt, dass noch interessanter als die eigentlichen Bilder ist, was entsteht, wenn man diese Klebebilder nach und nach wieder von der Wand abzieht.
Und jetzt organisiert sie Kinderprojekte und Zusammenarbeiten mit der Uni, bei denen Menschen über mehrere Tage Platz und ganz viel Tape in verschiedenen Farben zur Verfügung gestellt wird, das sie dann (nach bestimmten Regeln) kleben können und nachher wieder abziehen. Sie schaut sich an, was daraus entsteht, die "Komplexe Systeme"-Abteilung schaut sich an, wie Muster entstehen, wenn man ein System mit bestimmten Regeln hat (ein Ausschnitt davon links). Extrem spannend!

Abends war ich bei einem Vortrag über Buddhismus von meiner Yogagruppe aus, der allerdings nicht von einem Buddhisten gehalten wurde, sondern von einem Anhänger der Religion, die vor dem Buddhismus da war. Lustige Geschichte:
Vor dem Buddhismus gab es in Indien eine Religion, die dem Buddhismus relativ ähnlich ist: Gewaltverzicht, Wiedergeburt, keine Tiere essen und so weiter. Aber: ein Zweig dieser Religion praktizierte Tieropfer und wenn man ein Tier opferte, durfte man es danach auch essen.
Allerdings gibt es im Universum vier Jahreszeiten (jeweils etwa 100.000 Jahre lang) und vor zweieinhalbtausend Jahren begann die Universums-Jahreszeit, die den Menschen weniger spirituell macht und: die Tieropfer verbietet. Da die Leute aber weiterhin Fleisch essen wollten, haben sie trotzdem hier und dort mal ein Tier geopfert (ihre einzige Chance, an Fleisch zu kommen).
Und dann kam Buddha und erinnerte daran, dass das verboten ist, und gründete seine eigene Religion, die wieder mit den Universumsjahreszeiten im Einklang ist und zu großen Teilen der bisherigen Religion ähnelt, mit einem wesentlichen Unterschied: im Buddhismus ist (auf der höheren Erkenntnisebene) alles nur Illusion und nichts real, während die anderen glauben, dass alles durchaus real ist, aber nicht dauerhaft.
Da der Mensch nicht Buddhist ist, sondern Anhänger der anderen (deren Namen ich leider vergessen habe), machte er sich ein bisschen über Buddhismus lustig, aber die ganze Geschichte war ziemlich interessant.
Am Anfang und Ende gab es dann noch Chantra-Meditation: 

Mittwoch, 16. Mai 2012

Ächz.

Heute habe ich mich weiterhin (erfolglos) mit der Simulation herumgeschlagen und dann - auf den Rat meiner Bürokollegen hin - statt einer Lösung einfach aufgeschrieben, warum es nicht funktioniert (dafür haben wir danach in der Vorlesung ausgerechnet, warum auch gepunktete Großkatzen am Ende ihres Schwanzes Streifen haben. Das hat Spaß gemacht :)
Danach war ich wieder beim Yoga (eine der kostenlosen Stunden in der Uni), nur um festzustellen, dass nicht meine normale Yogalehrerin da war (was gut ist, zwei Tage nacheinander hätte ich das nicht durchgehalten), aber auch nicht die Frau, die sonst in der Uni unterrichtet (bei der alles etwas gemütlicher zugeht und man sich am Ende tatsächlich entspannt fühlt), sondern Tim, der Yogalehrer, der immer nur sein Repertoire aus den gleichen zehn anstrengenden Übungen in unterschiedlicher Reihenfolge abspult. Ächz.

Habe übrigens heute den ersten Moskito in meinem Zimmer gefunden. Da ich nur ein Fenster habe, das sich öffnen lässt, und davor ein riesiges Fliegengitter ist, muss der sich hier drei Monate lang extrem gut versteckt haben.

Abends war  ich bei dem neuen SuperheldInnenfilm im Kino: The Avengers, ein Film, in dem sich sechs SuperheldInnen zusammentun, um einen richtig bösen Bösewicht zu bekämpfen. Klingt platt, aber war echt gut gemacht (ich steh ja normalerweise nicht auf halbstundenlange Actionszenen, aber die hier waren überhaupt nicht langweilig, sondern echt spannend) und vor allem: jedeR einzelne hatte seine/ihre Momente zum Glänzen. Und er war echt lustig - genau der richtige Film, wenn man den ganzen Tag auf Bildschirme, Zahlen und Quantenfeldtheoriegleichungen gestarrt und danach festgestellt hat, dass der nervige Yogalehrer da ist.

Heute ist mir übrigens eine der richtig miesen Abzocken der Unilodge bewusst geworden. Das Ganze läuft so ab: die Unilodge legt fest, wann das Miethalbjahr beginnt, bei mir war das der 15. Januar. Was anderthalb Monate vor Beginn des Semesters und somit praktisch für alle MieterInnen zu früh ist, aber gut. Man zahlt also die erste Miete und - damit der Vertrag gültig wird - muss man auch einen Stromanschluss beantragen. Den beantragt man natürlich zu dem Tag, an dem man einzieht (bei mir der 15.2.) statt an dem Tag, an dem der Mietvertrag beginnt, denn dann ist man ja noch nicht hier.
Man bekommt trotzdem einen Stromvertrag, der ab dem 15.1. gültig ist. Gut, stört ja niemanden, man ist ja eh nicht in dem Appartment.
Was die Unilodge aber dreisterweise tut: da sie ja weiß, dass man erst einen Monat später ankommt (man muss einen Termin beantragen um seinen Schlüssel für die Wohnung holen zu dürfen, für die man seit einem Monat zahlt), vermietet sie das Zimmer an TouristInnen oder Kurzzeitgäste unter (was a) nach australischem Mietrecht ohne meine Einwilligung verboten ist und b) bedeutet, dass sie für einen Monat DOPPELT Miete kassieren).
Als ich einzog, bekam ich am zweiten Tag eine Stromrechnung von etwa 30 Dollar, bei der ich mir nichts gedacht habe (der Kühlschrank war ja auch an, als ich einzog), aber jetzt ist mir das klar: die lassen nicht nur andere Leute während meiner Mietzeit hier wohnen, sondern - weil sie ja für mich meinen Stromvertrag auch schon einen Monat vorher angemeldet haben - auch noch mich für deren Strom bezahlen.
Ehrlich, so ein paar HalsabschneiderInnen.

Dienstag, 15. Mai 2012

Ein völlig normaler Tag

Heute habe ich meine drei Freistunden damit verbracht, die Simulation in meinem Statistik-Assignment zu programmieren - in drei verschiedenen Matheprogrammen - und es hat einfach nicht funktioniert.
Nach zweidreiviertel Stunden fragte dann Pere: "Und? Wie läufts so?"
Ich: "Ach, blöde Programmieraufgabe, Differentialgleichungen mit Ableitungen nach zwei verschiedenen Variablen, das klappt alles nicht."
Er: "Ah, das vierte Assignment? Ja, das hatten wir damals auch. Bei uns hat es letztes Jahr niemand hinbekommen, deshalb hat er die Aufgabe dann nicht bewertet."
ARGH!

Dafür habe ich jetzt herausfinden können, wann meine Klausuren stattfinden (jeweils im Abstand von einer Woche, das ist sehr, sehr gut).

Abends war ich wieder beim Yoga, was heute so anstrengend war, dass wir danach alle die Treppe zum Abendessen hinunter gehumpelt sind.

Da ich sonst nichts Spannendes zu erzählen habe, hier noch ein Bild aus meiner Gegend: wie schon gesagt liegt Little Italy quasi bei mir vor der Haustür und letztens habe ich auf dem Weg nach hause dieses Geschäft gefunden: einen ganzen Laden nur voll mit Ravioli, die mit verschiedenen Dingen gefüllt und verschieden gefärbt sind.
Ich bin immer wieder begeistert davon, wieviel aus ihrer Heimat die einzelnen Einwanderungsgruppen hier mitgebracht haben.

Montag, 14. Mai 2012

ein verregneter Sonntag

Heute habe ich den vorletzten Teil meines Statistik-Assignments fertiggemacht (hurra! Jetzt "nur noch" die Simulation) und war nachmittags in der neuen Mesopotamien-Ausstellung des Museums. Hier auch wieder so etwas putzig Melbournerisches: Nachdem ich mein Ticket gekauft hatte, bin ich nochmal zurückgerannt und habe meine Jacke abgegeben und als ich wieder zurück ins Museum wollte, fragte mich die Frau hinter ihrem Stand "Haben Sie ein Ticket?" Ich: "Ja" und begann in meiner Tasche zu wühlen, daraufhin winkte sie ab und meinte "Schon gut. Sie haben ja gesagt, gehen Sie ruhig durch."

Die Ausstellung selbst war sehr schön (ich hatte mir irgendwie mehr über das alltägliche Leben der MesopotamierInnen erhofft, aber es gab eher Schrifttafeln und Wandfresken mit Erklärungen, was man dort sehen kann und warum - und das war auch ganz nett.
Hier eine niedliche Geschichte: Agatha Christie (die Krimiautorin) war mit einem der Archäologen verheiratet, die mesopotamische Tempelanlagen ausgegraben haben, hat ihn auch oft auf seinen Reisen begleitet und ihm geholfen, die Fundstücke zu katalogisieren und zu fotografieren UND sie war gut darin, die winzig kleinen keilschrift-Gravuren in Fundstücken freizulegen, weil sie herausfand, dass das hervorragend geht, wenn sie dazu ihre Gesichtscreme verwendete. Als das dann wiederum in der Arbeitsgruppe bekannt wurde "gab es so einen Ansturm auf meine Gesichtscreme, dass am Ende nichts mehr davon übig war für mein armes, altes Gesicht."

Oh übrigens - ich habe noch ein Wombat gefunden :)

Danach war ich noch im Kino im neuen Johnny Depp/Tim Burton Film (Dark Shadows), den ich wesentlich mehr mochte als zum Beispiel Sweeney Todd, denn: man hat den ganzen Film über das Gefühl, dass Johnny Depp und Tim Burton zusammen die Twilight Filme geguckt haben und sich dachten "Das ist ja nicht zum Aushalten! Wir machen jetzt mal einen guten Vampirfilm mit Werwölfen und einer Mensch-Vampir-Liebesgeschichte und Frauen, die von Klippen ins Meer springen - und bei unserem Film werden sie für die Entscheidung, ob sie auch ein Vampir wird, nur zehn Sekunden brauchen!"

Sonntag, 13. Mai 2012

Menschen! Überall Menschen!

Heute war hier ganz schön was los:

Am Federation Square gab es eine sehr nette Idee: "Cut your own lunch", ein Bauernverband hat einen Haufen Pflanzkisten mit Gemüsestauden und Kräuterbeeten und Miniblumentöpfen zum Selbstbepflanzen aufgefahren, damit die ganzen Stadtkinder, die nicht wissen, wo Gemüse herkommt, mal die Pflanzen sehen können, an denen es hängt. Der Höhepunkt war natürlich, dass man sich seinen eigenen Wrap mit frischem Gemüse wickeln konnte. Und dass einer der Menschen dort gezeigt hat, wie man eine ordentliche Vogelscheuche zusammenwickelt.

Während ich dorthin auf dem Weg war, habe ich im alten Gefängnis von Melbourne ein Fest zum 2600. Geburtstag von Buddha gesehen (davon mehr nächstes Wochenende, heute nur dieses Bild):









Auf dem Weg nach hause wurde mir dann erst ein Flyer für ein Konzert des Melbourner Symphonieorchesters in die Hand gedrückt und dann bin ich an der Staatsbibliothek auf eine riesige, bunte Demonstration gestoßen, die heute für die gleichgeschlechtliche Ehe demonstriert (und ich wäre vielleicht auch mitgegangen, wenn nicht mein Assignment auf mich gewartet hätte).
















So habe ich mein Assignment bis zur Teilaufgabe e fertiggemacht (hurra! Nur noch f und g!) und war abends beim Melbourner Symphonieorchester, das heute in St. Paul's Cathedral zeitgenössische russische Kirchenmusik gespielt und gesungen hat.

Samstag, 12. Mai 2012

Falken und Dämonen

Heute war ich nach der Uni wieder mal einkaufen und habe danach meine Einkäufe gleich weiterverarbeitet, nur um festzustellen, dass ich nicht genug Gefäße hatte. Genau gesagt habe ich nur eine Schüssel (die war schon voll) und im Topf konnten die Kartoffeln nicht bleiben, weil ich den brauche, um Kaffee zu kochen. Also habe ich mir noch eine neue Schüssel gekauft, konnte den Topf leermachen und darin meinen Rhabarber kochen - und musste den dann so lange kochen, bis das Volumen weit genug reduziert war, damit es in die einzige verbliebene Müslischale passte. Ich vermisse meine Küche.

Danach habe ich mich dann auf den Weg gemacht zum Fairtrade-Festival, das heute stattfand. Es bestand hauptsächlich aus ziemlich vielen Verkaufsständen, an dem man alles von Kleidung über Badematten und Seife bis zu Schokolade und Kaffee kaufen konnte - und einem Vortragsprogramm, das den ganzen Tag lief und ziemlich interessant war; sie haben über ihre bisherigen Erfolge erzählt (Fairtrade-Yak-Käse in Tibet und Yak-Wolle-Produkte), über merkwürdige Begebenheiten, wo indigene Völker nicht mehr jagen dürfen, weil UmweltschützerInnen in ihrem Jagdrevier eine seltene Tierart schützen wollen und - erfreulicherweise - dass sich weltweit die extreme Armut halbiert hat.
Hier ist noch das Video zu einer Geschichte über Fairtradeschokolade:



und hier noch eine andere Geschichte, die ich sehr süß fand:
als sie eines Tages einen Vortrag über Fairtrade-Produkte vor einer Schulklasse hielten, war die davon so begeistert, dass sie - und ihre ganze Schule - sich entschlossen haben, nur noch Fairtrade-Schokolade zu kaufen und zu essen und jetzt sammeln sie immer die kleinen Fairtrade-Logos von allen ihren Packungen und schicken sie in Zwanzigerpaketen an Schokoladenkonzerne ohne Fairtrade mit der Bemerkung: "Wenn Sie auch Fairtrade anbieten würden, hätte das Ihr Profit sein können."

Danach habe ich durch ein Labyrinth von Fußgängerbrücken den Weg zum riesigen Melbourne Cricket Ground gefunden und mir mein erstes Aussie-Rules-Football-Spiel angesehen. Es spielten die Hawthorne Hawks (Falken, obwohl ihr Maskottchen aussah wie eine Ente (Bild oben rechts)) gegen die Melbourner Demons (Dämonenmaskottchen rechts unten), was zur Folge hat, dass zahllose Melbourne-Fans mit roten, leuchten Teufelshörnchen rumlaufen) und selbstverständlich haben die Hawks die Demons plattgemacht (60:23).
Aussie Rules Football ist unglaublich schnell und es ist praktisch alles erlaubt: Ball schießen, werfen und tragen, Leute anrempeln, festhalten, zu Boden zerren und ihnen den Ball aus der Hand schlagen. Das Spiel geht extrem schnell voran und es ist tatsächlich ziemlich spannend - aber ehrlich gesagt ziehe ich Rugby vor, Football ist mir einfach zu hektisch.

Freitag, 11. Mai 2012

Die 8-Stunden-Bewegung

Falls jemandem die Geschichten aus der Uni auf die Nerven gehen: nur noch zwei Wochen, dann ist die Vorlesungszeit vorbei :)
Heute in der Statistischen Physik: der Schleimpilz. Eigentlich nur Einzeller, die nicht besonders interessant sind, aber: wenn man sie hungern lässt, dann senden sie eine Chemikalie aus, die dafür sorgt, dass die anderen Schleimpilzzellen sich zusammenrotten, und dann - wenn man sie weiter hungern lässt - einen kompakten Klumpen bilden, der dann einen Arm nach oben ausfährt, dort einen kleinen Klumpen mit Sporen ausbildet, der dann platzt, sodass die einzelnen Zellen auf ein größeres Umfeld verteilt wurden, wo sie eine Chance haben, etwas zu essen zu finden. Bemerkenswert schlau für einen Haufen Einzeller ohne Intelligenz. (falls es sich jemand ansehen möchte: hier gibt es ein Video davon auf Youtube)
Und man kann mathematisch, ausrechnen, wie und warum! (Und wie sich Glühwürmchen synchronisieren :)











Heute haben wir endlich unseren Vortrag über Neutrinomassen gehalten (ist ganz gut gelaufen, wir haben allerdings alle noch keine Noten bekommen) und weil wir darüber alle so glücklich waren, habe ich danach nochmal eine Runde Schokoladenkuchen geschmissen (Hier meine Vortragsmitmenschen: von links nach rechts: Pere, Michael und Sinem). Meine Arbeitsgruppe außerhalb des Büros war wieder nicht für Kuchen zu begeistern, dafür habe ich damit ein paar der Tieftemperaturphysiker aus dem sechsten Stock glücklich gemacht :)

Abends war ich mal wieder im Theater, bei einem wunderschönen, aber etwas traurigen Tanztheater-Stück, das von einer Großmutter handelt, die stark unter Alzheimer leidet und von ihrer Familie gepflegt wird. Interessant dabei: das Stück wurde in Zusammenarbeit mit der australischen Alzheimerforschungsgruppe geschrieben und Interviews von Menschen, die Angehörige mit Alzheimer pflegen, waren die Grundlage dafür.

Rechts das Gebäude, in dem die Theater und die Opernbühne untergebracht sind.

Danach habe ich etwas herausgefunden: quasi bei mir um die Ecke steht ein Denkmal für die "Acht-Stunden-Bewegung", bei der ich (schlussfolgernd aus europäischer Geschichte und vielen Fantasy-Büchern) immer eine extrem grausame Geschichte vermutete, bei der eine Revolution nach acht Stunden höchst blutig beendet wurde, und erst letztens ist mir aufgegangen, dass damit die Gewerkschaften gemeint sind, die den Acht-Stunden-Arbeitstag durchgesetzt haben.

Donnerstag, 10. Mai 2012

Oder waren es zwei Kennedy-Attentäter?

Es überrascht wahrscheinlich niemanden, dass ich auch diesen Tag mit Uni, der Präsentation für den Vortrag morgen und meinen Assignments zugebracht habe, aber abends habe ich etwas Lustiges gefunden: eine öffentliche Diskussion (eingerichtet von der sozialistischen Partei) darüber, warum die meisten Verschwörungstheorien Unsinn sind.
Stattfinden sollte das Ganze in der Trade's Hall, (was ungefähr so konkret ist wie "Wir treffen uns am Alexanderplatz", da es in der Trade's Hall genug Räume gibt, um ein halbes Comedyfestival dort auszurichten), wo ich erstmal in die wöchentliche Gogo-Tanz-Stunde (?) gestolpert bin und dann den richtigen Raum gefunden habe. Dort stellte sich heraus, dass die öffentliche Diskussion eigentlich das wöchentliche Treffen der sozialistischen Partei Melbourne war, die allerdings mit Vortrag und Diskussion über Verschwörungstheorien begann.
Und abgesehen davon, dass der Vortragende den Großteil der Zeit damit verbracht hat, zu betonen, dass Marxismus eine viel bessere Theorie ist als jede Verschwörungstheorie, war es relativ interessant, dass er Verschwörungstheorien nicht einfach als Unsinn abgetan hat, sondern erklärt hat, warum sie auch gefährlich werden können.

Zuhause weiterhin Statische Physik Assignment.

P.s. Mein Blog wurde heute genau 4000mal aufgerufen. Hurra!

Mittwoch, 9. Mai 2012

Laaanger Tag

Heute in der Astrophysik:
Im Laufe der Zeit wurde das Universum meistens als offen angenommen (heißt: es dehnt sich einfach immer weiter aus), alle paar Jahre kamen mal wieder Theorien auf, die gesagt haben, es wäre doch geschlossen (heißt: es dehnt sich nicht unbegrenzt aus), und die einzigen, die schon immer gesagt haben, es wäre flach, waren die theoretischen TeilchenphysikerInnen - und zwar nicht aus physikalischen Gründen, sondern nur, weil weil sich dadurch die Gleichungen vereinfachen und eine sehr elegante Lösung ergeben.
Und jetzt sieht es heraus, als wäre das Universum tatsächlich flach - aber niemand weiß, warum.

Der Großteil des Tages ging dafür drauf, die 40 Folien meiner VortragskollegInnen in unsere gemeinsame Präsentation einzuarbeiten, bis ich gegen 16 Uhr die Nase voll hatte und mit Ben beim Uni-Yoga war.
Dann habe ich es gerade noch rechtzeitig zu meiner Verabredung geschafft: einer aus meiner Unilodge (Dennis), studiert irgendetwas Ingenieuriges und fragte, ob ich ihm bei einer Hausarbeit helfen könnte.
Ihr kommt nicht drauf, was es war:
Aus irgendeinem Grund hatte er ein Flugzeug gegeben plus Liste mit Crew, Passagieren, Catering, Gepäck und Luftfracht und musste alles so auf die einzelnen Teile verteilen, dass es rechts-links und vorne-hinten ausgeglichen war UND man durfte nicht einfach das Gewicht gegeneinander aufrechnen, sondern musste für jeden Teil in Tabellen nachschauen, welcher Gewichtsbereich zu welcher Zahl gehört UND man durfte es auch nicht einfach ausgleichen, sondern es musste ein genaues Verhältnis herauskommen, das man für das Flugzeug erst ausrechnen musste. Manmanman.
Es endete damit, dass Dennis die Aufgaben von jemand anderem abschrieb und ich die Leute aus meiner Unilodge kennen lernte: Jason aus England (auch Ingenieur), Ahmed (der gerade dazukam, als wir eine Tiere-essen-oder-nicht-essen-Diskussion hatten - mit drei Hotdogs in der Hand), Not (was lustig ist, wenn er vorgestellt wird: "He is Not." (er ist nicht.)) und Kevin aus Connecticut, der - möchte jemand raten? - Wirtschaft studiert :)


Auch den Rest des Tages habe ich nur damit verbracht, Assignments zu rechnen, deshalb ist das Bild des Tages schon etwas älter: eines Tages, als ich zum Victoriamarkt ging, machten ein paar Vögel im Baum über mir unglaublichen Krach, also sah ich nach - und es war einer dieser bunten exotischen Vögel, die man sonst nur im Zoo sieht - da habe ich mich gefreut.
(miese Qualität kommt vom digitalen Zoom)