Donnerstag, 3. Mai 2012

Goldilocks Eintopf

Etwas Lustiges, fast Unphysikalisches aus der Uni heute:
wenn man zwei bestimmte Chemikalien zusammenkippt und einen Katalysator dazugibt, dann wird das ganze Gemisch pulsierend bunt: rot, violett, blau, orange, gruen, dann geht das Ganze wieder von vorne los, stundenlang.
Das funktioniert aber nur, wenn man das richtige Verhaeltnis von Chemikalien zusammenkippt - nicht zuviel und nicht zuwenig - also schrieb mein Dozent dazu an die Tafel: "Goldilocks relation." (Goldlöckchens Verhältnis)
Und ich schaute mir das an und fragte mich, wer dieser Goldilock ist. Und was das fuer ein Verhaeltnis sein soll (sowas wie der goldene Schnitt?). Und wie es diesem armen Menschen mit diesem ueberaus putzigen Namen zu Schulzeiten ergangen ist. Und so weiter.
Ich loese unten auf, wie es gemeint war, falls irgendwer kurz raetseln moechte :)

Abends war ich mal wieder bei einem guten Vortrag, diesmal von der philosophischen Fakultät: "Warum die Stoiker glauben, dass es keinen guten Weg gibt sich zu grämen." Seltsamer Titel, aber es ging darum, dass der Professor gerade ein Buch über Glück geschrieben hatte und die Thesen aufstellte, dass man (unter anderem) glücklich ist, wenn man Beziehungen, Projekte und dergleichen hat, die einem wichtig sind und zum anderen, dass man glücklich ist, wenn man möglichst unabhängig ist (grob gesagt). Der Vortrag bestand darin, dass er seine Thesen gegen die der Stoiker abgewägt hat, die (grob zusammengefasst) sagten: sobald man sich an etwas/jemanden bindet, ist man verletzbar, dann sorgt man sich, kann nicht klar denken, ist reizbar, abhängig und so weiter (abgesehen von so grundlegenden Dingen wie Bindungen an Kinder und so weiter). Deshalb muss man sich (wie Diogenes im Fass) von allen Abhängigkeiten und entsprechend allem Gram befreien und nur dann wird man glücklich.
Interessantes Thema, aber letztendlich bestand die Antwort des Professors nur darin, dass man eine Balance zwischen beidem finden muss, dass man sich zwar nicht abhängig machen darf, aber ohne Bindungen auch nicht glücklich wird.
Aber: ich habe etwas über Ectitus und Cicero gelernt :)

Abends habe ich mal wieder eine Riesenladung Wäsche gewaschen und dabei das Rätsel gelöst, das die Menschheit schon seit Ewigkeiten beschäftigt: Wo sind die anderen einzelnen Socken? Tja, die sind alle hier, hinter den Waschmaschinen in der Unilodge in Melbourne :)








Mit "Goldilocks" ist Goldlöckchen aus dem Märchen mit den drei Bären gemeint, in dem Goldlöckchen in das Haus der drei Bären (Mama, Papa und Kind Bär) einbricht und alles ist immer im gleichen Verhältnis: Papas Stuhl ist zu hoch (Brei zu heiss, Bett zu hart), Mamas zu niedrig (Brei zu kalt, Bett zu weich), Kind Bärs Stuhl (Brei, Bett) genau richtig. Und Goldlöckchen entscheidet sich immer fuer die mittlere Variante.
So wie bei den Chemikalien: zuviel (Papa Bär) ist schlecht, zuwenig (Mama Bär) ist schlecht, mittel (Kind Bär) ist genau richtig. Goldlöckchens Verhaeltnis halt. Da muss man mal drauf kommen ...
Schade. Ich haette es lustig gefunden, wenn es einen chemischen Physiker namens Goldilocks gäbe.