Donnerstag, 24. Mai 2012

Talk like a pirate year

Rachel (unsere Professorin in Astrophysik) hat uns heute erklärt, wie das in der Wissenschaftswelt mit dem Zitieren funktioniert und wie wichtig es ist, von anderen Leuten zitiert zu werden, denn:
Die Uni Melbourne liegt in ständigem Konkurrenzkampf mit einer anderen Uni, deren Namen ich nicht ganz verstanden habe, und womit Melbourne (zumindest im Wissenschaftsbereich) ganz knapp vorne liegt, ist der H-Faktor (dass ist der Faktor, der einem sagt, dass jemand H Publikationen hat, die von H Leuten zitiert wurden) und einer geringfügig größeren Anzahl von Publikationen in "Nature", die wiederum ein klein bisschen prestigeträchtiger ist als die nächste Zeitschrift in der Liste. Das alles ist so knapp, dass eine Publikation mehr oder weniger den Unterschied machen kann zwischen Platz 1 und 2.
Und jetzt haben sie für die nächsten zehn Jahre oder so verloren, weil ein Prof an der anderen Uni einen Nobelpreis bekommen hat.

Was mir dabei aufgefallen ist: wie AustralierInnen sprechen. Insbesondere wenn man mit dem Buchstaben R (in der Astrophysik verwendet für Skalenfaktoren) rechnet, klingen AustralierInnen wie PiratInnen, weil "r" bei ihnen klingt wie "aaarrrrrrrrrrr". Ich habe danach Pere gefragt, ob sie eigentlich jedes Jahr den "Talk like a pirate day" genießen (jedes Jahr am 19. September und dieses Jahr zum 10. Mal (hurra!) darf man einen Tag lang an jeden beliebigen Satz Dinge anhängen wie "und ne Buddel Rum", "ich lass dich gleich kielholen du Landratte" und "haarrrr", worin die AustralierInnen ungeschlagen sein dürften). Daraufhin klärte mich Pere auf, dass in Australien das ganze Jahr "Talk like a pirate day" ist.
(Nebenbei: dabei stiegen wir in den Fahrstuhl, der mich etwas überraschte, weil er zur Zeit so aussieht: Das Weiße ist Pappe.)

Abends war ich bei einem "Freies Mittwochskino"-Abend in der Staatsbibliothek, bei dem sie heute einen Film namens "The Tents" gezeigt haben, in dem es um die New York Fashion Week (die bisher tatsächlich in "den Zelten" abgehalten wurde) ging. Nach einer etwas ermüdenden halben Stunde, in der die OrganisatorInnen der Fashion Week sich und die amerikanische Modeszene beweihräuchtern, haben sie tatsächlich gut und interessant erzeigt und erklärt, wie die ganze Veranstaltung funktioniert (zum Beispiel: Die DesignerInnen organisieren ihre Shows kaum selbst, sondern sie berauftragen wiederum Agenturen, die dann ihre Modelagenturen beauftragen ... und so weiter) und dann war es ziemlich interessant.

Übrigens habe ich heute gesehen: die Regierung (ich weiß allerdings nicht, ob die des Bundesstaates oder die von ganz Australien) hat angekündigt, den Bildungsetat zu kürzen - und zwar um so viel, dass ein Drittel der gesamten Förderung für die Unis wegfällt, was (keine Ahnung, ob die Zahl stimmt, ich habe es auf einem Flugblatt gelesen) zu doppelt so hohen Studiengebüren führen würde, neben den üblichen Kürzungsmaßnahmen wie größeren Kursen, Streichung von Orchideenfächern und so weiter.
Fast wie daheim.