Nach einem ziemlich heftigen Sturm
heute Nacht (wurde mir erzählt. Ich habe geschlafen wie ein Stein)
sind wir heute in dem Ort angekommen, den wir eigentlich gestern
erreichen wollten: Mount Gambier, dem ersten Ort hinter der Grenze
zum nächsten Bundesstaat (Südaustralien), weshalb wir heute unsere
Uhren umstellen mussten. Nicht eine Stunde, nicht zwei Stunden, nein:
eine halbe Stunde.
Der Ort ist eigentlich berühmt für
seine durch Vulkane entstandenen Kraterseen, von denen einer
wunderschön blau sein soll. Da es allerdings immer noch die ganze
Zeit geregnet hat und der Himmel entsprechend gräulich war, hatte
auch der See ein eher unspektakuläres moosgrün, also
haben wir uns stattdessen Aktivitäten für drinnen gesucht:
zuerst waren wir in einem Höhlensystem,
das von den ersten SiedlerInnen hauptsächlich als Müllhalde benutzt
wurde, bis nach mehreren Jahrzehnten die Gemeinde beschlossen hat,
nachzusehen, wohin genau eigentlich dieses Loch im Boden führt, in
das immer alle ihre Whiskydestillerieabfälle gießen, hat einen
armen Menschen an einem Seil herabgelassen und Höhlen gefunden, die
geologisch interessant sind, weil sie keine Tropfsteinhöhlen sind,
und noch viel interessanter, weil dort jährlich hunderte
TaucherInnen mit fünfzig Kilo Ausrüstung die Treppen hinunter
watscheln und in diesem Loch zum Höhlentauchen gehen.
Im Ort haben wir uns dann –
themenverwandt – den ziemlich ungewöhnlichen Höhlengarten
angesehen
und waren in der örtlichen
Kunstgalerie, die für einen 23.000-EinwohnerInnen-Ort ziemlich
interessant war (das Thema der derzeitigen Kunstwerke war: Lebensraum
Wald)
Und dann war es auch schon Mittag und
wir haben einen interessanten Versuch zu verzeichnen, uns etwas zu
essen zu besorgen: wie wir so durch die Hauptstraße wanderten, kamen
wir am „OK – Pastetenladen“ vorbei. Nicht „grandios“, nicht
„die besten in ganz Südaustralien“, sondern nur okay. Also
dachten wir uns, das müssen wir doch mal ausprobieren. Drinnen
standen wir vor dem üblichen Problem: es gab alle Arten von Fleisch
und Fleisch-Gemüse und Fleisch-Fleisch-Kombinationen, aber die
einzigen Sorten ohne Fleisch im Namen waren Curry, Kartoffel und
Gemüse. Also wählte mein Besuch Kartoffel, nur um dann
festzustellen, dass unter der sehr guten Kartoffelbrei-Käseschicht
in der Pastete eine Fleischsaucen-Schicht war. Im Endeffekt aß er
also nur die oberste Schicht und wir konnten der Selbsteinschätzung
des Ladens zustimmen.
Immer noch hungrig waren wir danach bei
der Bibliothek, in der man in der Bibliothek Kaffee trinken konnte
und dazu unbegrenzt und schnelles Internet hatte (nebenbei haben wir
dort auch noch unsere Vermieterin von der Nacht zuvor getroffen).
Und dann ging es weiter Richtung
Kingston, unserem heutigen Tagesziel, gut hundert Kilometer. Und da
wir jetzt in Südaustralien angekommen sind, verlief die Fahrt
ungefähr so, wie man sich das in Australien vorstellt: die Straße
zieht sich relativ gerade bis zum Horizont entlang, links und rechts
sind Wiesen und ein paar Bäume mit ein paar Schafen und Kühen drauf
und sonst nichts. So viel Nichts in der Tat, dass wir nach einer
Stunde dieser Fahrt bei einem Auto, das uns entgegen kam, überlegt
haben, ob wir anhalten und uns mit ihm unterhalten sollten, einfach,
weil es so nett war, wieder einem anderen Menschen zu begegnen.
Kingston selbst (die Hummerhauptstadt) entpuppte sich dann als erschütternd unterkunftslos, sodass wir
– da es noch Nachmittag war – einfach beschlossen haben, zum
nächsten Ort weiterzufahren: 130 Kilometer (das stimmt nicht ganz,
nach etwa achtzig Kilometern kommt schon ein anderer Ort, in dem es
allerdings auch keine Übernachtungsmöglichkeiten gibt), sodass wir
dann, kurz bevor die Sonne ganz untergegangen war, in Meningie
angekommen sind, einem 940-EinwohnerInnen-Ort, aber immerhin mit Restaurants und einem Pub.