Dienstag, 3. Juli 2012

Zehn Tage mit Kuschelfischen: Tag 8 (29.06.)

Nachdem sich der Tauchchef am ersten Tag davon überzeugen konnte, dass wir alle nicht komplett unfähig waren, ging es heute so richtig zur Sache: fünf Tauchgänge hatten wir insgesamt (im Rhythmus: essen (1. Frühstück), tauchen, essen (2. Frühstück), tauchen, essen (Mittagessen), tauchen (das heißt: Wetsuit an, Wetsuit aus, Wetsuit an, Wetsuit aus …) und so weiter. Denn: heute waren wir am grandiosen Osprey Reef, einer riesigen, hohen Koralleninsel am äußersten Rand des Riffs, an dem man wie an einer Wand entlang tauchen kann und neben einem ist der Abgrund, tausend Meter in die Tiefe (laut Captain). 

Am Anfang wurden wir also einfach an der Felswand abgesetzt und konnten uns dann von der Strömung zum Boot zurücktreiben lassen – und haben noch eine Schildkröte gesehen!
Beim zweiten Tauchgang wurde es noch besser: auf einem Korallenblock wurde ein Käfig mit Fischköpfen abgestellt, wir haben uns ringsum an den Korallenwänden festgehalten, dann wurde der Käfig geöffnet und vierzig Haie und Kartoffelköpfe haben sich auf das Essen gestürzt – in einem riesigen Gewimmel aus Flossen und Zähnen und Schwärmen von kleineren Fischen, die die kleinen zerfledderten Reste gefressen haben. Mit der restlichen Luft sind wir dann wieder an der Wand entlang getaucht und die ganze Zeit über waren überall Haie – wir haben sogar einen Hammerhai gesehen, Matteo, mein italienischer Tauchinstruktor-Buddy (siehe Foto links mit dem Hammerhai-Taucherzeichen), hat sich gefreut wie verrückt und konnte damit alle anderen neidisch machen. Wir hatten Spaß :)



Die nächsten beiden Tauchgänge waren an einer anderen Stelle, wo es mehr weiche Korallen gibt, die dann weniger wie Unterholz aussehen, sondern wie riesige, wehende Farnwälder. Wunderschön. Allerdings war ich nach dem vierten Mal dann so erledigt, dass ich mich einfach nicht mehr aufraffen konnte, mich nochmal in den nassen, kalten Wetsuit zu zwängen, die nassen, kalten Schuhe anzuziehen, siebeneinhalb Kilo Blei um mich herum zu wickeln, zehn Kilo Tauchausrüstung auf den Rücken zu hieven und dann ins kalte Wasser zu springen.
Also habe ich mir stattdessen eine Tasse Tee gekocht und mein Logbuch vervollständigt und dabei habe ich Heather kennen gelernt: Heather arbeitet als Hostess hier auf dem Schiff, ist Amerikanerin, Veganerin und arbeitet in der Zentrale für WalfangegnerInnen (wo die ganzen Anti-Walfang-Kampagnen organisiert werden) und hat mir von ihren Aktionen in Japan erzählt. Hier übrigens noch etwas Positives: die japanischen Walfänger in der Antarktis konnten dieses Jahr ihre Quote nur zu 10% erfüllen, weil sie die ganze Zeit über von den Seashepherds behindert wurden. Das hört man doch gerne :)

Nach dem Abendessen ging es mit Volldampf weiter zum nächsten Riff (siehe Zeitplan):