Dienstag, 3. Juli 2012

Zehn Tage mit Kuschelfischen: Tag 6 (27.06.)

Heute sind wir morgens halb sechs aufgestanden und waren gegen sechs auf unserem ersten Tauchgang, und zwar einem ganz besonderen: dem Tieftauchgang (Pflicht für das Ablegen des Abenteuertauchkurses), bei dem man bis auf eine Tiefe von knapp 30 Metern absteigt. Und es war ziemlich cool: unser Tauchchef wollte uns zeigen, wie sehr sich die Umgebung in dieser Tiefe geändert hat und hatte folgendes dabei:
  • eine leere (mit Luft gefüllte) Wasserflasche, die in der Tiefe (vierfacher Luftdruck) völlig zusammengequetscht war, in die er dann ein bisschen hineingeatmet hat, sodass sie später an der Oberfläche fast geplatzt ist, als sich die Luft wieder ausgedehnt hatte
  • rote Armbänder, die in der Tiefe schwarz aussahen, weil rotes Licht nur bis in ein paar Meter Tiefe gestreut wird
  • eine Dose Cola, die er geschüttelt hat wie verrückt – und trotzdem kam nichts raus, weil der Druck in der Tiefe immer noch stärker ist als der in der geschüttelten Dose
  • ein Stück Obst oder Gemüse, von dem wir raten sollte, was es war: da rot, orange und gelb nicht mehr wahrnehmbar waren, tippten wir auf Orange, Apfel oder Kiwi. Und was war es? Eine Tomate. Die er dann nach oben geworfen hat und sofort kam ein Fisch angesaust (der meinen Tauchlehrer schon kennt und weiß, was passiert) und hat sie in Stücke gerissen
Dann kam noch etwas Lustiges: manche Leute fangen in der Tiefe an, sich schwummrig zu fühlen (die Lieblingsgeschichte aller TauchlererInnen ist die von dem einen Tauchschüler, der seine Sicherheitsluftquelle mal einem Fisch ins Gesicht drücken wollte, weil er dachte, er würde sonst ertrinken), deshalb gibt es folgende Übung: der Tauchlehrer hält bis zu 14 Finger hoch und man zieht diese Zahl von 15 ab und hält dann das Ergebnis hoch. Ich hatte damit kein Problem (ich glaube, solche Aufgaben liegen mir zu sehr im Blut), aber den anderen zuzuschauen war schon witzig: einige starrten einfach nur auf ihre Finger oder haben stattdessen angezeigt, wieviel Luft sie noch im Tank haben.

Danach hatten wir eine gute Stunde Pause und waren dann auf dem zweiten Tauchgang, den wir für den Abenteuertauchkurs brauchten: einem Unterwasserfoto-Ausflug, der ziemlich viel Spaß gemacht hat – endlich dürfen wir unter Wasser fotografieren!
Und auf dem Rückweg – eines meiner persönlichen Highlights – haben wir zwei Löwenfische gesehen! Ich war hin und weg. Von allen Fischen (also nicht den spektakulären Tieren, die alle sehen wollen – Haie, Schildkröten, Delphine etc) ist der Löwenfisch einer der schönsten und ich habe mir die ganze Zeit gewünscht, einen zu sehen. Hurra :)

Übrigens lustig: ich habe die zwei gesehen, aber Sylvia nicht, also habe ich versucht, ihr zu erklären, was dort herumschwamm, aber ich hatte das Taucherzeichen für Löwenfisch vergessen, also musste ich improvisieren und habe pantomimisch eine Löwenmähne und Fangzähne dargestellt. Im Nachhinein habe ich dann herausgefunden, dass auf ihrer anderen Seite einer der Tauchinstruktoren hing und das Gleiche versucht hat, nur mit dem korrekten Zeichen. Schlussendlich hat sie sie dann auch erkannt.

Dann gab es Mittagessen und danach waren wir nochmal tauchen (danach war ich dann auch so müde, dass ich auf dem Rückweg zwei Stunden am Stück geschlafen habe) und dieser Tauchgang war einer der besten: wir hatten endlich Sonne draußen und das Licht unter Wasser war phantastisch: wir haben einen riesigen Weißspitzenhai gesehen, der um uns herum geschwommen ist, eine Schildkröte, die von uns weggeschwommen ist und dann noch eine, die sich auf einem Korallenbeet ausgeruht hat und kurz bevor wir auftauchen mussten noch einen Einhornfisch. Wir waren selig :)

Auf dem drei-Stunden-Riesenwellen-hohe-Übelkeitsgefahr-Rückweg haben wir uns dann noch allen untereinander gratuliert (uns untereinander zu unserem Abenteuertaucher-Zertifikat, Cameron, der Tauchhilfslehrer mit der Engelsgeduld, wurde zum Tauchlehrer befördert, die beiden Italiener, die auf dem Boot mit auf uns aufgepasst haben, wurden zu Tauchmeistern erklärt und die Rettungstaucheranwärter wurden Rettungstaucher), Hai-Rettungs-Petitionen unterzeichnet, Logbücher und Fragebögen ausgefüllt, Zeugs zusammengepackt, Fotos ausgetauscht (und geschlafen) und dann waren wir auch schon wieder zurück.

Abends haben sich dann alle, die auf dem Boot waren, noch zu einem Abschiedsessen (hauptsächlich -trinken) getroffen, da ich aber morgen relativ früh abgeholt wäre, habe ich allen Aufforderungen, noch etwas zu trinken, widerstanden, musste aber natürlich ständig erklären, warum, und habe dann von allen Seiten versichert bekommen, dass ich es lieben werde (genau genommen haben zwei der Tauchlehrer versucht, mich zu überreden, sie als Tauchpartner anzuheuern, damit sie mitkommen können – so gut wird es).


Und weil ich als Erste gegangen bin, musste ich mich natürlich von allen (wesentlich angetrunkeneren) anderen verabschieden und das war ziemlich rührend; sogar Wayne (rechts), der grimmige südafrikanische Skipper, der aussieht wie ein Pirat, hat mich zum Abschied gedrückt und Cameron, der jetzt vollwertige Tauchlehrer mit der Engelsgeduld, hat mir seine Karte in die Hand gedrückt – also falls irgendwer mal vor der Herausforderung steht, unter den zahllosen Tauchschulen in Cairns eine gute herauszufinden – da kann ich jetzt weiterhelfen :)