Dienstag, 3. Juli 2012

Zehn Tage mit Kuschelfischen: Tag 2 (23.06.)

Und heute war es soweit; ich hatte den ersten Teil meines Tauchkurses (Equipment, wie man sich unter Wasser benimmt, atmet, mit eineR TauchpartnerIn zusammen taucht und wie man ausrechnet, wie lange man ins Wasser darf). Danach ging es ab in den Pool für die praktischen Übungen (Notfallatmen aus dem Schlauch der Tauchpartnerin, unter Wasser alles aus- und wieder anziehen, Wasser aus dem Schlauch pusten und was den Tauchlehrern noch so alles einfiel). Tauchkurs ist ein bisschen wie Führerscheinkurs, nur dass man mehr Gewicht mit sich herumschleppt und es mehr Spaß macht und man mehr Erfolgserlebnisse hat :) Mein Hilfstauchlehrer macht gerade selbst seinen Tauchlehrer-Fortgeschrittenen-Schein (oder so ähnlich) und hat entsprechend eine Engelsgeduld.


Abends war ich noch bei einem freiwilligen Vortrag über alles, was am Great Barrier Riff so herumkreucht und -fleucht (wird von der hiesigen Forschungsstation angeboten mit dem Hintergedanken, dass wir erstens mehr Rücksicht auf die Pflanzen nehmen, wenn wir mehr über sie wissen, dass wir zweitens vermutlich keine giftigen Lebensformen kitzeln werden, wenn wir wissen, wie gefährlich das werden kann und dass wir drittens mehr Spaß haben, wenn wir wissen, wo man die interessanten Fische finden kann). Und das war ziemlich witzig – bei der dritten harmlos aussehenden und hochgiftigen Lebensform wurden wir dann offiziell willkommen geheißen in „Australien, dem Land in dem einen ALLES umbringen kann.“ Es ging übrigens um eine Muschel, die das Muscheläquivalent ist von „Mama, Papa, ich werde VeganerIn“ - „Mama, Papa, ich werde jetzt giftig“ - sie hat nämlich einen Stachel entwickelt, mit dem sie zum Beispiel Menschen vergiftet, die versuchen, sie in die Tasche zu stecken.

Wovon ich aber eigentlich erzählen will (statt von den Fischen, die aussehen wie eine Farbfabrik - „die explodiert ist“ - oder den Fischen, die entweder grün oder blau sind, weil sie die Farbe wechseln, wenn sie glücklich sind oder angst haben - „also ständig“) ist die Lebensform, die unseren Vortragenden heute immer aufmuntert, wenn er an sie denkt.

Die Seegurke (links). Die Seegurke sieht aus wie eine verrottende Gurke, die am Meeresboden herumliegt, sie ernährt sich, indem sie quasi kontinuierlich den Meeresboden ableckt und die organischen Reste verdaut und wenn sie angegriffen wird, ist das einzige, was sie tun kann, ihre Lunge nach dem Angreifer zu werfen. (eine besonders bemitleidenswerte Spezies hat übrigens auch noch angst vor ihrem eigenen Schatten, weswegen es schon alleine unsensibel ist, sie vom Boden aufzuheben)

Für den nächsten wirklich deprimierten Moment im Leben hat uns der Vortragende daher heute den Tipp geben, an das „Besser-Fühl-Tier“ Seegurke zu denken, im Sinne von: ich hatte zwar einen echt schlechten Tag, aber immerhin bin ich keine Seegurke.